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BM Abg. z. NR a.D. Sekt.-Chef Dr. Hans Pernter

BM Abg. z. NR a.D. Sekt.-Chef Dr. Hans Pernter

Urverbindung: Norica (04.11.1905)

Bandverbindungen: M-D, Wl, Am, AIn, Walth, AW, Kb

Geboren: 03.10.1887, Wien
Gestorben: 25.07.1951, Bad Ischl (Oberösterreich)
Bundesminister, Sektionschef, Nationalratsabgeordneter, geschäftsführender Bundesparteiobmann
Politische Haft: 1938 Polizeigefängnis Wien, 1938/39 KZ Dachau, 1939/40 KZ Flossenbürg, 1940 KZ Dachau, 1944/45 LG Wien

Lebenslauf:

HERKUNFT UND AUSBILDUNG

Pernter wurde als Sohn des Universitätsprofessors für Metereologie Josef Pernter (AIn EM) geboren, absolvierte bis 1905 das Gymnasium in Wien-Döbling und studierte danach Geographie, Geologie und Meteorologie an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien (Dr. phil. 1911), wo er der Norica beitrat (Couleurname Togo). Sein Leibfuchs war Hugo Frhr. von Lederer (Nc). Im Wintersemester 1907/08 („Wahrmundjahr“) war er Senior und im Herbst 1908 Mitbegründer der Marco-Danubia und deren erster Senior durch zwei Semester hindurch. In dieser Zeit war er an den Auseinandersetzungen um die Gleichberechtigung der katholischen Studentenverbindungen aktiv beteiligt.

1911/12 leistete Pernter sein Einjährig-Freiwilligenjahr ab. Bereits davor wurde er 1911 Assistent an der Zentralanstalt für Metereologie Wien. Im August 1914 rückte er beim Feldhaubitzenregiment Nr. 12 (Ballonbeobachtungsdienst) ein, war zuerst an der Ostfront und danach in Südtirol eingesetzt (Oberleutnant der Reserve; Auszeichnungen: Signum laudis, silberne Tapferkeitsmedaillie, Karl-Truppenkreuz). Nach dem Krieg war er wieder an der Zentralanstalt für Meteorologie tätig, wechselte 1920 in das für diese Anstalt zuständige Handelsministerium und mit 1. Dezember 1922 ins Bundesministerium für Inneres und Unterricht in das Sekretariat des Ministers Emil Schneider (Le).

PERNTERS BERUFLICHE UND POLITISCHE LAUFBAHN BIS 1938

Mit 1. Februar 1923 wurde Pernter zum Leiter des Präsidialbüros des Unterrichtsministeriums bestellt und mit 1. Januar 1925 zum Ministerialrat ernannt. Am 24. Dezember 1932 wurde er zum Sektionschef ernannt und mit 1. Januar 1934 zum Leiter der Kunstsektion und der Bundestheater bestellt. Vom 29. Juli 1934 bis 14. Mai 1936 war er Staatssekretär im Unterrichtsministerium. Der zuständige Minister war Bundeskanzler Kurt Schuschnigg (AIn). Vom 14. Mai 1936 bis zum 11. März 1938 war er dann selber Bundesminister für Unterricht.

Während seiner Tätigkeit als Staatssekretär und Minister wurde das Schul- und Hochschulwesen im Sinne der Verfassung 1934 reformiert. Auch wurde der Titel „Diplomkaufmann“ (Dkfm.) für Absolventen der Hochschule für Welthandel (ehemals Exportakademie) eingeführt und u. a. das „Theater der Jugend“ gegründet. Pernter führte die Vaterlands- und Staatbürgerkunde an Gymnasien und die Pflichtvorlesungen über Weltanschauungsfragen, der Vaterlandskunde und der Österreichischen Geschichte an Universitäten und Hochschulen ein. Von 1932 bis 1938 war er Mitglied des Verwaltungsrats der Österreichischen Radioverkehrs AG (RAVAG). Vom 11. April 1936 bis Mitte Juli 1936 war er Reichsführerstellvertreter der Ostmärkischen Sturmscharen, danach Mitglied des Führerrates der Vaterländischen Front. Pernter war zweifelsohne einer der führenden Persönlichkeiten des „Ständestaates“.

PERNTERS SCHICKSAL IN DEN JAHREN 1938 BIS 1945

Nach dem Anschluß wurde Pernter am 15. März 1938 verhaftet und am 24. Juni 1938 ins KZ Dachau verbracht. Am 27. September 1939 wurde er ins KZ Flossenbürg verlegt, von wo er am 2. März 1940 nach Dachau zurückehrte. Von dort kam er am 10. Oktober 1940 frei. Als Beamter wurde er ohne Ruhegenuß entlassen und war 1943/44 in einer Steuerberatungskanzlei tätig.

Pernter betätigte sich im Widerstand und war Leiter einer Gruppe, in der u. a. auch Felix Hurdes (NbW EM) mitarbeitete. Als sein Sohn 1943 in Rußland fiel, zog er sich von dieser Gruppe zurück. Im Zuge des 20. Juli 1944 wurde Pernter neuerlich verhaftet, kam zuerst ins KZ Mauthausen und wurde danach ins Landesgericht Wien überstellt. Die Erkrankung an Flecktyphus rettete ihn vor einer Verhandlung vor dem Volksgerichtshof. Am 6. April 1945 kam er frei.

PERNTERS POLITISCHE ROLLE NACH 1945

Bereits im Untergrund war Pernter an der Neugründung der ÖVP tätig (Programmatische Leitsätze) und am 17. April 1945 einer ihrer Mitbegründer sowie deren geschäftsführender Obmann bis 8. September 1945. Vom 20. März 1946 bis 3. März 1951 war er in der ÖVP-Bundesparteileitung Hauptreferent für Kultur. Er kandidierte 1945 bei den ersten Wahlen zum Nationalrat, wurde gewählt und gehörte diesem eine Periode vom 19. Dezember 1945 bis 8. November 1949 an.

Nach dem Krieg wurde Pernter wieder mit 3. Mai 1945 Sektionschef im Unterrichtsministerium, war jedoch wegen seines Mandats freigestellt. Nach 1949 war er wieder als solcher aktiv. Weiters war er auch Präsident des Kinderrettungswerkes (Kinderlandverschickung).

Pernter war mit einer Tochter (Isabella) des k. k. Ministers Alfred Ebenhoch (AIn) verheiratet. Sein Sohn Heinz trat 1940 im Untergrund der Norica bei, fiel aber bereits 1943. Seine beiden Töchter Dorli und Elisabeth ehelichten Felix Mlczoch (Nc) und Karl Janauschek (Nc). Pernter starb im aktiven Dienst und wurde am 30. Juli 1951 auf dem Heiligenstädter Friedhof begraben.

Quellen und Literatur:

Verbindungsarchiv Norica (Georg Schmitz).
Austrier-Blätter Nr. 20, 1951, S. 637–641.
Strobl, Ingeborg M.: Dr. Johann Pernter. Wien phil. Diss. 1966.
Gelitten für Österreich. Christen und Patrioten in Verfolgung und Widerstand. Hg. vom Karl von Vogelsang-Institut. Wien o. J. (1988), S. 92.
Enderle-Burcel–Follner, Michaela: Diener vieler Herren. Biographisches Handbuch der Sektionschefs der Ersten Republik und des Jahres 1945. Hg. vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands und der Österreichischen Gesellschaft für Quellenstudien. Wien 1997, S. 337f.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 249f.