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Bds.Min. Alois Fürst Schönburg-Hartenstein

Bds.Min. Alois Fürst Schönburg-Hartenstein

Ehrenmitgliedschaften: Danubia

Geboren: 21.11.1858, Karlsruhe (Großherzogtum Baden, nunmehr Baden-Württemberg)
Gestorben: 20.09.1944, Hartenstein (Landkreis Zwickau, Sachsen)
Bundesminister, Zweiter Vizepräsident des Herrenhauses, Mitglied der Ersten Kammer des sächsischen Landtags, Mitglied des Staatsrates, k. u. k. Generaloberst, reichsständischer Hochadel

Lebenslauf:

HERKUNFT UND AUSBILDUNG

Eduard Alois (recte Aloys) Maria Alexander Konrad Fürst von Schönburg-Hartenstein, so sein voller Name, wurde als Sohn des Alexander Fürsten von Schönburg-Hartenstein und der Karoline, geb. Prinzessin von und zu Liechtenstein, geboren. Die Dynastie Schönburg wird urkundlich erstmals 1182 erwähnt und war in Franken, Thüringen, Böhmen und Sachsen ansässig. 1406 wurde sie mit der reichsunmittelbaren Grafschaft Hartenstein belehnt. Diese liegt im Erzgebirge und gehört heute zum Freistaat Sachsen (Landkreis Zwickau). 1456/57 wurde sie ein kursächsisches Afterlehen.

1790 wurde die sog. obere Linie der Grafen von Schönburg in den Reichsfürstenstand erhoben. Sie hat zwei Äste, den lutherischen (Schönburg-Waldenburg) und den katholischen (Schönburg-Hartenstein). Der katholische Ast wurde am 18. April 1861 erbliches Mitglied des österreichischen Herrenhauses. Beide Äste hatten seit 1831 auch einen Sitz in der Ersten Kammer des sächsischen Landtags.

Schönburg-Hartenstein besuchte von 1868 bis 1872 das Jesuiten-Gymnasium in Kalksburg sowie von 1872 bis 1874 das Schottengymnasium in Wien, um nach der 6. Klasse in die königlich-sächsische Kadettenschule in Dresden einzutreten, die er 1877 absolvierte. 1877 legte er die Kadettenprüfung an der Kadettenschule in Wien ab.

MILITÄRISCHE LAUFBAHN

Danach trat Schönburg-Hartenstein am 29. April 1877 in die k. u. k. Armee ein (Dragonerregiment Alfred Fürst zu Windisch-Graetz Nr. 14), wurde am 1. Mai 1878 zum Leutnant ausgemustert und machte in diesem Jahr bereits den bosnisch-herzegowinischen Okkupations-Feldzug mit. Danach war er in Güns (Köszeg, Westungarn) und Rechnitz (nunmehr Burgenland) stationiert. 1882/83 besuchte er das Militär-Reitlehrerinstitut in Wien

1883 wurde Schönburg-Hartenstein zum Oberleutnant befördert. Von 1884 bis 1886 und absolvierte in Wien die Kriegsschule (Ausbildung zum Generalstabsoffizier). Danach stand er als Hauptmann des Generalstabs (1889 dazu ernannt) in unterschiedlichen Verwendungen, u. a. beim V. Korps-Kommando in Preßburg und beim Dragonerregiment Nr. 2. 1895 avancierte er zum Major und war dann als solcher bis 1897 als Militärbevollmächtigter (Militärattaché) in Berlin.

Im Januar 1897 sukzessierte Schönburg-Hartenstein seinem verstorbenen Vater und übernahm damit die Güterverwaltung. Daher mußte er den aktiven Militärdienst als Oberstleutnant der Reserve verlassen, wurde aber im Laufe der Zeit als Reservist befördert, zuletzt 1909 zum Generalmajor der Reserve.

Am 1. August 1914 meldete sich Schönburg-Hartenstein als Generalmajor wieder zum aktiven Dienst und war zuerst Kommandant der 88. Landesschützenbrigade an der Ostfront, wo er den Rückzug mitmachte. Am 1. November 1914 wurde er zum Feldmarschalleutnant (entsprach einem deutschen Generalleutnant) befördert und am 26. Dezember 1914 zum Kommandanten der 6. Infanterie-Truppendivision ernannt. Mit dieser war er an der Rückeroberung von Przemysl Anfang Juni 1915 beteiligt. Als Feldmarschalleutnant war er in der damaligen Dienstklasse IV, die der eines Sektionschefs entsprach.

