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BM Abg. z. NR BR a.D. HR Dir. i.R. Dr. Emil Schneider

BM Abg. z. NR BR a.D. HR Dir. i.R. Dr. Emil Schneider

Urverbindung: Leopoldina (07.10.1903)

Bandverbindungen: R-B, M-D, Cl, AW

Geboren: 28.05.1883, Höchst (Bezirk Bregenz, Vorarlberg)
Gestorben: 25.12.1961, Bregenz
Bundesminister, Nationalratsabgeordneter, Mitglied des Bundesrates, Gymnasialdirektor

Lebenslauf:

HERKUNFT, AUSBILDUNG UND ERSTE BERUFSLAUFBAHN

Schneider wurde als Sohn eines Krämers geboren und besuchte ab 1989 sechs Jahre die Volksschule in Höchst. Danach ging er 1895 auf das Gymnasium in Feldkirch, dann ab 1899 nach Bregenz, wo er 1903 maturierte. Obwohl er erst ab dem Sommersemester 1904 für das Lehramt (Geschichte und Geographie) an der Philosophischen Fakultät der Universität Innsbruck studierte (Lehramtsprüfung und Dr. phil. 1910), trat er bereits im Herbst 1903 der Leopoldina bei (Couleurname Falk), wo er im Studienjahr 1906/07 zwei Semester lang Senior war. Im WS 1904/05 studierte er an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien.

In Schneiders Studienzeit fielen im Herbst 1904 in Innsbruck die Unruhen wegen der beabsichtigten Gründung einer italienischen Rechtsfakultät sowie im Studienjahr 1907/08 der sog. „Wahrmundrummel“. Dieser war der Höhepunkt des akademischen Kulturkampfes vor dem Ersten Weltkrieg, wo es vor allem um die Gleichberechtigung der katholischen Studentenverbindungen ging. Um sich dabei zu verstärken, wurde seitens der Leopoldina im Juni 1908 als Tochterverbindung die Raeto-Bavaria gegründet, bei der Schneider (dort Couleurname Dr. cer. Falk) als Stifter gilt.

Nach seiner Lehramtsprüfung war Schneider ab dem Schuljahr 1911/12 Supplent am Privatgymnasium der Serviten in Volders (Bezirk Innsbruck-Land, Tirol). Im Herbst 1913 wechselte er an die Realschule nach Dornbirn. Während des Ersten Weltkriegs versah er verschiedene Hilfsdienste in Lazaretten bzw. Krankenhäusern.

UNTERRICHTSMINISTER AUS DEM „SCHWÄRZESTEN ÖSTERREICH“

Nach dem Krieg zählte Schneider zu den Politikern der ersten Stunde. Im Dezember 1918 wurde er zum Startparteiobmann des Christlichsozialen in Dornbirn gewählt. In der Folge wurde er 1919 in die Konstituierende Nationalversammlung und 1920 in den Nationalrat gewählt, denen er vom 4. März 1919 bis zum 20. November 1923 angehörte. Vom 20. November 1923 bis zum 2. Mai. 1934 war er als Vertreter Vorarlbergs Mitglied des Bundesrates.

Ignaz Seipel (Nc EM) holte mit 31. Mai 1922 Schneider als Unterrichtsminister in seine Regierung. Zu dieser Zeit bildeten Innen- und Unterrichtsministerium noch ein Bundesministerium für Inneres und Unterricht. Mit der Gesamtleitung dieses Ressorts wurde der Vizekanzler betraut. Schneider war innerhalb dieses Ressorts zuständiger Bundesminister für Unterricht und Kultus. Erst ab 17. April 1923 mit der Regierung Seipel II entstand ein eigenes Unterrichtsministerium, dem nun Schneider als eigenständiger Unterrichtsminister vorstand. Diese Funktionen bekleidete er in den Regierungen Seipel II und III sowie dann zum Teil in der Regierung Rudolf Ramek (Nc) (I) bis zum 16. Juni 1926 insgesamt knapp mehr als vier Jahre.

Seipel hatte den konzilianten Schneider deswegen mit dem Unterrichtsressort betraut, da man in der Schulgesetzgebung wegen der in dieser Materie notwendigen Zweidrittelmehrheit auf die Sozialdemokratie angewesen war. Wegen der unbedingt notwendigen Währungssanierung wollte Seipel in diesem Bereich keine unnötigen Konflikte haben.

