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Univ.-Prof. P. Dr. Hugo Hantsch , OSB

Univ.-Prof. P. Dr. Hugo Hantsch , OSB

Urverbindung: Ferdinandea (Prag) zu Heidelberg (07.10.1913)

Bandverbindungen: AIn, NdW, S-B

Geboren: 15.01.1895, Teplitz-Schönau (Teplice-Šanov, heute Teplice, Nord-Böhmen)
Gestorben: 06.08.1972, Wien
Universitätsprofessor (Allgemeine Geschichte der Neuzeit), ÖCV-Amtsträger, Ordenspriester (OSB)
Politische Haft: 1938 Polizeigefängnis Wien, 1938/39 KZ Buchenwald

Lebenslauf:

Hantsch wurde als Sohn eines Industrieangestellten geboren, besuchte zuerst das Gymnasium in Prag und dann in Teplitz-Schönau, wo er 1910 als erster Fuchs bei der katholischen Pennalie Herzynia Teplitz aktiv wurde. Nach seiner Matura mit Auszeichnung im Jahr 1913 trat er, der in einem religiösen Elternhaus aufgewachsen war, am 21. August 1913 als Novize in das Stift Melk ein, wo damals sein Großonkel Amand John Abt war.

Hantsch begann gleich danach das Studium an der Theologischen Fakultät der deutschen Karl-Ferdinands-Universität Prag, wo er der Ferdinandea beitrat (Couleurname Faßl). Im Herbst 1915 wechselte er an die Theologische Fakultät der Universität Innsbruck (abs. theol. 1917), wo er bei der Austria aktiv war. Am 8. September1917 legte er die feierliche Profeß ab und wurde am 30. Juni 1918 in St. Pölten zum Priester geweiht. Anschließend begann er für einen späteren Einsatzes am Stiftsgymnasium das Studium der Geschichte, Germanistik und Geographie an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien (Dr. phil. 1921). Im März 1921 legte er die Lehramtsprüfungen für Gymnasien in den Fächern Deutsch und Geschichte ab.

Hantsch wandte sich aber in der Folge der historischen Forschung zu, war 1922 Archivar am Bayerischen Staatsarchiv München und 1923/24 am Hausarchiv der Grafen Schönborn im unterfränkischen Wiesentheid (Landkreis Kitzingen, Bayern). Dort nahm er auch die Gelegenheit zu Studien an der Universität Würzburg wahr. Von 1924 bis 1927 absolvierte er den Kurs am Institut für Österreichische Geschichtsforschung in Wien und habilitierte sich im Februar 1930 für Allgemeine Geschichte der Neuzeit bei dem großdeutsch eingestellten Historiker Heinrich von Srbik an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien.

Mit 1. Oktober 1935 wurde Hantsch zum außerordentlichen Universitätsprofessor dieses Faches an der Philosophischen Fakultät der Universität Graz und Anfang 1938 dort zum ordentlichen Universitätsprofessor ernannt, was aber wegen des Anschlusses nicht mehr wirksam wurde. In Graz hielt er gemäß dem Hochschulerziehungsgesetz von 1935 die Vorlesungen „zur weltanschaulichen und staatsbürgerlichen Erziehung über die ideellen und geschichtlichen Grundlagen des österreichischen Staates“. In seiner Grazer Zeit erschien 1937 im dortigen Verlag Styria auch der erste Band seiner Geschichte Österreichs.

Nach dem Anschluß wurde Hantsch mit Wirksamkeit vom 31. Mai 1938 in den Ruhestand versetzt und bereits am 21. März 1938 in Wien verhaftet. Zuerst war er im dortigen Polizeigefängnis später im Wiener Landesgericht, dann wurde er am 25. September 1938 ins KZ Buchenwald überstellt, von wo er am 21. Februar 1939 freikam. Mit 31. März 1939 wurde ihm der Ruhegenuß aberkannt. Danach war er bis zum Kriegsende Pfarrer von Ravelsbach (Bezirk Hollabrunn, Niederösterreich), wobei er Freiheitsbeschränkungen und ein Publikationsverbot hinnehmen mußte.

