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Prof. Dr. Arthur Ehrlich

Prof. Dr. Arthur Ehrlich

Urverbindung: Ferdinandea (Prag) zu Heidelberg (08.10.1909)

Geboren: 30.11.1889, Falkenau an der Eger (Böhmen; nunmehr Sokolov, Tschechien)
Gestorben: 05.04.1945, KZ Mauthausen
NS-Opfer, Gymnasialprofessor
Politische Haft: 1944/45 KZ Theresienstadt, Gefängnis Pankratz (Prag), KZ Mauthausen

Lebenslauf:

Ehrlich wurde als Sohn eines k. k. Bezirksschulinspektors geboren und stammte aus dem Egerland. Er wurde von Joseph Groß (Fd), dem damaligen Kaplan in Falkenau und späteren Bischof von Leitmeritz (nunmehr Litomerice), getauft. Nach dem Besuch des Bischöflichen Gymnasiums Petrinum in Linz-Urfahr sowie der Gymnasien in Budweis (nunmehr Ceské Budejovice) und in Eger (nunmehr Cheb) begann er für das gymnasiale Lehramt das Studium der Geschichte, der Germanistik und Slawistik (Tschechisch) an der Philosophischen Fakultät der deutschen Karl-Ferdinands-Universität Prag (Dr. phil. 1921; Lehramtsprüfung 1920), wo er der Ferdinandea beitrat (Couleurname Nauke), bei der er im Wintersemester 1914/15 Fuchsmajor war. Beim Weihnachtskommers des Prager CV am 1. Dezember 1913 hielt er eine Rede..

Nach Beendigung seines Studiums absolvierte Ehrlich 1915/16 das Probejahr am k. k. Staatsgymnasium auf der Prager Kleinseite und trat Anfang 1917 eine Stelle am k. k. Staatsgymnasium in Rumburg (nunmehr Rumburk; Bezirk Tetschen, nunmehr Decín, Böhmen) an. Im Schuljahr 1928/29 unterrichtete er in Reichenberg (nunmehr Liberec), um danach wieder nach Rumburg zurückzukehren, das 1919 ein Realgymnasium geworden ist. 1932 sprach er beim Begräbnis des Prager Weihbischofs Wenzel Anton Frind (Fd EM) die Abschiedsworte für die Ferdinandea. Im Februar 1937 wurde er zum stellvertretenden Direktor ernannt. Nach der Angliederung des Sudetenlandes im September 1938 wurde Ehrlich mit Wirkung vom 30. Juni 1939 in den Ruhestand versetzt, konnte jedoch noch im Schuljahr 1939/40 unterrichten.

Im August 1920 ehelichte Ehrlich seine Frau Valerie Fleischer, die jüdischer Abstammung war. Das war der Grund, weshalb er wegen „jüdischer Versippung“ nicht in den Schuldienst des Deutschen Reiches übernommen wurde. Vor die Wahl gestellt, seine Familie zu verlassen und damit im Schuldienst zu verbleiben, entschied er sich aufgrund seiner Einstellung für den Verbleib bei seiner Frau und seinem 1922 geborenen Sohn. Er zog mit seiner Familie nach Prag, wo er sich seinen Lebensunterhalt mit Tschechisch-Kursen für deutsche Beamte verdiente.

Anfang August 1944 wurde Ehrlich verhaftet und ins KZ-Theresienstadt gebracht. Man warf ihm „Hortung jüdischen Vermögens und Unterstützung von Juden“ vor. Über Intervention eines ehemaligen Kollegen vom Gymnasium Rumburg wurde er in die Strafanstalt Pankratz (Prag) gebracht und dann mit 31. Dezember 1944 in das KZ Mauthausen überstellt. Dort starb er am 6. April 1945 knapp einen Monat vor der Befreiung des KZ, als bereits der Kampf um Wien begann. Als Grund wurde Lungenentzündung vermerkt.

Ehrlichs Frau wurde bereits Anfang 1942 verhaftet und zuerst ins KZ Theresienstadt gebracht und dann Ende April 1942 nach Lublin überstellt. Von dort kam sie ins KZ Auschwitz, wo sie schließlich umgekommen ist. Ehrlichs Sohn war als „Mischling ersten Grades“ ebenfalls der Verfolgung durch die NS-Behörden ausgesetzt und wurde verhaftet. Im November 1944 wurde er ins KZ Flossenbürg überstellt, wo er am 20. Februar 1945 verstarb.

Quellen und Literatur:

Grün, Bernhard (Mm, Fd): die Treue zu seiner Frau mit dem Leben bezahlt. Der Altösterreicher Dr. Arthur Ehrlich (Fd) – ein Märtyrer des 20. Jahrhunderts, in: Österreichische Academia 71 (2020), 3/Mai, S. 36–38.
Derselbe: Tröstung blühet für die Gegenwart. Dr. Arthur Ehrlich (Fd) blieb bei seiner jüdischen Frau Valerie Fleischer, in: Academia 113 (2020), H. 1, S. 50f.
Grün, Bernhard / Geser, Rudolf (TsM, Fd): Biografische Bruchstücke: Der Fall des Dr. Arthur Ehrlich. Ein katholisch-jüdisches Familienschicksal im besetzten Prag, in: Stifter-Jahrbuch, Neue Folge 28 (2014), S. 193–208 (hg. vom Adalbert Stifter Verein, München),
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 60f.
Reichspost, 8. 8. 1932, S. 4.