Wartungsfunktionen

LAbg. Chefred. Ambros Opitz

LAbg. Chefred. Ambros Opitz

Ehrenmitgliedschaften: Ferdinandea (Prag) zu Heidelberg, Norica

Geboren: 27.09.1846, Leopoldsruh (Leopoldka) bei Groß Schönau (Velký Šenov) (Bezirk Tetschen, Böhmen, nunmehr Děčín. Tschechien)
Gestorben: 27.09.1907, Warnsdorf (Varnsdorf) (Bezirk Tetschen, Böhmen)
Landtagsabgeordneter (Böhmen), Chefredakteur und Verleger, Weltpriester

Lebenslauf:

Opitz wurde als Sohn eines Textilkaufmanns geboren und absolvierte 1866 das Jesuitengymnasium in Mariaschein (Bohosudov), das nunmehr zu Graupen (Krupka, Nordböhmen) gehört. Danach trat er in Leitmeritz (Litomerice) in das Priesterseminar ein und studierte an der dortigen Philosophisch-Theologischen Lehranstalt. 1870 wurde er zum Priester geweiht und war dann in Warnsdorf Kaplan. Dort wurde er mit dem Altkatholizismus und dem Liberalismus konfrontiert.

Das führte zu seinem publizistischen bzw. politischen Engagement. Bereits 1873 leitete er die erste katholische Zeitung Böhmen, das „Nordböhmische Volksblatt“, das 1884 „Warnsdorfer Volkszeitung“, seit 1887 „Österreichische Volkszeitung“ und dann ab 1918 nur mehr „Volkszeitung“ hieß. 1874 erwarb er aus dem Erbe seine Vaters eine Druckerei, gab seine Kaplansstelle auf, machte sich selbständig und war ab da nur mehr im Sinne der katholischen Publizistik und dann in der Folge beim Aufbau des Politischen Katholizismus bzw. des Verbandskatholizismus in Nordböhmen tätig.

Opitz erwarb bzw. gründete weitere Zeitungen, wie 1882 die „Warnsdorfer Hausblätter“, die dann ab 1897 in Wien als „Christliches Familienblatt zur Unterhaltung und Belehrung“ erschienen, dann 1887 „Immergrün“ und 1900 den „Landboten“. Bei diesen war er nicht nur Verleger, sondern auch Herausgeber bzw. Chefredakteur. Seit 1898 gab er die Broschürenreihe „Volksaufklärung“ heraus. Hier erschienen rund zwölfmal im Jahr Broschüren zum Einzelpreis von je 10 Heller (das war damals auch der Preis einer Briefmarke für einen Standardbrief). Er gründete Buchhandlungen und erwarb weitere Druckereien (auch in Wien). Opitz war zu seiner Zeit wohl einer der führenden katholischen Verleger und Journalisten.

Opitz organisierte ab 1887 die ersten nordböhmischen Katholikentage und spielte auch eine entsprechende Rolle bei den allgemeinen österreichischen Katholikentagen, so vor allem beim 3. allgemeine österreichische Katholikentag, der vom 8. bis 11. August 1892 in Linz stattfand. Dieser wurde zum einen von den Auseinandersetzungen zwischen den Katholisch-Konservativen und den aufstrebenden, „jungen“ Christlichsozialen geprägt. Außerdem wurden eine Reform der katholischen Presse eingeleitet und die Weichen für die dann 1894 gegründete „Reichspost“ gestellt, an der Opitz einen wichtigen, auch finanziellen Anteil hatte und anfänglich deren Herausgeber war.

Wie immer so gab es auch bei diesem Katholikentag einen Festkommers der österreichischen Verbindungen. Das Expräsidium leitete Opitz (Fd EM). Friedrich Funder (Cl), erstmals auf einem Katholikentag, aber noch nicht Mitglied der Carolina, berichtete in beeindruckender Weise darüber:

„Auf dem Kommers [...] erhielt Ambros Opitz um Mitternacht das Präsidium. Die Schärpe der Prager Ferdinandea um die mächtige Brust, stand er, der Wortführer der christlichsozialen Jungen, der schärferen Tonart, reckenhaft auf der Präsidiumsbühne. Er begann und endigte sein Amt mit einer Rede, die alle Argumente der Jungen mit rhetorischer Macht zusammenfaßte: Das verkürzte Recht und die demütigende Lage des katholischen Volkes, das bei den Machthabern für seine geistigen und leiblichen Lebensbedürfnisse nicht Gehör findet, die Bindung und gefährliche Schlaffheit der zu seinem Schutz Berufenen – da wird eine mutige, kämpferische, unabhängige Presse Dolmetsch und Predigerin für ein aufrechtes Christentum und eine christliche Sozialreform, das gebieterischste Erfordernis der Gegenwart.“

