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Ges. Dr. Eduard Prinz von und zu Liechtenstein

Ges. Dr. Eduard Prinz von und zu Liechtenstein

Ehrenmitgliedschaften: Austria-Wien

Geboren: 02.09.1872, Laibach
Gestorben: 08.03.1951, Monte Carlo (Monaco)
Reichsständischer Hochadel, Sektionsleiter, Diplomat

Lebenslauf:

HERKUNFT UND SCHULBILDUNG

Eduard Viktor Maria Prinz von und zu Liechtenstein wurde als Sohn des Alois Prinzen von und zu Liechtenstein von der IV., nicht selbständigen Linie des Hauses Liechtenstein und der Anna, geb. Gräfin von Degenfeld-Schomburg, geboren. Eduards Urgroßvater war Johann I. Joseph, regierender Fürst von und zu Liechtenstein, sein Großvater war Eduard Prinz von und zu Liechtenstein, k. u. k. Feldmarschalleutnant und Divisionär.

Prinz Eduards Vater Alois schlug ebenfalls die Militärlaufbahn beim 1860 errichteten Ulanenregiment Ludwig Graf Trani, Prinz beider Sizilien Nr. 13 (sog. „Trani-Ulanen“) ein und absolvierte nach dem Krieg von 1866, wo sich die „Trani-Ulanen“ in der Schlacht bei Custoza ausgezeichnet hatten, die Kriegsschule, was die Voraussetzung für den Aufstieg in den Generalstab war. Zur Zeit der Geburt des Prinzen Eduard im Jahr 1872 war Prinz Alois Generalstabsoffizier bei der 26. Infanterie-Truppendivision in Laibach.

1876 wurde Prinz Alois Militärbevollmächtigter (Militärattaché) in Berlin und damit nominell auch Flügeladjudant Kaiser Franz Josephs. Das war damals ein bedeutsamer Posten beim Hauptverbündeten Österreich-Ungarns. In dieser Zeit, 1878, fand auch der Berliner Kongreß statt. Im Mai 1880 wurde er von dort abberufen und als Oberst zum Kommandanten der berühmten „Windischgrätz-Dragoner“ ernannt (Dragonerregiment Nr. 14), das damals im westungarischen Güns (Köszeg) garnisonierte. Das wäre mit Sicherheit nicht seine letzte militärische Karrierestation gewesen, wenn er nicht im Mai 1885 verstorben wäre.

Prinz Eduard wurde der damaligen adeligen Sitte gemäß privat unterrichtet, war jedoch ab 1881 zuerst zusammen mit seinem Bruder Privatist am Schottengymnasium in Wien, wo beide die Prüfungen ablegten, und dann alleine ab 1884 am Jesuitenkolleg in Kalksburg. Der plötzliche Tod seines Vaters war für den jungen Prinzen Eduard ein tiefer Einschnitt. Ab Herbst 1886 war er nicht mehr Privatist in Kalksburg, sondern ging nunmehr aufs dortige Internat. Hier übte der Wiener Männerseelsorger P. Heinrich Abel SJ (AW EM) einen nachhaltigen Einfluß auf ihn aus.

STUDIUM UND EINSATZ FÜR DAS KATHOLISCHE STUDENTENTUM

Nach seiner Matura im Jahr 1891 unternahm Prinz Eduard eine Reise nach Rom, wo er Ende September durch Zufall auf eine Versammlung katholischer Hochschüler aus Frankreich, Belgien, Spanien und der Schweiz stieß, die eine internationale Vereinigung katholischer Hochschüler, genannt „Union“, zu gründen beabsichtigten. Diese zerfiel zwar später, jedoch entstand aus ihr 1921 als Nachfolgeorganisation die Pax Romana, bei der auch der ÖCV Mitglied war. Jedenfalls übte diese Begegnung bzw. die Idee einer „Union“ einen bestimmenden Einfluß auf ihn aus.

