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LAbg. Bgm. Franz von Guggenberg zu Riedhofen

LAbg. Bgm. Franz von Guggenberg zu Riedhofen

Urverbindung: Carolina (27.11.1895)

Bandverbindungen: AIn

Geboren: 01.04.1877, Bodenbach an der Elbe (Podmolky, Nordböhmen, nach 1918 Tetschen-Bodenbach bzw. Děčín-Podmolky)
Gestorben: 04.01.1957, Brixen (Südtirol)
Landtagsabgeordneter (Tirol), Bürgermeister von Brixen, Gutsbesitzer

Lebenslauf:

Guggenberg entstammte einer alten Pustertaler Familie, die 1793 von Kaiser Franz II. in den Reichsadelsstand erhoben wurde (mit dem Namenszusatz „zu Riedhofen“) und sich wegen ihrer Besitzungen „Herr und Landmann in Tirol“ nennen durfte. Er wurde als Sohn eines Arztes geboren, der sich als solcher 1874 in Bodenbach (Nordböhmen) niederließ. 1884 kehrte dieser mit seiner Familie wieder nach Tirol zurück und hielt sich zuerst in Meran auf, um dann 1890 in Brixen eine „Kneipp’sche Wasserheilanstalt“ zu gründen. In der Folge wurde der Vater Parteigänger der Christlichsozialen bzw. von Karl Lueger (Nc EM), der dessen „Wasserheilanstalt“ öfters aufsuchte, und Tiroler Landtagsabgeordneter, Bürgermeister von Brixen (1903 bis 1913) und Mitbegründer der Tiroler Vereinsbank.

Der Bruder des Vaters, Athanas von Guggenberg, war k. u. k. Offizier, machte den Feldzug 1866 in Königgrätz mit, wurde Generalstabsoffizier, Kommandant des Infanterieregiments Kaiserin und Königin Maria Theresia Nr. 32 in Budapest und war zuletzt als Generalmajor Kommandant der 20. Infanteriebrigade in Königgrätz. Er kandidierte 1907 als Christlichsozialer für den Reichsrat, wurde gewählt und 1911 wiedergewählt.

Guggenberg besuchte die Volksschulen in Bodenbach sowie in Meran und das von den Augustiner Chorherren geleitete staatliche Gymnasium in Brixen (Matura 1895). Anschließend begann er das Studium an der Medizinischen Fakultät der Universität Graz, wo er der Carolina beitrat (Couleurname Kneipp – offenbar aufgrund der väterlichen Heilanstalt). Im Dezember 1896 wurde er Obmannstellvertreter des Grazer Zweigvereins des Universitätsvereins Salzburg. Im Sommersemester 1897 war er Fuchsmajor.

Im Wintersemester 1897/98 ging Guggenberg nach Innsbruck, wurde bei der Austria aktiv, gab aber Ende des Sommersemesters 1898 das Studium auf, um nach einem halbjährigen Besuch der landwirtschaftlichen Schule San Michele bei Trient (heute Istituto Agrario San Michele all’Adige) in den väterlichen Besitzungen zu arbeiten, deren Verwaltung er dann 1901 ganz übernahm. 1900/01 leistete er sein Einjährig-Freiwilligenjahr beim Korps-Artillerieregiment Nr. 3 in Graz ab.

Wie sein Vater und sein Onkel so war auch Guggenberg Anhänger der Christlichsozialen Bewegung. Nach Tirol zurückgekehrt, engagierte er sich auch bald für die Christlichsoziale Idee, wo er im „Tiroler Bruderkampf“ auf seiten von Aemilian Schöpfer (R-B EM) stand. Zusammen mit seinem Vater war Guggenberg Gründer der Brixener Vereinsbank (später Tiroler Vereinsbank), deren Direktor und Präsident des Verwaltungsrates er von 1910 bis zu deren Auflösung in den zwanziger Jahren war.

Sein politisches Engagement führte Guggenberg in den Gemeinderat von Brixen, wo er im Frühjahr 1914 Vizebürgermeister wurde. Bei der im Frühjahr 1914 stattgefundenen Tiroler Landtagswahlen wurde er für den Stadtbezirk Lienz zum Abgeordneten gewählt. Dem Landtag gehörte er vom 25. Mai 1914 bis zum 4. Juli 1918 (letzte Sitzung in der Monarchie) an.

