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Ärztl. Ltr. GR Dr. Mag. Herbert Watschinger

Ärztl. Ltr. GR Dr. Mag. Herbert Watschinger

Urverbindung: Alpinia-Innsbruck (01.12.1944)

Geboren: 19.01.1922, Linz
Gestorben: 30.07.1991, Linz
Missionar und Arzt ("Albert Schweitzer des CV"), Weltpriester

Lebenslauf:

Watschinger wurde als Sohn des Gymnasialprofessors Michael Watschinger (AIn) geboren und besuchte in Linz das Gymnasium, wo er gemeinsam mit dem späteren oberösterreichischen Landeshauptmann Josef Ratzenböck (AlIn EM) in der Marianischen Kongregation der Jesuiten war. Nach der Matura begann er 1940 das Studium an der Medizinischen Fakultät der deutschen Karl-Ferdinands-Universität in Prag im damaligen Protektorat Böhmen-Mähren, ging aber bald an die Karl-Franzens-Universität in Graz. Er wurde jedoch in der Folge zur Deutschen Wehrmacht eingezogen und konnte das Medizinstudium im Rahmen einer Medizinerkompanie an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck fortsetzen. Dort bekam er Kontakt zur „illegalen“ Alpinia, der er dann beitrat (Couleurname Tschess).

Gegen Ende des Krieges geriet Watschinger in englische Kriegsgefangenschaft. Von dort zurückgekehrt beendete er sein Medizinstudium in Innsbruck (Dr. med. 1947). Danach absolvierte er seinen sog. Turnus im Linzer Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern. Während dieser Zeit reifte bei ihm der Entschluß, Priester zu werden. Er begann 1952 als Priesteramtsanwärter der Diözese Linz das Studium an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck (abs. theol. 1956) und wurde am 18. März 1956 zum Priester geweiht. Im Anschluß daran war er zuerst Kaplan in Schwanenstadt (Bezirk Vöcklabruck) und dann in Schärding.

Auf Einladung des späteren Abtes des oberösterreichischen Zisterzienserstiftes Schlierbach, Othmar Rauscher, unternahm Watschinger 1960 eine fünfmonatige Reise durch Ostafrika. Hier reifte bei ihm der Gedanke bzw. dann der Wunsch, in der ostafrikanischen Mission nach dem Vorbild von Albert Schweitzer als Arzt und als Priester tätig zu sein. Eine aus Oberösterreich stammende Missionsschwester, die Watschinger 1960 kennengelernt hatte, sprach in Anfang 1964 an, daß ihr Orden ein kleines Krankenhaus im Norden von Tansania errichten möchte.

Zu dieser Zeit war der spätere Linzer Weihbischof Alois Wagner (A-D EM) Leiter des von ihm geschaffenen Österreichischen Entwicklungshelferdienstes (ÖED), einer Einrichtung der Österreichischen Bischofskonferenz. Er und Watschinger kannten sich natürlich, und so war es möglich, daß dieser seitens der Diözese Linz für eine solche „Doppelaufgabe“ – Missionspriester und Arzt – freigestellt werden konnte. Und so reiste er nach Loliondo in den Norden Tansanias, in das Gebiet der Maasai, 25 km von der Grenze von Kenya entfernt. Bereits in der deutschen Kolonialzeit (bis 1918), als Tansania Deutsch-Ostafrika hieß, war dieser Ort ein Verwaltungsposten. Er liegt ca. 800 km nordwestlich des Kilimandscharo (dieser hieß bis 1918 „Kaiser-Wilhelm-Spitze“ und war bis dahin der größte Berg des Deutschen Reiches).

Watschinger errichtete nun 10 km von Loliondo entfernt mit fünf europäischen Ordensschwestern und unterstützt von Spenden aus der Heimat das Wasso Hospital. Die Eröffnung fand am 2. September 1964 statt. Ursprünglich war das zunächst nur eine Bettenstation, und es fehlten noch wichtige Einrichtungen für die Diagnose und die Therapie. Bis Ende der sechziger Jahre wurde es zu einer halbwegs als Krankenhaus zu bezeichnenden Einrichtung mit mittlerweile 160 Betten ausgebaut.