Anfang Oktober 1891 wieder in Wien begann Prinz Eduard das Studium an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der dortigen Universität. Aber noch im selben Herbst ging er für kurze Zeit an die katholische Universität in Freiburg/Schweiz, wo er u. a. mit dem Initiator der „Union“ zusammentraf. Ende des Jahres kehrte er wieder nach Wien zurück und kam dort bald in Kontakt mit der Austria, die ihn zum Ehrenphilister ernannte. Ein normaler Beitritt in eine Studentenverbindung kam für Prinz Eduard als Hochadeligen offenbar nicht in Frage.

Vom 8. bis 11. August 1892 fand in Linz der 3. allgemeine österreichische Katholikentag statt. Präsident war Ernst Emanuel Graf Silva-Tarouca (AW EM). Im Rahmen der Sektion Katholisches Leben referierte auch der damals erst 20jährige Prinz Eduard über die katholischen Studentenvereinigungen und die „Unions“-Pläne. In Anbetracht der Notwendigkeit eines Gegengewichtes zu den schlagenden Verbindungen drückte der Katholikentag in einer Resolution seinen Wunsch „nach einer möglichst innigen Einigung und festen Organisation aller katholischen Studenten Österreichs“ aus.

1892/93 studierte Prinz Eduard in Graz, wo er Kontakt zur Carolina hatte und deren Veranstaltungen besuchte. Aufgrund seines Erfolgs als Redner auf dem Katholikentag wurde er Anfang 1893 eingeladen, auf der IX. Generalversammlung des Salzburger Universitätsvereins, der Ende Januar 1893 in Salzburg stattfand, zu sprechen. Dort versuchte er u. a., Vorurteile gegen katholische Studentenverbindungen auszuräumen.

1893/94 absolvierte Prinz Eduard sein Einjährig-Freiwilligenjahr. Ursprünglich wollte er das bei den „Windsichgrätz-Dragonern“ tun, wo sein Vater Regimentskommandant war. Schließlich ging er zum Husarenregiment Andreas Graf Pállfy ab Erdöd Nr. 8. Dessen Einjährig-Freiwilligen-Schule befand sich am Sitz der 3. Kavallerie-Brigade, zu dem die 8er Husaren gehörten, nämlich im damals südsteirischen Marburg/Drau (nunmehr Maribor). Diese Brigade gehörte zum Verband des III. Korps in Graz. Nach seiner aktiven Dienstzeit wurde Prinz Eduard in den Stand des k. k. Landerwehr-Ulanenregiments Nr. 6 (Wels) transferiert (letzter Dienstgrad Leutnant der Reserve).

Die Nähe von Marburg zu Graz war der Grund für die Wahl des Regiments, „denn in Graz wohnte eine reizende junge Dame, die Prinz Eduard so oft wie möglich sehen wollte“. Es war dies die Komteß Ada von Wurmbrand-Stuppach. Doch die Familie Liechtenstein verbot Prinz Eduard eine Liaison mit ihr, so daß er sich von ihr zurückziehen mußte.

Nicht zuletzt deshalb wechselte Prinz Eduard nach seinem Militärdienst zu Beginn des Wintersemesters 1894/95 seinen Studienort nach Innsbruck, wo er ebenfalls Kontakt mit der dortigen Austria pflegte. Im Juni 1896 legte er hier die 3. Staatsprüfung ab, war somit abs. iur. und konnte damit in den österreichischen Staatsdienst eintreten. Im Juni 1898 wurde er schließlich zum Dr. iur. promoviert.

DER BEGINN EINER VIELVERSPRECHENDEN BEAMTENLAUFBAHN

Im Mai 1897 trat nun Prinz Eduard in den Dienst des Landespräsidiums (Statthalterei) von Salzburg. In kleineren Kronländern hieß der Statthalter Landespräsident. Statthalter bzw. Landespräsidenten waren die Repräsentanten der mittelbaren Staatsverwaltung neben der autonomen Landesverwaltung mit dem Landeshauptmann an der Spitze. Nach 1918 wurden Statthalter und Landeshauptmann zusammengelegt. Im September 1899 wurde Prinz Eduard an die Bezirkshauptmannschaft Salzburg-Umgebung versetzt und Anfang 1902 wieder an das Salzburger Landespräsidium rückbeordert.

