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Btsch. a.D. Dkfm. Dr. Walter Siegl

Btsch. a.D. Dkfm. Dr. Walter Siegl

Urverbindung: Austria-Wien (18.11.1957)

Geboren: 17.04.1938, Teplitz (Teplice; Böhmen bzw. Tschechien)
Gestorben: 08.07.2019
Botschafter (Sektionschef)

Lebenslauf:

Siegls Vater war höherer Beamter, der gleich nach dem Anschluß in das Sudetenland ziehen mußte. 1945 fand er in Vorarlberg eine Anstellung, so daß Siegl in Dornbirn (Vorarlberg) aufwuchs und 1956 am Jesuitenkolleg Stella matutina in Feldkirch (Vorarlberg) maturierte. Danach begann er das Studium an der Hochschule für Welthandel in Wien (Dkfm. 1959), wo er der Austria beitrat (Couleurname Fabius) und deren Senior im Sommersemester 1962 war. Sein Leibbursch war Michael Graff (AW). Anschließend studierte er an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien (Dr. iur.1964). Während seines Studiums absolvierte er Auslandsaufenthalte in Montreal und New Orleans.

Danach leistete Siegl 1963/64 den Präsenzdienst beim Bundesheer ab und trat mit 1. Dezember 1965 in den Dienst des Außenministeriums. Seine erste Auslandsverwendung führte ihn 1967 an das Österreichische Generalkonsulat in Mailand, wo zu dieser Zeit Franz Matscher (Cl) Generalkonsul war. Dieses war auch für Südtirol zuständig und damals bei den Südtirolverhandlungen eingebunden. Anschließend wechselte er 1970 an die Österreichische Botschaft in Kairo, um dann von 1972 bis 1975 wiederum im Wiener Außenministerium Dienst zu tun. Von 1973 bis 1975 gehörte er der österreichischen Delegation bei der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa an (KSZE), die in Helsinki bzw. in Genf tagte. Danach war er von 1975 bis 1977 an der Österreichischen Botschaft in Madrid und anschließend bis 1982 an der Österreichischen Botschaft in Moskau

Von 1982 bis 1986 war Siegl wieder im Außenministerium, wo er im Büro des Generalsekretariats Dienst tat. Ab Oktober 1986 war er Österreichischer Botschafter in Nairobi (Kenya), wo er bis Mai 1991 blieb. Dort war er zusätzlich in sechs weiteren afrikanischen Staaten mitakkreditiert und österreichischer Vertreter bei den in Nairobi domizilierten UNO-Organisationen. Anschließend wechselte er als Botschafter nach Belgrad. Das war die Zeit des zerfallenden Jugoslawiens. Dort blieb er nur bis Juni 1992, als er wieder nach Wien zurückberufen wurde, um die Leitung der Abteilung II/1 im Rahmen der Politischen Direktion zu übernehmen. Diese ist für die Sicherheitspolitik zuständig, bereitete damals die Mitwirkung Österreichs an der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) der EU vor und stellte die Weichen für eine Teilnahme Österreichs an der NATO-Partnership for peace ab Februar 1995.

Im August 1995 übernahm Siegl die für Österreich wichtige Botschaft in Moskau, wo er bis September 1999 blieb. In diese Periode fielen 1998 die EU-Präsidentschaft Österreichs und die große Finanzkrise in Rußland. Mit 1. März 1999 wurde er in die Dienstklasse IX befördert, und mit September übernahm er die Leitung der wichtige Sektion II des Außenministeriums, die Politische Direktion. Außenminister als Nachfolger von Alois Mock (Nc) war aber Mai 1995 Wolfgang Schüssel. Als dieser Anfang 2000 Bundeskanzler wurde, folgte ihm Benita Ferrero-Waldner nach.

Außenpolitische Schwerpunkte dieser Jahre waren die Länder Südosteuropas, insbesondere Kosovo und Serbien, die Ereignisse im Gefolge des 11. September 2001 sowie im Rahmen der EU die Erstellung einer „Europäischen Sicherheitsstrategie“. In seiner Zeit als Politischer Direktor gehörte Siegl zu den prägenden Persönlichkeiten der österreichischen Diplomatie. Er hat wesentlich dazu beigetragen, das Ansehen Österreichs in der Welt zu mehren.

Nach seiner Pensionierung am 30. November 2003 war Siegl u. a. als Wahlbeobachter der OSZE am Balkan sowie GUS-Bereich tätig und Vizepräsident des Instituts für den Donauraum und Mitteleuropa. Er war auch Sonderbeauftragter für die Islamkonferenz 2005 sowie Sonderberater für OSZE-Fragen während der österreichischen EU-Präsidentschaft 2006. Er wurde auf dem Ortsfriedhof von Reichenau an der Rax (Bezirk Neunkirchen, Niederösterreich) begraben. Seine Brüder waren Heinrich Siegl (AW), Wolfgang Siegl (AW) und Rudolf Siegl (AW).

Quellen und Literatur:

Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsvizedirektor Heinz Hafner Am, Mitteilung vom 21. 7. 2019).
Jandl, Gerhard (Kb): Vordenker österreichischer Ost- und Balkanpolitik versorben, in: Academia intern 4/2019, S. 1.
Archiv der Austria Wien (Richard Huka), 5. 8. 2019.
https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20190711_OTS0160/aussenministerium-trauert-um-botschafter-in-ruhe-walter-siegl