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Dech. Pfr. Leopold Engelhart

Dech. Pfr. Leopold Engelhart

Urverbindung: Rudolfina (03.11.1915)

Geboren: 15.11.1892, Wien
Gestorben: 04.08.1950, Wien
Mitglied des Bundeskulturrates, Generalsekretär der Katholischen Aktion Wien, Weltpriester

Lebenslauf:

HERKUNFT UND AUSBILDUNG

Engelhart wurde als Sohn eines Spenglermeisters an einem „Leopoldi“-Tag geboren. Dieser Umstand als auch der Vorname Leopold seine Vaters führten dazu, daß auch er auf den Namen Leopold getauft wurde. Er verwaiste früh, doch seine Schwester ermöglichte ihm den Besuch des Knabenseminars bzw. des Gymnasiums in Hollabrunn, wo er 1913 maturierte. Dort war er ein Klassenkamerad von Engelbert Dollfuß (F-B). Danach studierte er an der Theologischen Fakultät der Universität Wien (abs. theol. 1917), wo er der Rudolfina beitrat (Couleurname Waltram).

Nach seiner Priesterweihe im Jahr 1917 wurde Engelhart zunächst Kaplan in Gloggnitz, dann 1919 Domkaplan zu St. Stephan und dort ab 1922 Vizekustos und Kirchenleister. In Wien engagierte er sich sofort im katholischen Organisationswesen. Von 1919 bis 1926 war er Diözesanpräses der Katholischen Gesellenvereine (Kolping), ab 1920 Diözesanjugendsekretär. Ab 1919 arbeitete er auch in der Ordinariatskanzlei. Von 1924 bis 1936 war er Diözesanpräsesstellvertreter des Reichsbundes der katholischen Jugend in der Diözese Wien. In dieser Zeit war er auch wesentlich an der Errichtung des Berufs der Seelsorgehelferin (heute Pastoralassistentin) beteiligt. Ab 1928 war er auch im katholischen Büchereiwesen engagiert. Von 1929 bis 1936 war er daher Diözesanpräses des Borromäusvereins. Im Jahr 1927 wurde er dann zum Domprediger an St. Stephan ernannt.

ZENTRALFIGUR DER KATHOLISCHEN AKTION

Engelhart gehörte ab 1930 zu jenen Persönlichkeiten, die in Österreich bzw. in der Diözese Wien die Einführung der Katholischen Aktion (KA) als ein in Unterordnung unter die Hierarchie tätiges Laienapostolat betrieb. Damit verbunden war die weitgehende Zurückdrängung der autonomen katholischen Verbände. Er reiste 1932 zusammen mit den späteren Dompfarrer Karl Raphael Dorr (Rd EM) nach Italien, um die dortige, nunmehr aufgrund der faschistischen Verhältnisse umgebaute KA zu studieren. Nach ihrer Rückkehr wurden sie zusammen mit Karl Rudolf (Am) zu den wichtigsten Betreibern eines Umbaus des katholischen Organisationswesens nach italienischem Vorbild. Die starke Bindung an die Hierarchie sowie die damit zusammenhängende Gliederung nach Pfarren, Dekanaten und Diözesen bzw. nach Naturständen hatten auf sie einen tiefen Eindruck gemacht.

Beim Katholikentag im September 1933 in Wien, wo Engelhart eine führende Rolle spielte, wurde bereits die Mitwirkung der Verbände gegenüber früher stark zurückgedrängt. Inzwischen kam es ab März 1933 zur autoritären Regierung in Österreich, so daß dadurch eine straffe Organisation mit dem Führerprinzip zusätzlich zeitgemäße Modernität erhielt und auch beim Klerus ankam. Nun setzte in Österreich der Strukturintegralismus (Maximilian Liebmann) mit dem Ziel der „Verkirchlichung“ bzw. „Klerikalisierung“ der Vereine ein.