1945 wurde Hantsch als Universitätsprofessor in Graz rehabilitiert und mit 1. November 1946 nach Wien als Nachfolger des amovierten Heinrich von Srbik berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1965 ordentlicher Professor für Allgemeine Geschichte der Neuzeit war. Im Studienjahr 1955/56 war er Dekan der Philosophischen Fakultät.1951 bzw. 1958 wurde er Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, wo er Obmann der Kommission für Geschichte war. 1970 verlieh ihm die Universität Innsbruck den Dr. iur. h. c.

Hantsch war einer der pofiliertesten Historiker Österreichs der ersten 20 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg und prägte durch seinen Schülerkreis eine große Zahl von Historikern sowie auch von Gymnasiallehrern im Fach Geschichte. Zu seinen Schülern zählte u. a. Helmut Rumpler (Rt-D). Bekannt wurde er vor allem durch seine zweibändige Geschichte Österreichs, die nach wie vor ein in seiner Art unerreichbares Standardwerk darstellt und wo er ein spezifisches Österreich-Bild vertritt. Sie erlebte mehrere Auflagen. Der Plan eines dritten Bandes (über die Erste Republik) wurde seitens des Verlages Styria (Hanns Sassmann [Trn EM] und Gerhard Hartmann [Baj]) mit ihm besprochen, aber es kam nicht mehr dazu.

Hantsch war von 1935 bis 1938 Leiter des Amtes für Grenz- und Auslandsdeutschtum im ÖCV und damit Mitglied des ÖCV-Beirates. Das hing mit seiner Tätigkeit beim Österreichischen Verband für volksdeutsche Auslandsarbeit zusammen, der im März 1934 auf Anregung von Bundeskanzler Engelbert Dollfuß (F-B) gegründet wurde. Die Verbandsspitze bestand aus Hantsch und Emmerich Czermak (NdW), Generalsekretär war Josef Tzöbl (ehemals Am). Hantsch arbeitete auch in der Vaterländischen Front, Abteilung für besondere Aufgaben, mit.

Einige der Geschwister von Hantsch wurden anläßlich der Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei ermordet. Er selber starb an einem historischen Gedenktag. 166 Jahre zuvor legte Kaiser Franz II die römisch-deutsche Kaiserkrone nieder und erklärte das Heilige Römische Reich für aufgelöst. Hantsch wurde nach einem Requiem im Stift Melk beigesetzt.

Werke:

(Auswahl)
Der deutsche Bauernkrieg (1925).
Reichsvizekanzler Friedrich Karl Graf von Schönborn. 1674–1746 (1929).
Die Entwicklung Österreich-Ungarns zur Großmacht (1933).
Geschichte Österreichs. Zwei Bände, (1937–1950, 5. Aufl. 1969).
Jakob Prandtauer. Der österreichische Klosterbaumeister (1960).
Leopold Graf Berchtold. Grandseigneur und Staatsmann. Zwei Bände (1963).
Prinz Eugen. Staatsmann und Mäzen (1963)

Quellen und Literatur:

Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsdirektor i. R. Heinz Hafner Am, Mitteilung 8. 6. 2021).
Österreich und Europa. Festgabe für Hugo Hantsch zum 70. Geburtstag. Graz 1965.
Widerstand und Verfolgung im CV. Die im Zweiten Weltkrieg gefallenen CVer (Zählbild). Eine Dokumentation. Hg. von der Gesellschaft für Studentengeschichte und studentisches Brauchtum e. V. München 1983, S. 95–97.
Fellner, Fritz–Corradini, Doris A.: Österreichische Geschichtswissenschaft im 20. Jahrhundert. Ein biographisch-bibliographisches Lexikon. Wien 2006, S. 166f. (hier weitere Literaturangaben und Publikationen).
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Farbe Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 114f,