Opitz fand bald Anschluß an die Christlichsoziale Bewegung von Karl Lueger (Nc EM). 1897 gründete er dann den Christlichsozialen Verband für Deutschböhmen. Bei der in diesem Jahr stattgefundenen sog. „Badeni-Krise“, bei der es u. a. um die Gleichberechtigung der tschechischen Sprache in Böhmen ging, vertrat er innerhalb der Christlichsozialen Bewegung einen ablehnenden Kurs gegen die sog. „Badenischen Sprachverordnungen“ und konnte sich innerhalb der Christlichsozialen Partei durchsetzen. Er drohte damit, daß die Gefahr einer Abwendung der dreieinhalb Millionen Deutschen in Böhmen und Mähren von der Kirche bestehe, wenn die Christlichsozialen nicht auf den Obstruktionskurs einschwenkten. Sie stand dann im Reichsrat in Opposition zur Regierung des Ministerpräsidenten Kasimir Graf Badeni, während die Katholisch-Konservativen ihn unterstützten.

Opitz gründete zahlreiche Vereine zur Bildung und Selbsthilfe, insbes. für Arbeiter, sowie auch Genossenschaften (Raiffeisen). Er war bis zu seinem relativ frühen Tod die führende Figur des Politischen Katholizismus der deutschsprachigen Bevölkerung in den „Ländern der Wenzelskrone“ (Böhmen, Mähren, Österreichisch-Schlesien). Dieser hatte es aber dort wegen der nationalen wie auch sozialen Konflikte nicht leicht. Die verschiedenen deutschnational orientierten Parteien wie auch die Sozialdemokratie dominierten dort eindeutig.

So gelang es dort im Gegensatz zu Niederösterreich bzw. den Alpenländern z. B. nicht, die Bauernschaft in die Christlichsoziale Bewegung zu integrieren. Aus diesem Grund war es für Opitz schwer, ein politisches Mandat zu erreichen. Trotzdem gelang ihm 1895 bei den Wahlen zum böhmischen Landtag, ein Mandat zu erreichen, dem er dann vom 28. Dezember 1895 bis zum 25. August 1901 angehörte (X. Wahlperiode).

Opitz erhielt gemeinsam mit dem späteren Weihbischof Wenzel Anton Frind (Fd EM) die Ehrenmitgliedschaft der Ferdinandea verliehen. Die der Norica und Austria Wien folgten kurz bzw. bald danach. Er fand also früh Kontakt zum CV. Daß er diesen weiter pflegte, beweist nicht zuletzt auch sein oben erwähntes Auftreten beim Katholikentag 1894 in Linz.

Opitz starb nach schwerer Krankheit, die mehrere Jahre dauerte und ihn immer mehr zur Untätigkeit verurteilte, an seinem 61. Geburtstag. Das im allgemeinen Totenverzeichnis der Gesamtverzeichnisse vor 1914 genannte Datum 28. September ist nicht korrekt. Sein Nachfolger im publizistischen Bereich wurde Josef Böhr (Fd EM), der nach 1918 Vorsitzender der Deutschen Christlichsozialen Volkspartei der Tschechoslowakei wurde. Bereits zu seinen Lebzeiten wurde 1903 in Wien-Hietzing eine Gasse nach ihm benannt-

Werke:

(Auswahl)
Verkehr mit Gott. Andachtsbuch für das christliche Jahr (1897).
Der böhmische Streit (1898).
Jesus mein Alles! Gebet- und Erbauungsbuch (1900).

Quellen und Literatur:

Gürtler, Joseph: Ambros Opitz. Ein Streiter für Wahrheit, Freiheit und Recht. Warnsdorf 1910.
Die katholische Presse Österreich-Ungarns. Hg. vom Pressbureau des Piusvereins. Wien 1907, S. 26f.
Huber, Augustin Kurz: Ambros Opitz 1846–1907. Ein Bahnbrecher der katholischen Bewegung Altösterreichs. Königstein/Taunus 1961.
Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Band 7, Wien 1978, S. 233f.
Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 549f.
Hartmann, Gerhard (Baj): Für Gott und Vaterland. Geschichte und Wirken des CV in Österreich. Kevelaer 2006, S. 86 und 205.