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Hochmeister Robert Johann Schälzky , OT

Hochmeister Robert Johann Schälzky , OT

Ehrenmitgliedschaften: Nordgau (Prag) zu Koblenz, Nordgau Wien

Geboren: 13.08.1882, Braunseifen (Bezirk Römerstadt, Mähren)
Gestorben: 27.01.1948, Lana (Bezirk Meran, Südtirol)
Hochmeister (Abt) des Deutschen Ordens, Abgeordneter (Tschechoslowakei), Landtagsabgeordneter (Schlesien), Vizebürgermeister (Freudenthal), Landesparteiobmann der Deutschen Christlichsozialen Volkspartei von Mähren-Schlesien, Ordenspriester (OT)
Politische Haft: 1945/46 in Troppau (Tschechoslowakei)

Lebenslauf:

Schälzky wurde als Sohn eines Webermeisters geboren und auf den Namen Johann getauft. Er war der Neffe von Norbert Johann N. Klein (NbB EM), der dann später Bischof von Brünn und Hochmeister des Deutschen Ordens war. Die Kleinstadt Braunseifen (damals tschech. Brunzeif, nunmehr tschech. Ryžovište), in Nordmähren an der Grenze zu Österreichisch-Schlesien gelegen, war im Besitz des Deutschen Ordens, der dort einige Einrichtungen (Schule, Krankenhaus, Pfarrseelsorge) betrieb. Schälzky kam daher sehr früh mit diesem Orden in Kontakt.

1902 absolvierte Schälzky das Gymnasium in Troppau (Opava), der Hauptstadt von Österreichisch-Schlesien. Danach trat er in den dortigen Konvent des Deutschen Ordens ein und nahm den Ordensnamen Robert an. Am 15. September 1903 legte er die einfachen Gelübde ab und studierte danach an der Philosophisch-Theologischen Hauslehranstalt in Brixen, da der Deutsche Orden in Lana bei Meran Besitzungen hatte. In Brixen wurde er von den an dortigen lehrenden Aemilian Schöpfer (R-B EM), damals Reichsratsabgeordneter, und Sigismund Waitz (AIn EM), später Ertbischof von Salzburg, für die Ideen der Christlichsozialen Bewegung gewonnen. Am 15. September 1906 legte er die feierlichen Gelübde ab. Am 29. Juni 1907 wurde er im Dom zu Brixen zum Priester geweiht.

Anschließend war Schälzky als Kaplan und Religionslehrer in Freudenthal (tschech. Bruntál), einer Bezirksstadt in Österreichisch-Schlesien. Dort engagierte er sich sowohl in der Katholischen Volksbewegung wie in der Christlichsozialen Partei. 1909 bis 1921 war er dort Präses des Katholischen Volksvereins und von 1914 bis 1922 stellvertretender Diözesanpräses (Erzbistum Olmütz) der Jugendarbeit. 1912 wurde er in den Gemeinderat von Freudenthal gewählt. Sein Engagement verstärkte sich in der Zeit des Umbruchs von der Monarchie zur Tschechoslowakischen Republik. Bereits in der Monarchie im Landesvorstand der Christlichsozialen von Österreichisch-Schlesien tätig wurde er am 18. Dezember 1918 in Olmütz zum mährisch-schlesischen Landesparteiobmann der Christlichsozialen gewählt, welche Funktion er bis 1926 ausübte.

Nach Gründung der Deutschen Christlichsozialen Volkspartei (DCVP) in der Tschechoslowakei wurde Schälzky 1920 deren stellvertretender Parteiobmann. Seine parteipolitischen Positionen führten zu politischen Funktionen. Von 1919 bis 1921 war er Vizebürgermeister von Freudenthal, ab 1919 Abgeordneter der Schlesischen Landesversammlung sowie von 1920 bis 1925 Abgeordneter der tschechoslowakischen Nationalversammlung. Als solcher engagierter er sich vornehmlich in der Sozialpolitik und pflegte auch Kontakte zu den Christlichen Gewerkschaften. Seit dem Herbst 1924 war er Obmann der Deutschen Hauptstelle für Wohnungs- und Siedlungsfürsorge in der Tschechoslowakei.