Im Zuge der Beratungen zur Schulreform des Jahres 1926 hatten sich die Verhandler der Christlichsozialen unter Leopold Kunschak (Nc EM) stark an die Positionen der Sozialdemokraten angenähert. Das mißfiel vor allem christlichsoziale Kreise in Wien, so u. a. Friedrich Funder (Cl), Richard Schmitz (Nc) und Carl Vaugoin (Rd EM). Auch Kreise des Erzbistums Wien schlossen sich dieser Kritik an. Diese wäre aber nicht so heftig ausgefallen, wenn nicht Seipel, der Parteiobmann der Christlichsozialen, und der Wiener Erzbischof, Gustav Kardinal Piffl (Wl EM), gerade in dieser Zeit beim Eucharistischen Weltkongreß in Chicago gewesen wären. Damit waren sie länger als einen Monat von Wien abwesend und auch weitgehend von der Kommunikation mit der Heimat abgeschnitten.

Bundeskanzler Ramek gab dem Druck nach und erklärte das Abkommen der Christlichsozialen mit den Sozialdemokraten in der Schulfrage außer Kraft, was wiederum zu Protesten der Sozialdemokratie und Angriffen auf Ramek geführt hatte. Schneider wurde nun für den Kanzler zum „Bauernopfer“ und trat mehr oder minder gezwungen als Minister zurück.

Dadurch gerieten jedoch andere Dinge bzw. Leistungen aus Schneiders Ministerzeit in den Hintergrund. So wurde in seiner Amtszeit das „Schiheim St. Christoph“ am Arlberg im November 1925 eröffnet. Es steht am Beginn der bis heute andauernden Erfolge Österreichs im alpinen Schisport. Einer der späteren Leiter war Franz Hoppichler (AIn), der ehemalige ÖSV-Rennsportleiter.

Gleich im ersten Ministerjahr war Schneider mit der Intrige gegen den damaligen Burgtheaterdirektor, den bekannten Schriftsteller Anton Wildgans, konfrontiert, der dann demissionierte. Ähnliches spielte sich zwei Jahre später ab. Die Staatsoper hatte damals zwei Direktoren, der künstlerische war Richard Strauss. Wegen unüberbrückbarer Differenzen mit dem Co-Direktor trat Strauss im November 1924 zurück.

SCHNEIDER WEITER IM DIENST DER SCHULE

Nach seinem Rücktritt wurde Schneider zum Landesschulinspektor ernannt und vorerst dem Unterrichtsministerium zugeteilt. Er kehrte jedoch mit Beginn des Schuljahres 1927/28 nach Dornbirn zurück und wurde dort mit 1. August 1927 Direktor der Bundesrealschule. Mitglied des Bundesrates blieb er bis 1934.

Nach dem Anschluß wurde Schneider am 13. März 1938 seines Postens enthoben und mit 31. Mai 1938 in den Ruhestand versetzt. Er wurde jedoch am 9. März 1943 als Hilfslehrer an der Oberschule für Mädchen in Bregenz wieder dienstverpflichtet. Nach dem Krieg wurde er mit 21. September 1945 zum Direktor des Bundesrealgymnasiums für Mädchen in Bregenz ernannt und ging dann als solcher mit 1. Januar 1950 in Pension.

Bei den im April 1950 stattgefundenen Gemeinderatswahlen in Vorarlberg war Schneider ÖVP-Spitzenkandidat in Bregenz. Er wurde dann zwar nicht zum Bürgermeister, sondern zum Stadtrat für Kultur und Gesundheit gewählt und bekleidete dieses Amt fünf Jahre.

1956 erlitt Schneider einen Unfall, aufgrund dessen er monatelang gehunfähig war. Auch danach war er stark gehbehindert und verließ noch kaum sein Haus. Er starb am Weihnachtstag zeitig in der Früh, als die Menschen gerade von der Christmette heimkehrten, und wurde auf dem Friedhof in Bregenz-Blumenstraße begraben.

Quellen und Literatur:

Academia 37 (1924/25), S. 116.
Minister Dr. Emil Schneider. Ein Unterrichtsminister aus dem „schwärzesten Österreich“! 1883–1961. Hg. von Klaus Plitzner (M-D) und Wolfgang Scheffknecht (= Schriften der Vorarlberger Landesarchivs Nr. 7). Schwarzach 2001.