In Salzburg war Prinz Eduard mit zwei „Höfen“ konfrontiert. Zum einen wohnte im Schloß Klesheim der jüngste Bruder Kaiser Franz Josephs, der „schillernde“ Erzherzog Ludwig Viktor, zum anderen in der ehemaligen fürsterzbischöflichen Residenz Ferdinand IV., der depossedierte Großherzog von Toskana, von der toskanischen Linie des Hauses Habsburg-Lothringen. Prinz Eduard engagierte sich in Salzburg auch im Salzburger Universitätsverein, der sich die Gründung einer katholischen Universität zum Ziel gesetzt hatte. 1899 wurde er zu dessen 2. Vizepräsidenten gewählt, ein Jahr später rückte er zum 1. Vizepräsidenten auf.

SOZIALES ENGAGEMENT IN WIEN

Im November 1903 wurde Prinz Eduard überraschend in das k. k. Ministerium des Innern nach Wien berufen und war dort in der Abteilung für Niederösterreich tätig. Damit mußte er sein ehrenamtliches Engagement in Salzburg beenden. Doch kaum in Wien wurde er von der Erzherzogin Maria Josefa überredet, sich im katholischen Verein „Wiener Kinderschutzstationen“ zu betätigen, deren Protektorin sie war. Maria Josefa war die Tochter Königs Georg von Sachsen, die Gemahlin von Erzherzog Otto sowie die Mutter des späteren Kaisers Karl. Bereits im März 1904 wurde Prinz Eduard zum II. Vizeobmann des Vereins gewählt.

Unter Kinderschutzstationen verstand man damals, was man heute als Kindertagesstätten bezeichnet, also die außerschulische Betreuung von Kindern tagsüber. Damals hatten diese Kinderschutzstationen ausnahmslos sozialen Charakter, denn es ging vornehmlich um bedürftige und verwahrloste Kinder. Da die Öffentliche Hand in diesem Bereich (noch) nicht tätig war, waren zu dieser Zeit vor allem private Initiativen gefragt. Prinz Eduard kam damit direkt mit der sozialen Problematik in Berührung Im März 1905 wurde er schließlich zum Präsidenten des Vereins gewählt. Doch er mußte bereits knapp zwei Jahre später diese Funktion zurücklegen.

ALS BEZIRKSHAUPTMANN IN MARIENBAD

Ende 1906 wurde Prinz Eduard zum k. k. Bezirkshauptmann in Marienbad (nunmehr Mariánské Lázne) in Westböhmen ernannt. Dieser Bezirk umfaßte zwei Gerichtsbezirke mit insgesamt 39 Gemeinden. Vor allem waren es zwei Aufgaben, die ihn in dieser Funktion besonders beschäftigten. Zum einen war es der Umstand, daß Marienbad ein nahezu weltbekannter Kurort und touristisch bedeutend war. Zum anderen absolvierte der englische König Eduard VII., der Sohn und Nachfolger der Königin Viktoria, dort jährlich im Sommer einen Kuraufenthalt. Das war in jeglicher Hinsicht eine besondere Herausforderung für die staatlichen Organe.

So mußte Prinz Eduard jeweils einmal während eines solchen Aufenthalts ein großes Diner zu Ehren des Königs geben, so auch am 23. August 1909 im großen Saal des Grand Hotels. Es war das der letzte Aufenthalt des Königs in Marienbad, denn im Mai 1910 verstarb er. An diesem Diner nahmen u. a. die ehemalige Gemahlin des Kronprinzen Rudolf, die aus Belgien stammende Prinzessin Stephanie, der Abt von Tepl, Gilbert Johann Helmer (Va EM), und Rudolf Carl Frhr. von Slatin Pascha teil, der damals Generalgouverneur des anglo-ägyptischen Sudan war. König Eduard verlieh Prinz Eduard das Komturkreuz des großbritannischen Viktoriaordens.