Wien machte nun bei dieser Umgestaltung den Vorreiter. Am 2. Oktober 1933 stellte Theodor Kardinal Innitzer  (NdW) das neue Konzept der KA auf einer Kleruskonferenz vor. Am 18. Dezember 1934 wurden aufgrund von Vorberatungen („Führertagungen“ der KA im Dezember 1933 und September 1934) von Innitzer (NdW) die „Richtlinien für die Katholische Aktion“ erlassen. Danach ist die KA „Teilnahme der Laien am hierarchischen Apostolat“. Die Laien können dieser Aufgabe nur in „bewußter Unterordnung unter die kirchliche Führung gerecht werden.“ Der Bischof und in dessen Vertretung die Pfarrer sind die „eigentlichen Führer der Katholischen Aktion“. Maßgeblich an dieser Neugestaltung war Leopold Engelhart (Rd) beteiligt, der im Dezember 1934 auch zum Generalsekretär der KA für Wien ernannt wurde.

.Anfang Januar 1935 wurde die traditionelle Wiener Seelsorgertagung zum Thema „Katholische Aktion und Seelsorge“ abgehalten. Engelhart hielt eines der Referate, in denen u. a. besonders deutlich wurde, daß die Umgestaltung der KA nach dem Vorbild der neuen autoritären Verhältnisse und nach dem Führerprinzip erfolgen müsse. Man war der Meinung, daß, so wie die Parteien durch die Vaterländische Front, nun auch die Vereine, aus liberalen und demokratischen Zeiten stammend, durch die KA abgelöst werden sollen. Die neue Zeit, in welche die katholische Aktion nun hineingepaßt wurde, dachte „organisch, total und autoritär“. Ebenso wurde die Pfarrgemeinde als einziges Organisationsprinzip idealisiert und der Bischof als „Führer“ proklamiert.

DIE JAHRE 1934 BIS 1950

Für den „Ständestaat“, der sich als christlicher verstand, war es nur recht, wenn seitens der Kirche eine systemkonforme Struktur mit einer identischen Grundrichtung aufgebaut wurde. Insofern war die KA vor 1938 natürlich auch politisch. Es paßte daher zusammen, daß Engelhart zum Mitglied des Bundeskulturrates ernannt wurde, dem er vom 1. November 1934 bis zum 12. März 1938 angehörte und der ihn am 29. November in den Bundestag wählte.

Nach dem Anschluß im März war Engelhart in seinen bisherigen Positionen nicht mehr tragbar. Nach einer kurzen Tätigkeit im erzbischöflichen Ordinariat wurde er am 1. Oktober 1938 zum Pfarrer von Neu-Ottakring und zum Dechanten des Stadtbezirks Wien-Ottakring (16. Bezirk) ernannt, welche Funktionen er bis zu seinem Tod ausübte.

Nach 1945 wurde Engelhart auch zum erzbischöflichen Kommissar für die Flüchtlingsseelsorge und zum Ehrendomherren (Ehrenkanonikus) ernannt. Er wurde auf dem Ottakringer Friedhof in Wien bestattet.

Werke:

Neue Wege der Seelsorge im Ringen um die Großstadt (2. Aufl. 1928).
Führertum. Gedanken an alle, die Führer sind, oder die es werden wollen (1932)..
Österreichs Heilige (1936).

Quellen und Literatur:

Foto: © Diözesanarchiv Wien
Diözesanarchiv Wien. Priesterdatenbank.
Loidl, Franz: Kanonikus Leopold Engelhart, 1892–1950. Leben und Wirken im Dienst an Diözese und Pfarre. Wien 1971.
Enderle-Burcel, Gertrude: Christlich–ständisch–autoritär. Mandatare im Ständestaat 1934–1938. Biographisches Handbuch der Mitglieder des Staatsrates, des Bundeskulturrates, des Bundeswirtschaftsrates sowie des Bundestages. Unter Mitarbeit von Johannes Kraus. Hg. vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands und der Österreichischen Gesellschaft für Quellenstudien. Wien 1991, S. 63f.
Hartmann, Gerhard (Baj): Für Gott und Vaterland. Geschichte und Wirken des CV in Österreich. Kevelaer 2006, S.
Liebmann, Maximilian (Cl): „Heil Hitler“ – Pastoral bedingt. Vom Politischen Katholizismus zum Pastoralkatholizismus. Wien 2009, S. 49.