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LAbg. a.D. RA Dr. Rudolf Seehofer

LAbg. a.D. RA Dr. Rudolf Seehofer

Urverbindung: Norica (14.10.1904)

Geboren: 24.06.1884, Wien
Gestorben: 17.11.1973, Werndorf (Bezirk Graz-Umgebung, Steiermark)
Landtagsabgeordneter (Steiermark), Rechtsanwalt

Lebenslauf:

Seehofer wurde als Sohn eines Gastwirteehepaares geboren. Nach der Volksschule besuchte er das Jesuitenkolleg in Kalksburg bei Wien, wo er 1904 die Matura ablegte. Danach begann er das Studium an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien, wo er der Norica beitrat (Couleurname Polyp). Dort war er im Wintersemester 1905/06 Consenior. Sein Leibbursch war der spätere Dermatologe Leopold Arzt (Nc). Das Studium betrieb er vor 1914 offenbar nicht sehr intensiv.

Anfang Februar 1915 wurde Seehofer zum Kriegsdienst einberufen. Zuerst war er bei einem Landsturm-Bataillon, dann bei den k. u. k. Infanterie-Regimentern Nr. 84 und 99. Im Juli 1917 legte er die Offiziersprüfung ab. Er erlitt mehrere Verwundungen (letzter Dienstgrad Kadettaspirant; Auszeichnungen: bronzene Tapferkeitsmedaille, Verwundetenmedaille, Karl-Truppenkreuz).

Nach dem Krieg nahm Seehofer vorerst das Studium nicht wieder auf, sondern nahm eine Stelle als Sekretär der Christlichsozialen Partei im Bezirk Leoben an. In der Stadt Leoben wurde er in den Gemeinderat gewählt. 1919 wurde er Generalsekretär der Christlichsozialen Partei der Steiermark und organisierte den Wahlkampf für die im Herbst 1920 stattgefundenen Nationalrats- sowie steirischen Landtagswahlen. Für diese kandidierte er, wurde gewählt und gehörte dem steirischen Landtag vom 26. November 1920 bis zum 20. November 1923 an. Außer ihm waren u. a. noch Jakob Ahrer (ehemals Trn) und Adolf Enge (Fd, Cl) in dieser Wahlperiode Landtagsabgeordnete.

Seehofer schied 1923 aus der Politik und kandidierte nicht mehr für den steirischen Landtag. Sein Nachfolger als Generalsekretär der Christlichsozialen Partei der Steiermark wurde Karl Maria Stepan (Nc).

Seehofer widmete sich nun der Beendigung seines Studiums. Er legte im Jahr 1924 die beiden restlichen Staatsprüfungen sowie die drei Rigorosen an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Graz ab (Dr. iur. 1925). Nach der Beendigung seines Studiums absolvierte er das Gerichtsjahr und begann danach die Rechtsanwaltslaufbahn. Nach Tätigkeiten als Rechtsanwaltsanwärter in Graz und in Hartberg legte er 1931 die Rechtsanwaltsprüfung ab und eröffnete 1932 eine Rechtsanwaltskanzlei in Wildon (Bezirk Leibnitz, Steiermark).

Von 1936 bis 1938 war Seehofer Bezirkssekretär der Vaterländischen Front für den Bezirk Leibnitz. Das war wohl einer der Gründe, warum er in der NS-Zeit vom Rechtswahrerbund bei der Rechtsanwaltskammer angezeigt wurde und eine Disziplinaruntersuchung über sich ergehen lassen mußte. Über ihn wurde ein Boykott verhängt, und er mußte einen Vermögensverlust hinnehmen. Mitte 1943 wurde zur Landesversicherungsanstalt dienstverpflichtet. Nach dem Krieg wurde er rehabilitiert und war bis ins hohe Alter noch als Rechtsanwalt tätig.

Seehofer war 1919 an der Gründung der katholischen Pennalie Lützow in Leoben beteiligt. Deren Wahlspruch wurde von der Norica übernommen. Darüber hinaus war er Ehrenphilister der Herulia Wien. Seehofer ist der Textdichter des im „Österreichischen Kommersbuch“ abgedruckten Liedes „Dort, wo des Wienerwaldes liebes Rauschen“ sowie der Fuchsenstrophe der Franco-Bavaria. Er ist auf dem Friedhof in Wildon begraben.

Quellen und Literatur:

Verbindungsarchiv Norica (Georg Schmitz).
Academia 18 (1905/06), S, 252, 33 (1920/21), S. 220, und 37 (1924/25), S. 137.
Obermüller, Heinrich: Aufbruch und Untergang. Katholische Verbindungen an mittleren und höheren Schulen in Österreich und den Nachfolgestaaten der Monarchie. Band 2–Teil 2. Von 1918 bis 1945 (= Tradition und Zukunft. Beiträge zur Geschichte und Gegenwart des höheren Bildungswesens, unter besonderer Berücksichtigung der studentischen Vereinigungen Band VIII). Wien 2003, S. 1038f.