Im Sommer 1914 wurde Guggenberg einberufen und als Leutnant der Reserve an den serbischen Kriegsschauplatz geschickt, wo er bereits im Dezember 1914 bei Niš in serbische Gefangenschaft geriet. 1915 wurde er – Serbien war inzwischen von Österreich besetzt – als Kriegsgefangener an die Italiener übergeben, wo er – zeitweise gemeinsam mit dem späteren österreichischen Finanzminister Viktor Kienböck – in Lagern in Sardinien und auf Elba interniert war.

Über einen Gefangenenaustausch kam Guggenberg im Sommer 1917 wieder nach Brixen zurück und wurde als Oberleutnant der Reserve aus der Armee entlassen. In Brixen wurde er als Nachfolger seines kranken Vaters gleich zum Bürgermeister und zum Präsidenten des Landeskulturrates gewählt. Im Jahr 1918 gelang es ihm, die Stadt vor Schädigung durch zurückströmende Teile der in Auflösung begriffenen k. u. k. Armee und nachdrängende italienische Truppen zu bewahren. Bekannt geworden ist seine Rede vor der Brixener Bevölkerung, wo er zur Ruhe und Besonnenheit gegenüber den italienischen Besatzern aufrief.

Als sich am 26. Oktober 1918 im Sinne der Beschlüsse der Provisorischen Nationalversammlung Österreichs die Tiroler Nationalversammlung konstituierte, gehörte Guggenberg ihr als Landtagsabgeordneter der letzten Wahlperiode der Monarchie auch an. Da aber gleichzeitig die Bildung eines kleineren Tiroler Nationalrats beschlossen wurde, in den Guggenberg nicht delegiert wurde, war dies die einzige Sitzung der Tiroler Nationalversammlung. Seine Funktion als Landtagsabgeordneter endete daher formell am 12. November 1918.

1920 wurde ein italienischer Bürgermeister in Brixen, das nun Bressanone hieß, eingesetzt, doch konnte Guggenberg seine Funktion in der Bank weiter ausüben. Mit Beginn der faschistischen Periode war ihm aber jede politische Tätigkeit verboten, so daß er sich seinen Besitzungen und seiner Heilanstalt widmete. Als 1931 durch die faschistische Regierung die Mitgliedschaft in Studentenverbindungen verboten wurde, mußte er formell aus dem CV austreten.

Nach Gründung der Südtiroler Volkspartei wurde Guggenberg 1954 Mitglied des Parteiausschusses und Obmann des Bezirkes Brixen. Sein Bruder Otto Guggenberg war viele Jahre hindurch Abgeordneter der Südtiroler Volkspartei in Rom und von 1952 bis 1954 Obmann der Südtiroler Volkspartei.

1919 heiratete Guggenberg die Tochter des ehemaligen k. u. k. Generalmajors Wilhelm Jaksch von Alt-Barwingen. Seit 1956 litt er an Herzschwäche und erlag dieser dann im Brixener Krankenhaus. Er wurde auf dem Brixener Friedhof beigesetzt.

Quellen und Literatur:

Verbindungsarchiv Carolina, Mitteilung von Dr. Paul von Guggenberg an den Verfasser.
Carolinas Tote VII, S. 129f.
Academia 27 (1914/15), S. 102.
Dolomiten, 21. 5. 1954 und 5. 1. 1957.
Austrier Blätter Nr. 26, 1957, S. 312–313 (Nachruf von Max Kurz Thurn Goldenstein Cl).
Katholisches Sonntagsblatt, Brixen, 13. 1. 1957.
Schober, Richard: Geschichte des Tiroler Landtages im 19. und 20. Jahrhundert. Mit einem Beitrag von Eberhard Lang. Innsbruck 1984, S. 582.
Krenn, Christoph-Rudolf: Franz von Guggenberg, in: Carolinenblätter, Sommersemester 2008, S. 10f.
Schreiben des ehemaligen Direktors des Tiroler Landesarchivs, Hofrat Univ.-Prof. Dr. Richard Schober (AIn EM), vom 13. 9. 2012 an den Verfasser
Hartmann, Gerhard (Baj) – Simmerstatter, Markus (Cl): Ein großes Gehen Hand in Hand. 1888 bis 2013. Graz 1913, S. 308f.