Wiener Universitätszirkel
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Rückblick auf vergangene Veranstaltungen

Die Ursprungsfassung der Nachberichte samt Fotos sind auf https://ooir.org/zirkel/veranstaltungen.html zu sehen.

28. November 2023 | Kamingespräch mit Michaela Schaffhauser-Linzatti über Uni-Finanzierung


Am 28. November 2023 fand ein Kamingespräch mit ao. Univ.-Prof. Dr. Michaela Schaffhauser-Linzatti v/o Victoria (BaB!, SaB!, VCSAK) statt. Thematisch stand die Universitätsfinanzierung in Österreich im Zentrum. Eingehend wurde das aktuelle Finanzierungssystem betrachtet, das auf ausgewählten Kenngrößen (etwa Personalstruktur, bestimmte Indikatoren über Drittmittelprojekte oder Studentenzahlen) basiert. Inwiefern solche Vorgaben und Quoten das Verhalten von Universitäten lenken, und zwar derart, dass zuweilen vielleicht wissenschaftlich suboptimale (aber freilich politisch-anreizoptimale) Richtungen eingeschlagen werden, wurde kritisch diskutiert. Victorias Erfahrungen in unterschiedlichen universitären Gremien und Funktionen (Senat, Universitätsrat, Vizedekanat, Studienprogrammleitung usw.) gaben Raum für Anekdoten, die symptomatisch für strukturelle Schwächen der Hochschulpolitik stehen. Prononcierte Meinungen gaben zudem viel Anlass für hitzige aber amikale Debatten – etwa über die projektbasierte Forschung und deren Tendenz, Mainstream-Themen nur kurzzeitig aufzugreifen, aber auch über innovative Lösungsansätze im Umgang mit berufstätigen Studenten. Wer aufmerksam zuhörte, konnte auch historische Begrifflichkeiten kennenlernen, die in der österreichischen Universitätslandschaft zuweilen gebraucht werden – etwa „Minoritenschleicher“ oder „Firnberg-Bauch“. Wir danken Victoria für die faszinierenden Einblicke! Ein besonderer Dank gilt auch e.s.v. K.Ö.H.V. Nordgau Wien, die dem Wiener Universitätszirkel ihre Bude sowie Speis‘ & Trank für das Kamingespräch zur Verfügung stellte.

18. Oktober 2023 | Podiumsdiskussion: Künstliche Intelligenz -- Quo vadis, Austria?


Das Zeitalter der Suchmaschinen scheint soeben dem Zeitalter der Erklärmaschinen zu weichen – so Assoz. Prof. DI Dr. Clemens Heitzinger v/o Regenbogen (Rd, Co-Director des Centers for AI and ML der TU Wien) im Rahmen einer Podiumsdiskussion des Wiener Universitätszirkels. Auch erklärte er einleitend, weshalb das Thema KI und (Hoch-)Schulen ausgerechnet heute (und nicht bereits vor fünf Jahren) so intensiv diskutiert wird – und zwar dank vierer Steigerungen betreffend (1) die Datenmengen im Internet, (2) die Rechenkapazitäten für neuronale Netzwerke, (3) die Weiterentwicklung von relevanten Algorithmen, und (4) die Rieseninvestitionen. Inwiefern die Forschung davon betroffen sein wird, lässt sich noch kaum erahnen – obgleich genugsam Beispiele erwähnt wurden, etwa zur Entdeckung neuer Proteinstrukturen, oder im Hinblick darauf, dass man im Vorfeld des Peer Review-Verfahrens eine automatisierte Erkennung (in)korrekter Zitierungen tätigen könnte (so die Exempel von Univ.Prof. Dr. Marko Mihovilovic v/o Columbus Rt-D, Dekan der Technischen Chemie auf der TU Wien, der die Moderation führte). Nebst diesen positiven Chancen wurde auch darauf hingewiesen, dass sich – wohl als möglicher Hinweis auf wissenschaftliches Fehlverhalten – die ChatGPT-typische Phrase von „Regenerate Response“ bereits in unzähligen Fachpublikationen und Dissertationen findet.

