Toten-, Bestattungs- und Friedhofskultur – der österreichische Zugang
Die Wiener waren und sind die Profis für den Trauerfall. Ein krönender Abschluss, selbst für das bescheidenste Leben, wurde wichtig. Vorbereitend zahlte man dafür in Sparvereinen ein und nahm Schulden in Kauf. Die Menschen orientierten sich dabei am Prunk der barocken Kaiser- und Adelsbegräbnisse. Mit „Pomp, Prunk und Gepränge“ wurde ab Maria Theresias Regierungszeit beigesetzt. Würdevoll und prachtvoll war der letzte Weg, so als ob man dadurch ein besseres Platzerl im Himmel kriegen könnt’. Die „Pompfüneberer“, ein Mundartausdruck für Bestatter, leitet sich vom französischen „pomp funèbre“ (prunkvolles Leichenbegängnis) ab, die für den stimmungsvollen Ablauf sorgten. Bis heute hat sich am besonderen Verhältnis Wiens zum Tod nichts geändert, so ist Wien zum Beispiel Sitz der European Federation of Funeral Services.
Dieses Seminar soll sich mit der außergewöhnlichen Beziehung des Österreichers (im speziellen des Wieners) zum Tod auseinandersetzen. Der Tod wird in Wien nicht weniger verdrängt als in jeder anderen Stadt, nur der morbide Hang und die leicht-pietätlose Koketterie mit dem Sterben schuf die Grundlage für den theatralisch-zelebrierten Tod – „a schene Leich“.