RÜCKKEHR NACH WIEN

Im Oktober 1910 wurde Prinz Eduard wieder ins Innenministerium nach Wien berufen, blieb aber vorerst nominell weiterhin Beamter der Statthalterei Böhmens und war in der VII. Rangklasse (einem Ministerialsekretär vergleichbar). Er erhielt zu dem Jahresgehalt von 4.800 Kronen eine Aktvitätszulage von jährlich 1.610 Kronen. Diese Rangklasse entsprach auch der eines Gymnasialdirektors. Im Innenministerium war er wieder in der Abteilung für Niederösterreich als stellvertretender Abteilungsleiter tätig. Ende 1912 wurde er zum Statthaltereirat (VI. Dienstklasse) befördert.

Im September 1912 fand der Eucharistische Weltkongreß in Wien statt. Da Prinz Eduard durch sein organisatorisches Wirken beim Salzburger Universitätsverein sowie beim Verein „Wiener Kinderschutzstationen“ im katholischen Milieu bestens bekannt war, ersuchte man ihn um seine Mitarbeit im Organisationskomitee. Durch Interventionen des Erzherzog-Thronfolgers Franz Ferdinand sowie des Wiener Erzbischofs, Franz Xaver Kardinal Nagl (Aa EM), wurde er für diese Tätigkeit teilweise dienstfreigestellt und war für die Organisation und Durchführung des Festumzuges auf der Wiener Ringstraße zuständig, an der auch der CV teilnahm. Prinz Eduard erhielt dafür das Komturkreuz mit Stern des päpstlichen Gregoriusordens.

1913 war Prinz Eduard als Landespräsident von Salzburg im Gespräch, was ein enormer Karrieresprung in seiner Beamtenlaufbahn gewesen wäre. Die deutschnational bzw. liberal eingestellten Salzburger Zeitungen kritisierten jedoch seine mögliche Berufung wegen des seinerzeitigen Engagements im Salzburger Universitätsverein. Der Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand befürwortete zwar zuerst seine Ernennung, hatte jedoch dann später Bedenken wegen möglicher Kalamitäten mit Erzherzog Ludwig Viktor, woraufhin Prinz Eduard seine Bewerbung zurückzog. Viele Jahre später wurde bekannt, daß Franz Ferdinand, wäre er Kaiser geworden, Prinz Eduard wegen seines Organisationstalents zum Zweiten Obersthofmeister hätte ernennen wollen.

1913 engagierte sich Österreich-Ungarn für die Schaffung eines eigenen Staates Albanien. Die politische Zielrichtung war klar: Der Ballhausplatz wollte einerseits Serbien den Zugang zum Meer verunmöglichen, andererseits wollte man auch ein Festsetzen Italiens am östlichen Adria-Ufer verhindern. Wien setzte sich für ein selbständiges Albanien inklusive des heutigen Kosovo ein, konnte aber lediglich die gegenwärtigen Grenzen durchsetzen. Anfang 1914 wurde für sechs Monate Prinz Wilhelm zu Wied Fürst von Albanien. Es ist weitgehend unbekannt bzw. kaum präsent, daß Albanien seine Eigenstaatlichkeit größtenteils Österreich zu verdanken hat.

In Österreich wurde dieses politische Vorhaben auch in der breiten Öffentlichkeit unterstützt, denn es ging gegen den damaligen „Erbfeind Serbien“. So wurde u. a. im Juni 1913 auf Vereinsbasis ein Österreichisches Albanienkomitee gegründet, bei dem Prinz Eduard aktiv mitarbeitete. Aus dienstrechtlichen Gründen bekleidete er jedoch dort keine offizielle Funktion, führte aber praktisch die Geschäfte eines Vizepräsidenten. Auch nahm er an einer Studienreise nach Albanien teil. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges endete die Tätigkeit des Albanienkomitees.

DIER ERRICHTUNG DES MINISTERIUMS FÜR SOZIALE FÜRSORGE

1914 wurde Prinz Eduard zum Leiter der Oberösterreich-Abteilung im Innenministerium ernannt. Doch das war er nicht lange. Mit 1. August 1914 wurde im Rahmen des Ministeriums das Kriegshilfsbüro (KHB) errichtet. Dieses war für die Unterstützung von in Not geratenen Familien der Eingerückten zuständig. Wegen seines Organisationstalents vor allem im Verein „Wiener Kinderschutzstationen“ wurde Prinz Eduard zum Leiter dieses Büros bestellt und direkt dem Innenminister unterstellt.

