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Kpl. Hans Spitzer

Kpl. Hans Spitzer

Urverbindung: Kürnberg (15.10.1920)

Geboren: 09.06.1901, Hautzendorf (nunmehr Gemeinde Kreuttal, Bezirk Mistelbach, Niederösterreich)
Gestorben: 14.01.1945, Wien-Lainz
Weltpriester, versteckte Juden im Krieg

Lebenslauf:

Spitzer wurde als Sohn eines Bauern geboren und absolvierte 1920 als Frequentant des erzbischöflichen Knabenseminars das Gymnasium in Hollabrunn. Danach begann er das Studium an der Theologischen Fakultät der Universität Wien (abs. theol. 1924), wo er dem Kürnberg beitrat (Couleurname Armin). Am 20. Juli 1924 wurde er in Wien zum Priester geweiht.

Danach war Spitzer Kaplan in niederösterreichischen Pfarren (Groß-Engersdorf, Unteraspang, Ernstbrunn). Mit 1. März 1929 wurde er zum Kaplan in Wien-Lainz bestellt. Seine Gegnerschaft zum Nationalsozialismus war allgemein bekannt. So urteilte die NS-Ortsgruppe Hautzendorf: „Spitzer Hans, welcher schon in der Systemzeit für den Nationalsozialismus nichts übrig hatte, hat diese Einstellung auch derzeit nicht wesentlich geändert.“

Aus seiner Haltung heraus entstand bei Spitzer der Wille, den Juden zu helfen. „Der Herr Spitzer hat gesagt, wir können doch nicht einfach zuschauen, wie die Juden so mir nix dir nix abtransportiert werden.“ So seine Haushälterin. Als der NS-Bürgermeister von Hautzendorf bemerkte, wegen seiner Judenfreundlichkeit werde man ihn „noch einen Kopf kürzer machen“, soll Spitzer ein Weingartenmesser hingehalten haben: „Ja, dann fang’ glei an damit!“

Ab dem Jahr 1941 versorgte bzw. versteckte Spitzer – unterstützt von einem Netzwerk, u. a. von Friedrich Schweitzer (Kb) – im Alten Pfarrhof von Lainz sowie mindestens in einer anderen Wohnung untergetauchte Juden. Es sollen mindestens 20 gewesen sein, wahrscheinlich aber mehr.

Um 1942 dürften in Wien rd. 2.200 Juden versteckt gelebt haben. Nach Berechnungen müssen mindestens zehn Personen beim Verstecken eines Juden beteiligt gewesen sein (schon wegen der Aufteilung der Lebensmittelkarten). Aufgrund des Umstands, daß Spitzer vor Kriegsende starb, sowie der Tatsache, dass die Juden, denen er half, nach 1945 auswanderten, wurde sein Wirken erst 1999 bekannt.

Spitzer starb an plötzlichem Herztod. Dem Requiem wohnte ungewöhnlicherweise Erzbischof Theodor Kardinal Innitzer (NdW) bei. Das läßt vermuten, daß dieser von Spitzers Hilfsaktionen Kenntnis hatte.

Spitzer gehörte wie Arthur Lanc (NdW) und Peter Lorenz (NbW) zu jenen „wenigen Gerechten“ des katholischen Milieus, die unter Aufsichnahme höchster Gefahren für ihr eigenes Leben Juden während der Nazi-Zeit versteckt sowie versorgt hatten und somit vor dem sicheren Tod retteten. Spitzer wurde auf dem Friedhof in Hautzendorf begraben.


Quellen und Literatur:

Diözesanarchiv Wien. Priesterdatenbank.
Jandl, Gerhard (Kb): Hans Spitzer – Couleurstudent, Seelsorger, Widerstandskämpfer, in: Der Kürnberg, 1999, Nr. 3 (Oktober), S. 5f.
Polgar, Michael (Kb): 100 Jahre K. Ö. St. V. Kürnberg 1900–2000. Wien 2000, S. 264.
Markl, Dominik – Meissl, Sebastian: Kaplan Hans Spitzer: Retter für Juden während des Zweiten Weltkriegs, in: Dialog – Du Siach. Christlich-jüdische Informationen Nr. 72, Juli 2008, S. 32–40.
Jandl, Gerhard (Kb): Lebensbilder. NÖ CVer in Widerstand und Verfolgung, in: Circulum. Zirkelrundschau Niederösterreich. AHLB NÖ. 24. Jg., Ausgabe 2, 2012.