Dem ÖCV ist es eine große Ehre und Freude, unserem Cartell- und Bundesbruder Seiner Exzellenz Bischof Dr. Erwin Kräutler CPPS v/o Perkeo II (Le) zur Verleihung des Right Livelihood Award (RLA), der auch als „Alternativer Nobelpreis“ bekannt ist, zu gratulieren. Er erhält diesen Preis für sein beachtenswertes und lebensgefährliches Engagement für die indigene Bevölkerung Brasiliens, von der er "Dom Erwin" genannt wird.
Kräutler, den man auch unter der Bezeichnung „Bischof der Nächstenliebe“ kennt, wurde am 12. Juli 1939 in Koblach bei Dornbirn (Vbg) geboren. Nach seiner Matura in Feldkirch trat er in die Kongregation der Missionare vom Kostbaren Blut ein, bevor er sein Studium der Theologie und Philosophie an der Universität Salzburg begann. 1965 wurde er zum Priester geweiht und als Missionar nach Brasilien entsandt.
1981 wurde er als Nachfolger seines Onkels Bischof Erich Kräutler, Mitglied e.v. Alpenland Wien, als Prälat von Xingu, der mit 350.000 km² flächenmäßig größten brasilianischen Territorialprälatur, zum Bischof geweiht, wo er sich von Anfang an, beeinflusst von der Befreiungs-theologie, für die Benachteilitgen einsetzte.
Während seiner Tätigkeit für die armen Bevölkerungsschichten, insbesondere der Indios, wurde er von der Militärpolizei verhaftet und schwerst misshandelt, die Bilder davon gingen 1983 um die Welt. Damals wurden auch in Österreich die Probleme der Bewohner von Amazonien bekannt. Es wurden wiederholt Morddrohungen gegen ihn ausgesprochen, mehrere Mordanschläge gegen ihn verübt, weshalb er seit Jahren unter ständigem Polizeischutz steht. Bei einem als Autounfall getarnten Mordanschlag verstarb sein Mitfahrer, als ein Kleinlaster frontal sein Fahrzeug rammte; ein Ordensbruder und Mitarbeiter Bischof Kräutlers wurde am Bischofssitz umgebracht. Eine weitere Mitarbeiterin, die Ordensschwester Dorothy Mae Stang wurde 2005 aus nächster Nähe mit sechs Schüssen ermordet.
Für seinen herausragenden Einsatz im Dienste der Menschen wurde er mit zahlreichen Ehrungen ausgezeichnet, darunter mehrere Ehrendoktorwürden, internationale Auszeichnungen und mehrere staatliche Ehrungen bis hin zum Großen Goldenen Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich, um nur einige wenige Beispiele zu nennen.
Bereits als Jugendlicher hatte er als Mitglied der Ferialsippe Montfort seine ersten Kontakte zum ÖCV, konnte aber aufgrund seiner Ordenszugehörigkeit nicht regelmäßig am Verbindungsleben teilnehmen. Am 10. Mai 2001 wurde der langjährige gute Freund der K.Ö.H.V. Leopoldina im Rahmen einer eigens dafür veranstalteten Festkneipe aufgenommen.
Das Preisgeld für den RLA von € 200.000,- teilt er sich mit 3 weiteren Preisträgern, Nnimmo Bassey (Kenia) für das Aufzeigen der Kosten der Ölförderung, der Organisation Sappros (Nepal) für den Kampf gegen die Armut und der Organisation „Mediziner für Menschenrechte“ (Israel) für ihren Einsatz für das Recht auf Gesundheit auch in den Palästinensergebieten. Die Preisverleihung findet im Dezember im schwedischen Parlament statt.
Sein Beispiel an Zivilcourage und christlicher Nächstenliebe möge Allen eine Inspiration sein!
verfasst von Arno Cincelli (Le)