Im Oktober 1915 wurde seine Division an die Italienfront transferiert (Hochebene von Doberdo, Monte Michele). Am 4. Juli 1916 wurde Schönburg-Hartenstein als Nachfolger des Erzherzog-Thronfolgers und späteren Kaisers Karl zum Kommandanten des XX. Korps („Edelweißkorps“) ernannt und am 20. Juli 1916 zum General der Kavallerie befördert. Damals erhielt er auch das Kommandeurkreuz des Militär-Maria-Theresienordens. Am 23. August 1917 wurde er zum Kommandanten des an der Isonzofront eingesetzten IV. Korps ernannt und machte als solcher Ende Oktober/Anfang November 1917 die 12. Isonzoschlacht mit dem Durchbruch von Karfreit (Caporetto, Kobarid) an die Piave mit.

Nach dem erfolglosen Versuch, die Piavefront zu durchbrechen, wurde Schönburg-Hartenstein, der dabei verwundet wurde, am 15. Juli 1918 zum Kommandanten der dort eingesetzten 6. Armee ernannt. Noch kurz vor Ende des Ersten Weltkriegs wurde er am 1. November 1918 von Kaiser Karl I. zum Generaloberst befördert. Mit 1. Dezember 1918 wurde er offiziell pensioniert.

POLITISCHE LAUFBAHN BIS 1918

Nach dem Tod seines Vaters am 1. Oktober 1896 übernahm Schönburg-Hartenstein am 27. Januar 1897 das Mandat eines erblichen Mitglieds im Herrenhaus des österreichischen Reichsrats. Desgleichen wurde er auch Mitglied der Ersten Kammer des Landtags des Königreichs Sachsen. Am 19. September 1903 wurde er zum Zweiten Vizepräsidenten des Herrenhauses gewählt, welche Funktion er nach Wiederwahlen bis zum Ende der Monarchie ausübte. Gleichzeitig war er im Herrenhaus (Klub-)Obmann der Mittelpartei, die gegen das allgemeine Wahlrecht und für die Verständigung der Nationen untereinander eintrat.

Dadurch stand Schönburg-Hartenstein im Zentrum des politischen Systems der Monarchie bzw. der österreichischen Reichshälfte. Während des Januarstreiks 1918 überlegte man, ihn zum Führer einer Militärdiktatur zu machen. Kaiser Karl I. lehnte aber solche Pläne ab, so daß es zu keiner Umsetzung kam. Ähnliche Überlegungen gab es dann noch Ende Oktober/Anfang November 1918 zur Rettung der Monarchie, wobei neben Schönburg-Hartenstein dabei vor allem Feldmarschall Svetozar Boroevic de Bojna die führende Rolle einnehmen sollte.

Schönburg-Hartenstein führte die Titel eines k. u. k. Kämmerers und Geheimen Rates. Er war Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies und Träger des Großkreuzes des Leopold-Ordens und des Ordens der Eisernen Krone I. Klasse (Großkreuz). Von 1899 bis 1913 war er Präsident des Österreichischen Roten Kreuzes.

POLITISCHE LAUFBAHN NACH 1918

Nach dem Krieg engagierte sich Schönburg-Hartenstein weiter im politischen Vorfeld. So baute er den Österreichischen Kameradschafts- bzw. Kriegerbund auf, dessen Präsident er 1927 wurde. Bereits 1920 gab es von seiner Seite Gespräche über einen weiteren Aufbau der Heimwehren unter seiner Führung, allerdings ohne Ergebnis. Er war auch in der Vereinigung katholischer Edelleute tätig, deren Präsident er ab 1932 war. Ebenso war er an der Organisation des Allgemeinen Deutschen Katholikentags von September 1933 beteiligt, wo er den Arbeitskreis für öffentliche Veranstaltungen bzw. Aufzüge leitete.

Die innen- wie außenpolitische Lage Österreichs im Sommer 1933 zwang Bundeskanzler Engelbert Dollfuß (F-B) zu einer politischen Neuorganisation des Bundesheeres. Zum einen mußten Begehrlichkeiten der sich politisch stärker in den Vordergrund schiebenden Heimwehren auf das Bundesheer abgewehrt werden, zum anderen stand der bisherige Heeresminister Carl Vaugoin (Rd EM) insofern im Weg, da er als Obmann der Christlichsozialen Partei das „bisherige System“ repräsentierte.

Daher entschloß sich Dollfuß, selber das Heeresressort zu übernehmen und zu seiner Unterstützung einen Staatssekretär bestellen zu lassen. Dazu wählte er Schönburg-Hartenstein aus, was aus damaliger Perspektive wohl die beste Lösung war: ein erfolgreicher Heerführer des Ersten Weltkriegs, der imstande war, sich gegen die Heimwehren zu behaupten. Als Präsident der Vereinigung katholischer Edelleute repräsentierte er auch den Adel, den damit Dollfuß für seine Umgestaltung Österreichs gewinnen wollte bzw. dessen er sicher sein konnte.

