50 Jahre Borodajkewycz-Affäre: ÖCV distanzierte sich klar

50 Jahre Borodajkewycz-Affäre: ÖCV distanzierte sich klar

Österreichischer Cartellverband
Österreichischer Cartellverband
23.03.2015
Klaus-Lukas Zimmermann
Artikel

Die „Affäre Borodajkewycz“ war ohne Zweifel der letzte große öffentliche Skandal der „nationalen Sache“ in Österreich. Taras Borodajkewycz, ehemaliger Angehöriger einer katholischen Hochschulverbindung, war im Jahre 1934 der illegalen NSDAP beigetreten.
1945 - nach dem Zweiten Weltkrieg - wurde er deswegen von seiner Verbindung nicht wiederaufgenommen. Er war also nach 1945 kein Mitglied des ÖCV mehr. Obwohl heute vielfach fälschlicherweise behauptet wird, Borodajkewycz konnte sich immer auf sein ÖCV-Netzwerk verlassen, wurde so bald wie möglich ein klarer Trennstrich zu seiner Person gezogen. Die katholischen Verbindungen des ÖCV waren in der Zeit des Nationalsozialismus verboten. Viele ihrer Mitglieder waren im Widerstand aktiv. Nach der Wiedergründung 1945 trennte sich der ÖCV konsequent von allen NS-belasteten Mitgliedern.

1955 wurde Borodajkewycz außerordentlicher Professor für Wirtschaftsgeschichte an der Hochschule für Welthandel (heute Wirtschaftsuniversität Wien) und hielt in seinen Vorlesungen mit seiner „großdeutschen Gesinnung“ nicht zurück. Als sich die Kritik an Borodajkewycz zuspitzte, wurde am 23. März 1965 auf Einladung der damaligen Österreichischen Hochschülerschaft eine seiner Vorlesungen durch den Österreichischen Rundfunk im Fernsehen übertragen. Es kam zu antisemitischen Äußerungen sowie Bemerkungen seitens Borodajkewycz, die das Dritte Reich verharmlosten.

Am 25. März 1965 erklärten die Senioren der Wiener CV-Verbindungen: „Wir verurteilen den Antisemitismus in all seinen Erscheinungsformen.“

Wenig später gab es auch vom ÖCV eine eindeutige Stellungnahme: „... Deshalb fühlt sich der ÖCV berufen, jede Gefährdung der demokratischen Prinzipien und der rechtsstaatlichen Ordnung durch Diskriminierung nationaler, rassischer oder religiöser Gruppen öffentlich abzulehnen. Er verurteilt jede Provokation durch neonazistische Äußerungen; diese sind geeignet, das Vertrauen des Auslandes an Österreich leichtfertig aufs Spiel zu setzen und rühren an den demokratischen Fundamenten unseres wiedererrichteten Staates. Aus diesem Grund distanzierte sich der ÖCV von den beschämenden Ereignissen an der Hochschule für Welthandel und verlangt eine rasche, eingehende Untersuchung und sachliche Bereinigung dieser Vorkommnisse durch die zuständigen Behörden.“

Nähere Informationen in Gerhard Hartmanns "Für Gott und Vaterland - Geschichte und Wirken des CV in Österreich". 2006 Lahn-Verlag, Kevelaer.