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em. HS-Prof. Mag. Mag. Dr. Eberhard Würzl

em. HS-Prof. Mag. Mag. Dr. Eberhard Würzl

Urverbindung: Welfia (09.11.1935)

Geboren: 01.11.1915, Wien
Gestorben: 11.09.2003, Wien
Hochschulprofessor (Akademie für Musik und Darstellende Kunst)
Politische Haft: 1941 Haft

Lebenslauf:

Würzl wurde als Sohn des niederösterreichischen Rechnungsbeamten Alfons Würzl (Kb) geboren. Er besuchte zuerst die Gymnasien in Seitenstetten (als Sängerknabe) und Linz und nach der Unterstufe die Lehrerbildungsanstalten in Linz und Wien I (Hegelgasse), wo er 1935 die Matura ablegte. Sein häufiger Wechsel der Gymnasien hatte mit der beruflichen Situation seines Vaters zu tun. Zuletzt wohnte er in Klosterneuburg und war auch im dortigen Gymnasialchor.

Dessen Leiter erkannte Würzls Begabung und animierte ihn zum Musik-Studium. Daher begann er nach der Matura das Studium der Orgel, Musiktheorie und Komposition sowie ab 1937 der Schulmusik an der Akademie für Musik und Darstellende Kunst in Wien, wo er der Welfia beitrat (Couleurname Horand).

Im Frühjahr 1939 stieß Würzl zur „Österreichischen Freiheitsbewegung“ (Gruppe Scholz-Kastelic-Lederer) des Klosterneuburger Chorherren Karl Roman Scholz. Bereits 1938 entstanden verschiedene gleichgesinnte Gruppen, die später unter diesem Namen zusammenfanden. Durch die Person von Scholz, der am 22. Juli 1940 verhaftet und am 10. Mai 1944 hingerichtet wurde, ist sie eine der bekanntesten Widerstandsgruppen. Sie wurde durch eine erste Verhaftungswelle im Juli 1940 – es wurden ca. 200 Personen inhaftiert – stark geschwächt.

Dieser Gruppe gehörten zahlreiche CVer an, darunter zahlreiche Angehörige der Welfia, was offenbar durch die Person des Klosterneuburgers Scholz zu erklären war. In Würzls Wohnung fanden konspirative Treffen dieser Gruppe statt. Zu dem von Scholz verfaßten „Lied von der Gerechtigkeit“ schrieb er die Melodie:

Es geht ein Sturm wie Frühlingsahnen
durch alle Völker, weit und breit,
und Fahnen wehen, schwarze Fahnen,
drauf rot der Blitz: Gerechtigkeit.

Die Erde bebt, die Legionen,
die Schwarzen ziehen in den Streit,
es hallt der Ruf der Millionen,
der Rache Schrei: Gerechtigkeit!

Und müssen auch wir Ersten sterben,
die Faust geballt, zum Sturm bereit,
es siegen erstens unsre Erben
und haben dann: Gerechtigkeit!

1940 wurde Würzl zur Deutschen Wehrmacht eingezogen und erreichte zuletzt den Dienstgrad eines Unteroffiziers. Da die Widerstandsgruppe verraten wurde, wurde er am 18. Januar 1941 festgenommen und zur Gestapo nach Wien überstellt. Mangels an Beweisen konnte er am 1. März 1941 nach sechs Wochen Haft zwecks „Frontbewährung“ zur Truppe zurückkehren und durch eine Erkrankung der Einkesselung in Stalingrad entgehen. Im besetzten Polen („Generalgouverment“) rettete er von der Verhaftung bedrohten Menschen das Leben, wofür er 1994 von Polen geehrt wurde. 1945 geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1947 zurückkehrte.

Von 1948 bis 1961 unterrichtete Würzl Musik am Bundesrealgymnasium Wien-Stubenbastei. 1959 bestand er zusätzlich die künstlerische Reifeprüfung in Kirchenmusik. In dieser Zeit begann er, sich fachlich für die schulische Musikerziehung zu engagieren. Daher wurde er 1961 zum Fachinspektor für dieses Fach für den Bereich des Stadtschulrates Wien ernannt. Im selben Jahr wurde er auch Chefredakteur der Zeitschrift „Musikerziehung“. Ab 1963 unterrichtete er auch das Fach Musikerziehung an der Akademie. In den Jahren 1970 bis 1974 war er Stellvertreter des Präsidenten bzw. Rektors der Akademie.

1972 wurde Würzl außerordentlicher Professor für Musikerziehung bzw. -pädagogik an der Akademie für Musik und Darstellende Kunst Wien, 1976 erfolgte die Ernennung zum ordentlichen Hochschulprofessor dieses Faches. Nach seiner Emeritierung 1980 studierte er Musikwissenschaften und Kunstgeschichte an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien (Dr. phil. 1987).1989 fand an der Musikakademie seine Sponsion zum Mag. art. statt.

Von 1974 bis 1980 war Würzl Präsident des Österreichischen Volksliedwerkes, von 1974 bis 1989 stellvertretender Vorsitzender der Österreichischen Gesellschaft für Musik, danach war er bis 1992 Vizepräsident der Johann Strauß Gesellschaft. Die Johann Strauß Forschung war neben der Musikpädagogik eine seiner Schwerpunkte. Er gehörte zu der nicht unbedeutenden Riege von Professoren an der Wiener Akademie für Musik und Darstellende Kunst, die dem CV angehörten, wie Hans Gillesberger (AIn), Vinzenz Goller (Wl), Ferdinand Habel sen. (Nc EM), Franz Kosch (Aa), Ernst Tittel (Walth EM) und Erik Werba (Alp)..

Würzl war seit 1934 auch Mitglied der MKV-Verbindung Arminia Klosterneuburg (dort hatte er den Couleurnamen Isegrim) und wurde in Ottnang am Hausruck (Oberösterreich) begraben.

Werke:

(Auswahl)
Johann Strauß. Höhen und Tiefen der Meisterjahre 1884 bis 1894 (Phil. Diss. 1987).

Quellen und Literatur:

Verbindungsarchiv Welfia (Gerhard Fuchs).
Bekenntnis zur österreichischen Musik in Lehre und Forschung. Eine Festschrift für Eberhard Würzl zum achtzigsten Geburtstag am 1. November 1995. Hg. von Walter Pass (=Schriftenreihe vom Pasqualitihaus 11). Wien 1996.
Hartmann, Gerhard (Baj): Für Gott und Vaterland. Geschichte und Wirken des CV in Österreich. Kevelaer 2006, S. 452.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 393f.