So wurde Schönburg-Hartenstein am 21. September 1933 zum Staatssekretär ernannt. Gleichzeitig wurde das Bundesministerium für Heereswesen in Bundesministerium für Landesverteidigung umbenannt, womit man sich terminologisch an das k. k. Landesverteidigungsministerium (für die k. k. Landwehr der österreichischen Reichshälfte zuständig) anlehnte. Bereits am 1. Juni 1933 wurde im Bundesheer anstatt der preußisch-deutschen Uniformadjustierung wieder die alte österreichische mit der Kragendistnktion eingeführt. Mit diesen Maßnahmen wollte man sich zum einen vom nunmehrigen Nazi-Deutschland abgrenzen, zum anderen einen neuen Bezug zur österreichischen Tradition herstellen.

Schönburg-Hartenstein galt in den ersten Monaten seiner Tätigkeit als enger Vertrauensmann von Dollfuß. Ausdruck dafür war sicherlich auch die gemeinsame Bandverleihung der Danubia an Dollfuß (als Bandphilister h. c.) und Schönburg-Hartenstein (als Ehrenmitglied) (siehe unten). Am 12. März 1934 wurde er dann zum Bundesminister für Landesverteidigung ernannt.

Da die Rolle der Heimwehren nach dem Schutzbundaufstand vom 12. Februar 1934 und im Zuge der verfassungsmäßigen Umgestaltung Österreichs noch stärker wurde, kam es zu Interessensgegensätzen zwischen Schönburg-Hartenstein bzw. dem Bundesheer und den Heimwehren unter Ernst Rüdiger Fürst von Starhemberg. Am 10. Juli 1934 trat Schönburg-Hartenstein als Minister zurück, Dollfuß übernahm wieder die Leitung des Ressorts.

Schönburg-Hartenstein war auch in der Uniform eines k. u. k. Generalobersten der offizielle Vertreter Österreichs beim Staatsbegräbnis des am 2. August 1934 verstorbenen deutschen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg in Berlin.

Am 1. November 1934 wurde Schönburg-Hartenstein zum Mitglied des Staatsrates ernannt. Im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch der Phönix-Versicherung im Frühjahr 1936 wurde er beschuldigt, ungerechtfertigterweise Direktorenbezüge erhalten zu haben. Obwohl er von einem Untersuchungsausschuß freigesprochen wurde, legte er am 5. Mai 1936 sein Mandat im Staatsrat zurück. Mit Kriegsbeginn 1939 hatte er sich wieder zur Militärdienstleistung gemeldet, kam aber nicht zum Einsatz.

Die Danubia beschloß die Ehrenbandverleihung an Schönburg-Hartenstein am 4. Dezember 1933. Dieses Datum wird auch im ersten Gesamtverzeichnis des ÖCV aus dem Jahr 1935 angegeben. Verliehen wurde das Band jedoch am 17. März 1934 im „Auge Gottes“ in der Nußdorfer Straße (später ein bekanntes Kino), und zwar gemeinsam auch an Engelbert Dollfuß (F-B), was auch fotografisch dokumentiert ist.

Schönburg-Hartenstein war mit Johanna Gräfin Colloredo-Mannsfeld verheiratet und hatte sieben Kinder. Er lebte zum Schluß auf Schloß Hartenstein in Sachsen, wo er auch verstarb und begraben ist.

Quellen und Literatur:

Gothaischer Genealogischer Hofkalender nebst diplomatisch-statistischem Jahrbuche. Jahrgang 1911. Gotha o. J. (1910), S. 199f.
Geschichte und Geschicke der katholischen akademischen Verbindung „Danubia“ von 1907–1947. Wien 1947, S. 66.
Jedlicka, Ludwig (Aa EM): Ein Heer im Schatten der Parteien. Die militärpolitische Lage Österreichs 1918–1938. Graz 1955, S. 104–118.
Holub, Elfriede: Fürst Alois Schönburg-Hartenstein mit besonderer Berücksichtigung der Jahre 1918 bis 1938. Wien phil. Diss. 1964.
Enderle-Burcel, Gertrude: Christlich–ständisch–autoritär. Mandatare im Ständestaat 1934–1938. Biographisches Handbuch der Mitglieder des Staatsrates, des Bundeskulturrates, des Bundeswirtschaftsrates sowie des Bundestages. Unter Mitarbeit von Johannes Kraus. Hg. vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands und der Österreichischen Gesellschaft für Quellenstudien. Wien 1991, S. 210f.
www.austro-hungarian-army.co.uk/biog/schoenb, 25. 3. 2012