Wartungsfunktionen

HR Prof. Ferdinand Habel sen.

HR Prof. Ferdinand Habel sen.

Ehrenmitgliedschaften: Norica

Geboren: 20.09.1874, Mariaschein (Bohosudov, Nordböhmen)
Gestorben: 13.03.1953, Wien
Domkapellmeister (St. Stephan, Wien), Chorleiter, Lehrer an der Akademie für Musik und darstellende Kunst Wien

Lebenslauf:

Habel wurde als Sohn eines Schuhmachermeisters in eine sehr musikalische Familie hineingeboren. Noch während seiner Volksschulzeit von 1880 bis 1888 erhielt er Musikunterricht in Klavier, Violine, Flöte sowie Gesang. Zwecks musikalischer Weiterbildung wurde er 1890 von seinen Eltern nach Wien geschickt. Er besuchte dort die dreiklassige Lehranstalt für Kirchenmusik, die von dem späteren Domkapellmeister in St. Stephan, August Weirich (Nc EM), geleitet wurde, und wo er Unterricht in Theorie und Orgelspiel erhielt. 1893 holte er auch die Abschlußprüfung für Bürgerschulen an der (später so genannten) Hauptschule in Wien-Landstraße (Hainburgerstraße) nach.

1894 konnte Habel die Lehramtsprüfung für den Unterricht in Gesang an Mittelschulen (nunmehr Höhere Schulen) und zusätzlich in Orgelspiel an Lehrerbildungsanstalten ablegen. Ab 1894 war er Organist an der Wiener Dominikanerkirche und dann ab 1898 nach dem Weggang Weirichs dort Chordirektor (regens chori). Im Gefolge einer Männerwallfahrt nach Mariazell entstand 1896 der Sängerbund „Dreizehnlinden“, dessen künstlerische Leitung Habel übernahm. Ursprünglich ein reiner Männerchor entwickelte er sich im Lauf der Zeit zu einem gemischten Chor.

Nicht zuletzt durch einen Kontakt mit Eduard Strauss, dem jüngsten Bruder der Strauss-Dynastie, überlegte Habel, sich 1898 um die Kapellmeisterstelle des damals vor der Eröffnung stehenden Jubiläumstheaters (heute Volkstheater zu bewerben), blieb aber der Kirchenmusik treu und eröffnete 1898 eine Privatschule für Gesangs- und Orgelunterricht. Mit 16. September 1899 konnte er eine Stelle als Gesangslehrer an einer Wiener Realschule antreten, wechselte aber mit 15. September 1915 als solcher an ein Landeslehrerseminar in Wien (hieß dann spätere Lehrerbildungsanstalt).

Im September 1903 wurde Habel zum Lehrer an der Lehranstalt für Kirchenmusik des Wiener Cäcilienvereins (später Allgemeinen Kirchenmusikvereins) für alle Theoriefächer, Instrumentalansatz, Partiturspiel, Gregorianischen Choral und katholische Liturgie ernannt. Ab September 1905 unterrichtete er am Landeslehrerseminar (Lehrerbildungsanstalt) in Wien-Hegelgasse.

Am 29. Oktober 1913 wurde Habel zum Lehrer in der damaligen IX. Rangklasse ernannt und damit in den Beamtenstatus übernommen. Mit 1. November 1913 wurde er Lehrer an der k. k. Akademie für Musik und darstellende Kunst ernannt (damals IX. Rangklasse, entsprach einem Ministerialkommissär). Im Zuge der Änderung der Rang- bzw. Dienstklassen wurde er mit 31. Dezember 1923 in die Dienstklasse V übergeleitet (entsprach einem Ministerialoberkommissär). 1932 erlitt er durch einen Schlaganfall eine partielle Lähmung der rechten Gesichtshälfte, so daß er teilweise vom Unterricht an der Akademie freigestellt wurde. Trotzdem erwarb er sich dort einen besonderen Ruf als Lehrer der Harmonielehre ab 1918. In dieser Zeit hatte er auch engen Kontakt mit Vinzenz Goller (Wl). Im Zuge des Abschlusses 1938 blieb er unbehelligt.

Im März 1921 wurde Habel in Nachfolge des verstorbenen August Weirich zum Domkappellmeister von St. Stephan ernannt. In dieser Eigenschaft führte er bedeutende Werke der kirchenmusikalischen Literatur auf und baute den Domchor zu einem bedeutenden Klangkörper aus. Diese Funktion übte er bis 1946 aus. Er gehörte zu der nicht unbedeutenden Riege von Professoren an der Wiener Akademie für Musik und Darstellende Kunst, die dem CV angehörten, wie Hans Gillesberger (AIn), Vinzenz Goller (Wl), Franz Kosch (Aa), Ernst Tittel (Walth EM), Erik Werba (Alp) und Eberhard Würzl (Wl).

Habel hatte seit 1893 durch August Weirich Kontakt zur Norica, wurde dort zuerst Hospitant und schließlich 1899 Ehrenmitglied (Couleurname Staberl). Er nahm regelmäßig an größeren Veranstaltungen seiner Verbindung teil. Mit Friedrich Funder (Cl, Nc) hatte er dort zeitlebens engen Kontakt. Habels Trauzeuge war der spätere Chefredakteur der „Reichspost“, Petrus Thaler (Nc). Er ehelichte Maria, geb. Übelhör, Schwester von Robert Übelhör (Nc) und Tante von Alfons Übelhör (Nc).

Deren Sohn war Ferdinand Habel jr. (BbW), der nach der Jugend-Kundgebung im Wiener Stephansdom verhaftet wurde und 1940 im KZ Mauthausen an Hungertyphus starb. Eine ihrer Töchter heiratete Hans Schmitz (Nc). Die beiden waren die Eltern von Wolfgang Schmitz (Nc) und Georg Schmitz (Nc). Eine andere Tochter heiratete Hans Linhart (BbW), die beiden waren die Eltern des späteren Diplomaten Norbert Linhart (Cl) sowie Großeltern des ebenfalls späteren Diplomaten Michael Linhart (BbW) und späteren Bregenzer Bürgermeisters Markus Linhart (BbW).

Habel wurde im zeitlichen Umfeld seines 60. Geburtstages der Berufstitel Hofrat verliehen. Er stürzte am 12. März 1953 nach der Heimkehr von einem Tarockabend auf der unbeleuchteten Treppe seines Wohnhauses, verletzte sich schwer und starb am nächsten Tag. Er wurde auf dem Friedhof Wien-Hernals begraben (F/4).

Quellen und Literatur:

Schmitz, Georg (Nc): Ferdinand Habel (1874–1953), in: Singende Kirche 46 (1999), Heft 1, S. 21–25.
Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsdirektor i. R. Heinz Hafner Am, Mitteilung 28. 6. 2021).