Gemäß einer Instruktion von Papst Pius XI. wurde die politische Tätigkeit eingeengt und für Ordenspriester überhaupt untersagt. Daher kandidierte Schälzky 1925 nicht mehr für das Parlament und legte in der Folge auch seine anderen politischen Funktionen zurück. Daraufhin engagierte er sich nach Beauftragung durch seinen Onkel, der damals Hochmeister war, wieder mehr im Orden, wurde Mitglied der Satzungskommission und lebte deswegen ab Februar 1926 in Wien. Hier war er vor allem an der Umwandlung des Deutschen Ordens von einem Ritterorden zu einem Priesterorden beteiligt.

Am 5. Februar 1927 wurde Schälzky zum Präsidenten der Volksbundes der Deutschen für Nordmähren-Schlesien gewählt, so daß er wieder dorthin zurückkehrte. Im Februar 1928 wurde er Religionsinspektor für die deutschen Bürgerschulen (Hauptschulen) in Mähren-Schlesien. Am 1. September 1929 wurde er zum Pfarrer und Dechant von Freudenthal ernannt. 1930 wurde er dann zum Generalökonom der ordenseigenen Spitäler bestellt und 1932 in den Generalrat des Ordens gewählt.

Am 24. März 1936 wurde Schälzky in Wien mit knapper Mehrheit als Nachfolger von Paul Alois Heider (NdW) zum Hochmeister des Deutschen Ordens gewählt, weswegen er kurz zögerte, die Wahl anzunehmen. Am 29. März 1936 wurde er dann vom Erzbischof von Wien, Theodor Kardinal Innitzer (NdW), zum Abt benediziert. Schälzky nahm dann mit Tatkraft die Tätigkeit als Hochmeister auf, die jedoch wegen des Anschlusses im März 1938 und der Zerschlagung der Tschechoslowakei 1938/39 nur kurze Zeit währen konnte. Der Deutsche Orden wurde aufgelöst und seine Besitzungen enteignet. Während des Krieges konnte er unter Gestapoaufsicht in der ehemaligen Kommende in Troppau unter bescheidenen Verhältnissen leben.

Nach Ende des Krieges wurde Schälzky, obwohl Opfer des Nationalsozialismus, ohne Vorwürfe von den Tschechen interniert und Anfang 1946 unter demütigenden Umständen nach Wien abgeschoben. Bereits 1942 verlängerte Papst Pius XII. sein Amt als Hochmeister des Deutschen Ordens. Obwohl gesundheitlich schwer angeschlagen begann Schälzky von Wien aus mit der Wiedererrichtung des Ordens. Im Rahmen dessen reiste er zur Visitation zur Ordensniederlassung in Lana, wo er starb und auf dem Friedhof in Niederlana begraben wurde.

Schälzky gehörte neben dem Olmützer Weihbischof Josef Schinzel (NdW) zu den führenden Priestergestalten in der Zwischenkriegszeit im mährisch-schlesischen Raum der Tschechoslowakei. Er gehörte auch neben Emil Bobek (Fd EM), Josef Böhr (Fd EM), Wenzel Feierfeil (Va EM), Karl Hilgenreiner (Fd EM), Johann Krumpe (Va), Eugen Graf Ledebur-Wicheln (S-B EM), Hans Lokscha (Nc), Felix Luschka (Va EM), Robert Mayr-Harting (S-B EM), Friedrich Öhlinger (AIn) u. a. zur nicht unbedeutenden Riege der CVer, die politische Mandate (Minister, Abgeordnete, Senatoren, Parteivorsitzende) in der ersten tschechoslowakischen Republik bekleideten.





Quellen und Literatur:

Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Band 10, Wien 1994, S. 26.
Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 524.
Šebek, Jaroslav: Sudetendeutscher Katholizismus auf dem Kreuzweg. Politische Aktivitäten der sudetendeutschen Katholiken in der Ersten Tschechoslowakischen Republik in den 30er Jahren (= Kirche und Gesellschaft im Karpaten-Donauraum Bd. 2). Münster 2010, S. 28–31 und 55.