In diesem Zusammenhang betonte Mitdiskutant Mag. Heribert Wulz v/o Saba (BbG, Sektionsleiter-Stv. im BMBWF), dass man in der Wissenschaft jederzeit transparent zu machen hätte, welche Hilfsmittel man verwendet habe – dazu zähle eben auch die Nutzung von ChatGPT. Dies fordere aber auch die Leistungsbeurteilung, gerade dann, wenn KI-gestützte Leistungen vorgetäuscht werden. Zu Recht wies Mitdiskutant Mag. Simon Lechner v/o Maximus (NdW, stv. Vorsitzender der ÖPU Wien; Mitglied der Bundesleitung der AHS-Gewerkschaft) auf den Trend zur „Vermündlichung“ von Prüfungen hin. Im Schulwesen werde zudem angedacht (Stichwort „learning analytics“), KI zu verwenden, um jedem einzelnen Schüler gezielt individuelle Aufgaben zu geben (statt einer Pauschalübung, die eine gesamte Schulklasse zu erfüllen hätte). Die Chancen und Gefahren sind also mannigfaltig, und gerade diese gelte es, jungen Menschen zu vermitteln – auch, damit die Schere zwischen „guten“ und „schlechten“ Schülern nicht noch mehr auseinanderdriftet.

Die Wortmeldungen im Plenum waren überaus rege; von geopolitischen Ängsten (im Falle eines Konflikts zwischen der EU und den USA könnten Letztere den transatlantischen Zugang zu amerikanischen KI-Tools sperren) bis hin zur Devise, dass ein hohes Bildungsniveau weiterhin wichtig bleibe, da wir ansonsten leichter manipulierbar seien. Und zur Allgemeinbildung zähle in der schnelllebigen TikTok- und Instagram-Zeit eben auch die Fähigkeit, einen 300-Seiten-Roman zu genießen, ohne auf KI-generierte Zusammenfassungen angewiesen zu sein.

Der Wiener Universitätszirkel bedankt sich bei der K.H.V. Babenberg Wien, die ihre Bude für die Podiumsdiskussion am 18. Oktober 2023 zur Verfügung stellte.

5. Juni 2023 | Universitäten im Dauerkrisenmodus: Podiumsdiskussion


Jüngst wurde die österreichische Universitätslandschaft durch eine Sequenz zweier Krisen in einen Dauerkrisenmodus hineingedrängt. Über Personalaufnahmestopps und über unplanmäßige Budgetnachverhandlungen wurde auch medial viel berichtet. Eine vom Wiener Universitätszirkel organisierte Podiumsdiskussion am 5. Juni (auf der Bude Noricae) stellte aber auch fest, dass die COVID-19- sowie die aktuelle Teuerungskrise zugleich eine Art Dauerchancenmodus konstituieren würden. Und zumindest im Falle der Pandemie wurde diese Chance, wie Mitdiskutant und Sektionschef im Wissenschaftsministerium Elmar Pichl (Trn) feststellte, tatsächlich für einen beachtlichen Digitalisierungsschub genutzt, den es ohne die Pandemie nicht gegeben hätte. Die Vorzüge dieser digitalen Fernlehre hob hernach der ebenso mitdiskutierende Bundesobmann Stv. der Aktionsgemeinschaft Florentin Heim (Merc) hervor – obgleich nicht ohne Nachfragen des Moderators und ehem. Dekan Herbert Danninger (Nc, ÖCV-Amtsträger für Hochschulpolitik) zugestanden wurde, dass das digitale Element eher als komplementär zu würdigen sei, da es auch Gefahren im Hinblick auf das mentale Wohl- oder eher Übelergehen der Studenten berge, ein Aspekt, der auch von Elmar Pichl stark hervorgehoben wurde.

Während die COVID-Krise aus Rektorats- bzw. Managementsicht gut zu steuern war (so Mitdiskutant und Vizerektor der TU Wien Josef Eberhardsteiner), sah dies bei der zweiten Krise, nämlich der Teuerung nach dem russischen Angriff auf die Ukraine, anders aus. Wenn die Energiekosten einer Universität wie der TU Wien binnen eines Jahres um 80 Millionen € steigen, wobei sie zugleich genauso viel Strom verbraucht wie eine mittelgroße Stadt in Österreich, dann seien hier aufgrund der besonderen (staatlich sanktionierten) Organisationsstruktur der Universitäten nicht Managementtechniken gefragt, sondern rein budgetäre Maßnahmen. (Gerade hier setzten argumentative Nebenstränge zur notwendigen ‘Resilienz’ von Hochschulinstitutionen an, deren Langsamkeit und Hang zur Verwaltung anstatt für Gestaltung gerügt wurde; hier ist hohe Managementkompetenz der Leitungspersonen einzufordern). Nachverhandlungen mit dem Staat wurden erforderlich, wobei sich letztlich die Frage nach dem grundsätzlichen Stellenwert von Wissenschaft und Forschung in der österreichischen Gesellschaft stellte, die ihre Leistungsfähigkeit gerade bei der Überwindung der Covid-Krise überzeugend bewiesen haben. Die gesamtgesellschaftliche Antwort darauf schien ambivalent, lässt aber einen auch leicht hoffnungsfroh; wie Elmar Pichl feststellte, sind die Universitäten nicht mehr wie früher am Rand der Gesellschaft, sondern in ihrer Mitte.