Die Mittel für dieses KHB wurden durch Spenden sowie den Verkauf von Propagandaartikel aufgebracht. Zu Letzteren zählten auch die bis heute auf gehobenen Trödelmärkten und in Antiquitätenläden gehandelten Gegenstände aus Porzellan (Kaffeetassen, Teller u. v. a. m.), die das Konterfei des Kaisers alleine oder zusammen mit seinen Verbündeten (Deutscher Kaiser, König von Bulgarien, türkischer Sultan) zierten. Bis Ende Oktober 1914 hatte das KHB dadurch bereits 1,2 Mio. Kronen eingenommen, ein für damalige Verhältnisse nicht unbedeutender Betrag.

Seit Prinz Eduard wieder in Wien war (1910), befaßte er sich wieder mit Fragen des Kinderschutzes und der Jugendfürsorge bzw. mit sozialen Angelegenheiten. Diese fielen damals in die Zuständigkeit des Innenministeriums. Dort wurde er mit 20. August 1916 zum wirklichen Hofrat ernannt. Er war nun in der V. Rangklasse (also gleichrangig mit einem Ministerialrat) und erhielt ein Jahresgehalt von 10.000 Kronen sowie einer Aktivitätszulage von jährlich 2.900 Kronen.

Mit dem Regierungsantritts Kaiser Karls Ende 1916 verdichteten sich die Bemühungen, die Sozial-Agenden des Innen- und des Handelsministeriums in ein neu zu schaffendes k. k. Ministerium für soziale Fürsorge zusammenzufassen. Einer der Hauptbetreiber dieser Idee war auch Prinz Eduard. In der Ministerratssitzung vom 24. März 1917 wurde die Bildung eines solchen Ministeriums, das die Agenden Soziales und Gesundheit (Volksgesundheit und soziale Fürsorge) betreuen sollte, beschlossen und mit kaiserlichen Handschreiben vom 1. Juni 1917 gebilligt. Am 30. August 1917 erfolgte eine kaiserliche Entschließung, mit der nun zwei Ministerien errichtet werden sollten, nämlich eines für soziale Fürsorge und eines für Volkgesundheit. Doch wurde mit der Ernennung von Viktor Mataja zum Minister ohne Portefeuille und seiner Beauftragung, das Ministerium für soziale Fürsorge zu organisieren, vorläufig nur ein Ministerium realisiert.

Am 22. Dezember 1917 wurde Mataja zum ersten k. k. Minister für soziale Fürsorge ernannt und bestimmt, daß das Ministerium am 1. Januar 1918 seine Tätigkeit aufnehmen sollte. Gleichzeitig wurde Prinz Eduard zum Ministerialrat und zum Leiter der Sektion I (Jugendfürsorge) ernannt. Diese Sektion umfaßte drei Abteilungen, die sich mit dem Kinderschutz und Jugendfürsorge beschäftigten, und als vierte Abteilung das Kriegshilfsbüro, das Prinz Eduard schon bisher geleitet hatte. Im Juli 1918 erhielt er schließlich das Komturkreuz des Franz-Josefs-Ordens mit Stern. Schon früher erhielt er den preußischen roten Adler Orden II. Klasse mit Stern. Doch währte seine Tätigkeit in diesem Ministerium, an dessen Errichtung und Aufbau er maßgeblich beteiligt war, nicht lange. Er legte nämlich diese Funktion am 26. Mai 1918 nieder und schied gleichzeitig aus dem Staatsdienst, weil die k. k. Regierung nicht bereit war, dem Ministerium entsprechende Budgetmittel zu gewähren.

Prinz Eduard wurde aber von der Regierung zum Präsidenten der Allgemeinen Pensionsanstalt für Privatangestellte ernannt und verwaltete in dieser Eigenschaft ein Vermögen von rund 600 Millionen (Friedens-)Kronen, ein für damalige Verhältnisse sehr großer Betrag. Ebenso wurde er Mitglied des Verwaltungsrates (Aufsichtsrat) der Bodencreditanstalt. Diese Funktionen endeten am 1. Dezember 1918 kurz nach Kriegsende und der Ausrufung der Republik.