Am 2. Februar 1976 wurde das ca. 200 km südlich von Loliondo liegende Krankenhaus in Endulen mit 60 Betten eröffnet. Es liegt ca. 50 km westlich des Ngorongoro Kraters und war ein Tuberkulosezentrum. Die damaligen Kosten von rd. drei Millionen Schilling (umgerechnet 218.000 €, der tatsächliche Wert liegt nunmehr höher) übernahm zu einem Drittel das Land Oberösterreich, eine halbe Million Schilling steuerten die Missionsschwestern vom hl. Petrus Claver (Claver Schwestern) bei, weitere Mittel kamen von verschiedenen Gliederungen der Katholischen Aktion und Einzelspendern. An der feierlichen Klinkeröffnung nahmen der damalige oberösterreichische Landeshauptmann Erwin Wenzl (AlIn) und der nunmehrige Weihbischof Alois Wagner teil. Ebenfalls in den siebziger Jahren wurde in Digo Digo, 50 km südöstlich von Wasso entfernt, ein kleines Krankenhaus errichtet, um die Bevölkerung dieser Region medizinisch zu versorgen. Dieses wird als Außenstelle von Wasso geführt, weil es wegmäßig nur mühsam erreichbar ist

Das Gebiet mit diesen drei Krankenhäusern gehört zur Erzdiözese Arusha. Diese Stadt ist ca. 350 km von Loliondo und ca. 250 km von Endulen entfernt. Das Areal, dessen medizinische Betreuung Watschinger oblag, ist ungefähr so groß wie Oberösterreich. Allerdings war dieses relativ dünn besiedelt. Der Stamm der Maasai hatte damals nicht mehr als eine halbe Million Mitglieder. Bis Mitte der sechziger Jahre hat sich kaum jemand um die Maasai gekümmert. Mit Ausnahme einiger Schulen auf niedrigem Niveau waren sie sich selbst überlassen. Watschinger war für sie nicht nur ihr „daktari“, d. h., er lebte den heilenden Dienst an den Menschen nicht nur als Arzt, sondern auch als Priester. Der Name Watschinger wurde von den einheimischen Maasai als „Wodschinga“ ausgesprochen.

Um die logistische Versorgung der drei Krankenhäuser sowie die medizinische Versorgung in diesem Gebiet zu gewährleisten, wurde 1984 auf Initiative von Watschinger mit zwei Kleinflugzeugen das „Flying Medical Service“ aufgebaut. Mit diesen flog er regelmäßig an entlegene Orte, um u. a. unter freiem Himmel (unter einem schattigen Baum) eine mobile Arztpraxis zu betreiben. Die drei Krankenhäuser Wasso/Loliondo, Digo Digo und Endulen haben nunmehr (2011) ca. 250 Betten, in denen pro Jahr ca. 3000 Patienten stationär versorgt werden. Die jährliche Frequenz ambulanter Patienten liegt bei. ca. 45.000.

Watschinger, der „Albert Schweitzer des CV“, hatte während seiner Tätigkeit in Afrika regelmäßig Kontakt mit seiner Heimat. Immer wieder informierte er über seine Arbeit, nicht zuletzt auch um für diese genügend Spenden zu bekommen. Um 1990 begann er an einer heimtückischen Krebserkrankung zu leiden, dem er schließlich – zur Behandlung nach Linz gekommen – erlag. Er wurde im Familiengrab in Perg (Oberösterreich) begraben.

1991 übernahm die Republik Österreich (Austrian Development Cooperation) die Verwaltung und Dotierung der von Watschinger geschaffenen Gesundheitseinrichtungen, doch das reichte nicht. Nachdem sich 2006 die Erzdiözese Arusha hilfesuchend nach Österreich gewandt hat, wurde 2007 aufgrund einer Initiative des Oberösterreichischen CV (ÖOCV) der Verein „Pro Watschinger“ gegründet, der sich als Sozialprojekt des OÖCV bezeichnet und die von Watschinger in Tansania aufgebauten Einrichtungen in seinem Sinn weiter unterstützen will. Seit 2012 ist Pro Watschinger ein gemeinnütziger und spendenbegünstigter Verein. 2014 konnte mit Hilfe von Pro Watschinger in Wasso eine neue Krankenstation errichtet werden. Außerdem werden Stipendien zur Aus- und Weiterbildung des medizinischen Personals in den von Watschinger gegründeten Krankenhäusern vergeben. Finanziert wird diese Initiative durch Spenden, vornehmlich aus dem CV.

Werke:

Gib die Hoffnung nicht auf. Ein Leben im Dienst der Maasai (1992).

Quellen und Literatur:

Emails von Kurt Haslinger (AlIn) vom 12. und 18. 12. 2016 sowie vom 1., 2. und 9. 1. 2017
Hieslmair, Philipp (Se)/Karnig, Ino (Se)/Wiesauer, Markus (Se): Auf den Spuren von Herbert Watschinger. Linz 2011.
Mission und kirchliche Entwicklungszusammenarbeit aus Oberösterreich. Aus der Freude am Evangelium – im Dienst an den Menschen. Hg. von Monika Würthinger, Andreas Reumayr und Gerold Lehner. Linz 2016, S. 452f.
Academia intern 5/2018, S, 4f.
http://www.pro-watschinger.at/