Vom Plenum, das nicht weniger hochkarätig als das Podium war, kam eine reichhaltige Replik. Blackout-Szenarien wurden ebenso thematisiert wie die zukünftige Flächennutzung universitärer Stätten (wobei Vorlesungen im Audimax-Ausmaß wohl als obsolet betrachtet wurden; die zukünftige Präsenzlehre solle sich in Gruppen bis max. 40 Personen abspielen). Die lebhaften Gespräche setzten sich nach der formellen Diskussion auch noch informell an der Bar fort. Danke an alle Beteiligten für den höchst anregenden Abend!

23. Mai 2023 | Zur Ludwig Boltzmann Gesellschaft


Von den Tiefen des Erdbodens bis zu den Sternen reichen die Forschungsarbeiten von Postdoc-Forscher Cbr. Georg Zotti, der als Informatiker und Astronom in seiner Mitentwicklung des populären Programms Stellarium archäologische Vermessungen und Rekonstruktionen von Stonehenge und anderen (prä)historischen Stätten unter Bezugnahme auf den Himmel untersucht. Ein Vortrag über Forschungsergebnisse des LBI ArchPro von Carnuntum bis Skandinavien ließ die Zirkelmitglieder in stimmungsvolle Visualisierungen eintauchen, die mit wahrhaft interessanten Erkenntnissen der Kultur- oder Archäoastronomie, aber auch 3D-Datenaufbereitung und Modellbau für Ausstellungen gepaart waren.

All diese Forschungen wurden am “LBI ArchPro” (kurz für: Ludwig Boltzmann Institut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie) durchgeführt. Dieses Institut wird bald trotz seiner Erfolge (planmäßig) aufgelöst. Wieso ist dies so – ja wie agiert denn überhaupt ein LBI, was heißt es, als außeruniversitäre Forschungseinrichtung mit wissenschaftlichen Leistungen und Förderungen beauftragt zu sein? Einen umfassenden Überblick dazu lieferte Cbr. Jürgen Busch, der als Bereichsleiter für den Forschungs- und Forschungsförderbetrieb der Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG) agiert. Äußerst innovative Ansätze wurden sichtbar – etwa die Forschungsinkubation, die neue Felder und Kooperationen erprobt und etabliert; oder die einwöchigen “Ideas Labs”, die transsektoral Forschungsprogramme erstellt (etwa unter Einbindung von Patienten in einer proaktiven Rolle).

Die LBG liefert damit erstaunliche, stets interdisziplinäre Ansätze für die Wissenschaft. Und ohne sie wäre auch die weltweit zu den spannendsten archäologischen Forschungsergebnissen der letzten Zeit gehörenden Arbeiten des LBI ArchPro und die Entwicklung der virtuellen Archäoastronomie nicht möglich gewesen. Danke an Jürgen Busch und Georg Zotti für die Vorstellung der LBG sowie eines LBI auf der Bude Pannoniae!

27. März 2023 | Modernes Wissensmanagement


Einst war das Wissensmanagement stark technik-orientiert, inzwischen ist das Feld in eine humanorientierte, ja neuerdings sogar spirituelle Richtung gewachsen, wie Cbr. Alexander Kaiser (Nc) am 27. März 2023 im Rahmen einer Zirkelveranstaltung erklärte. Es gilt, das eigene Selbst (sei es ein individuelles, sie es ein organisatorisches) hin zu einer best version dieses Selbst zu entwickeln - ein tiefgehender Lernprozess im wahrsten Sinn des Wortes, der das Wissensmanagement der Zukunft vor spannende Aufgaben stellt. Das "Lernen aus der Zukunft", die Ermittlung von ganz wertvollem (oft implizitem) Bedürfniswissen und die wissensbasierte Visionsentwicklung spielen hier wesentliche Rollen. Empirische und experimentelle Forschungen zu diesen Themen wurden von Alexander Kaiser, der als ao. Univ.-Prof. an der WU Wien die Abteilung für Wissensmanagement leitet, ebenso vorgestellt wie die Möglichkeit, all dies im Rahmen von Berufungscoachings für Unternehmen und Individuen fruchtbar zu machen. Den anregenden Vortrag rundete eine Diskussion über Anwendungen dieser Ideen auf das Hochschulwesen und das Studententum ab.