ALS LIECHTENSTEINISCHER DIPLOMAT

Prinz Eduard wandte sich nun der liechtensteinischen Politik zu. Auf seinen Vorschlag hin wurden zur Betonung der Souveränität des kleinen Fürstentums Gesandtschaften in Wien und Bern errichtet. Er wurde nun zum ao. Gesandten und bev. Minister Liechtensteins in Wien ernannt und überreichte am 24. Mai 1919 sein Akkreditierungsschreiben dem Vorsitzenden des amtierenden Staatsoberhauptkollegiums, dem Präsidenten der Konstituierenden Nationalversammlung Karl Seitz (Sozialdemokrat).

Prinz Eduard betrieb die Hinwendung Liechtensteins zur Schweiz und die Kündigung der betreffenden Verträge mit Österreich (Zoll- und Währungsunion). Dies geschah nicht zuletzt auch deshalb, weil „Deutschösterreich“ 1918/19 angestrebt hat, sich der neuen deutschen Republik anzuschließen. Der Kurs weg von Österreich und hin zur Schweiz wurde aber damals von der Mehrheit der liechtensteinischen Bevölkerung nicht mitgetragen, so daß sich dagegen eine Opposition formierte. Auf Vorschlag Prinz Eduards wurde daraufhin am 31. Dezember 1921 die liechtensteinische Gesandtschaft in Wien geschlossen.

Prinz Eduard gehörte zur zweiten Generation der sog. „Sozialaristokraten“, die sich in der aufstrebenden katholischen Bewegung (Verbandskatholizismus, Politischer Katholizismus) der letzten Jahrzehnte vor dem Ersten Weltkrieg engagierten, wie z. B. Egbert Graf Belcredi (AW EM), Dominik Graf Des Enffants d’Avernas (Cl EM), Aloys Prinz von und zu Liechtenstein (AW EM), Ernst Emanuel Graf Silva-Tarouca (AW EM) und Johann Anton Graf Pergen (Nc EM). Bemerkenswert war auch sein frühes Engagement für katholische Studenten bzw. Studentenverbindungen. Sei berufliches Leben und sein außerberufliches Engagement war von großer Vielseitigkeit geprägt, wie nicht zuletzt seine Rolle bei der Errichtung des Sozialministeriums dokumentiert. Er hätte wohl eine beachtliche Karriere erlebt, wäre die Geschichte im Juni/Juli 1914 anders verlaufen.

Prinz Eduard verschwand Ende 1921 von der öffentlichen Bühne. Er blieb zwar in Wien, bekleidete aber von da an kein Amt mehr, was eigentlich wegen seines außerordentlichen Organisationstalents schade war, und es wurde sehr still um ihn. Er lebte sehr zurückgezogen (in der Jaurésgasse vis-á-vis der russisch-orthodoxen Kirche), schrieb seine Memoiren und wurde im Krieg ausgebombt. Es wundert daher nicht, daß er ab 1931 nicht mehr im Gesamtverzeichnis des CV auftaucht.

1898 heiratete Prinz Eduard Olga Gräfin von Pückler und Limpurg. Dieser Ehe entsprangen sechs Kinder. Er starb nach langer, schwerer Krankheit.

Quellen und Literatur:

Academia 5 (1892/939), S. 175 und 277 sowie 31 (1918/19), S. 91.
Gothaischer Genealogischer Hofkalender nebst diplomatisch-statistischem Jahrbuche 1911. 148. Jahrgang. Gotha o. J. (1911), S. 40.
Froschauer, Irmtraut: Dr. Eduard Prinz von und zu Liechtenstein. Das vielseitige Wirken eines altösterreichischen Beamten. Genf 1985 (Diss. phil. Salzburg 1981).
Hartmann, Gerhard (Baj): Für Gott und Vaterland. Geschichte und Wirken des CV in Österreich. Kevelaer 2006, S. 85f.