6. Mai 2022 | Führung neue WU & Bibliothek samt Ausklang im Prater


Am 6. Mai 2022 fand unter Rony Flatscher eine Führung durch die neuen WU-Baulichkeiten statt.

Imposante Kenntnisse der Architektur sowie die innovative Raumgestaltung der verschiedenen Bauwerke vermittelten einen interessanten Einblick in eine geradezu zukunftsträchtige Lehr- und Forschungsinfrastruktur.

Ein Ausklang im Prater rundete den Abend jovial ab.

9. April 2022 | Bilaterales Hochschulsymposium (ÖCV & CV)


(Ein Bericht von Herbert Danninger (Nc), ÖCV-ATHP, ursprünglich publiziert unter https://oecv.at/News/Detail/4722)

Das Online-Hochschulsymposium CV-ÖCV am 09. April 2022, organisiert vom CV unter Federführung der Cbr. Martin Thome (Sld), Leiter des CV-Hochschulamtes, Claus-Michael Lommer (R-B), AHB-Vorsitzender, und Michael Bruno Klein (Asc), Präsident der CV-Akademie, stand unter dem Motto „Wissenschaft und Corona“, wobei sowohl die Auswirkungen auf den Wissenschafts- und Universitätsbetrieb als auch auf die Wechselwirkung Wissenschaft - Politik und Öffentlichkeit behandelt wurden.

So führten die Moderatoren Cbr. Klaus Weber (St), der frühere Leiter des CV-Hochschulamtes und Cbr. Herbert Danninger (Nc), ÖCV-Amtsträger für Hochschulpolitik, das hochkarätig besetzte Podium, mit Cbr. Martin Klute (Asc), Karlsruhe Institute of Technology, Wolfgang Weninger (BbW), Medizinische Universität Wien, sowie den jeweiligen Vorortspräsidenten David Dekorsi (Nv) und Felix Geyer (BbW, Merc), durch das Symposium.

Nach den anfänglichen Gedanken und Statements des Podiums, ging das Wort ans Plenum, in welchen die Thematik intensiv und vielfältig diskutiert wurde. Aus diesem Diskurs heraus kristallisierten sich Themen zur weiteren Beredung innerhalb von Interessensgruppen wieder, welche in diesem Sinne in Breakout-Rooms verlegt wurden und somit Headlines wie „Rolle und Wahrnehmung der Wissenschaft“, „Klima an den Unis“ und für unsere Verbindungen „Vorschläge für die Zukunft“ intensiver bearbeitet wurden.

Als Ergebnis der Unterredung kam das Plenum zu klaren Linien:
Als wesentliche Aspekte wurden das Aufnahmevermögen der Öffentlichkeit und auch der Medien für komplexe wissenschaftliche Tatsachen definiert sowie die unterschiedlichen Ziele von Politik und Wissenschaft und die Tendenz, aus Angst vor dem Unbekannten und Unbeeinflussbaren für plakative, aber unseriöse Aussagen anfällig zu werden. An den Universitäten, vor allem in der Lehre, sollten neue pädagogische Ansätze schneller aufgenommen werden. Mentoring-Programme wären hier hilfreich, auch innerhalb der Verbindungen, um den Studienerfolg unserer Aktiven zu fördern. Viele Verbindungsveranstaltungen sind nur in Präsenz sinnvoll möglich; wir sollten aber versuchen, die neuen Medien zu nutzen, um möglichst alle Cartell- und Bundesbrüder ins Verbindungsleben einzubeziehen.

31. März 2022 | Vortrag auf der Bude Noricae über "Altmetrics"


Altmetrics und die Messung von 'Societal Impact': Was kommt auf die Forschung zu?

(Foto von der Veranstaltung)

Die üblichen zitationsbasierten Indikatoren innerhalb der Wissenschaft (wie Impact Factor oder H-Index) erfassen keine Erwähnungen von Forschungsoutputs in den Massenmedien, in sozialen Kanälen wie Twitter, in Wikipedia und ähnlichen Plattformen. Für solche "societal impact"-Messungen wissenschaftlicher Publikationen kamen vor etwa einem Jahrzehnt die "Altmetrics", also "alternative Metriken", auf. Wie sehr konnten sich die Altmetrics seitdem bewähren? Welche Mechanismen und Daten stecken dahinter? Werden sie in der institutionalisierten Forschungsbewertung bereits angewendet? Erhöht sich damit der Druck auf Forscher, "scholarly outreach" mit einem wissenschaftsexternen Publikum zu tätigen?

Vortragender:
Andreas Pacher v/o Basmati (TU Wien Bibliothek)