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Abg. z. NR Präs. a.D. Karl Drexel

Abg. z. NR Präs. a.D. Karl Drexel

Ehrenmitgliedschaften: Austria-Wien, Rudolfina

Geboren: 21.07.1872, Dornbirn (Vorarlberg)
Gestorben: 14.03.1954, Dornbirn (Vorarlberg)
Reichsratsabgeordneter, Nationalratsabgeordneter, Stellvertretender Vorsitzender des Bundesrates, Landtagsabgeordneter (Vorarlberg), Präsident des Bundesamtes für Statistik, Weltpriester

Lebenslauf:

HERKUNFT, AUSBILDUNG UND ALS FELDKURAT

Drexel wurde als Sohn eines Kaufmanns geboren und besuchte ab 1882 das fürstbischöfliche Gymnasium bzw. Knabenseminar in Brixen. Nach der Matura im Jahr 1891 begann er das Studium an der Philosophisch-Theologischen Hauslehranstalt Brixen und wurde dort am 29. Juni 1895 zum Priester geweiht. Nach zweijähriger Seelsorgetätigkeit in Hohenems studierte er von 1897 bis 1899 in Rom (Dr. phil., Dr. theol.)

Nach seiner Rückkehr wirkte Drexel als Religionsprofessor an der Realschule in Dornbirn und als Pfarrprovisor. Als er 1907 in den Reichsrat gewählt wurde (siehe unten), wurde er als Religionsprofessor freigestellt. Sein Nachfolger wurde Christian Hiller (Nc EM). 1913 wurde er Mitglied der statistischen Zentralkommission des Unterrichtsministeriums. 1914 wurde er k. u. k. Feldkurat beim 2. Tiroler Kaiserjägerregiment und geriet gleich 1914 bei den großen Abwehrschlachten in den Karpathen in russische Gefangenschaft.

In Sibirien erhielt Drexel wegen seines sozialen Einsatzes den Beinamen „Engel von Sibirien“ und konnte erst im Herbst 1920 von dort zurückkehren. Die Gefangenschaft war für ihn ein prägendes Erlebnis, das sich auch literarisch niederschlug. Sein Buch „Feldkurat in Sibirien 1914–20“ erlebte bis Ende 1940 zwei Auflagen. Das Propagandaministerium hat im Februar 1941 zwar erlaubt, daß es weiterhin verkauft werden kann, jedoch darf der Verlag dafür keine Werbung treiben. Eine weitere Auflage wurde für die Dauer des Krieges untersagt.

Den Hintergrund für diese merkwürdige bzw. auch halbherzige Entscheidung schildert Drexel im Vorwort der dritten Auflage im Jahr 1949: „Das seinerzeitige Verbot einer Neuauflage wurde begründet mit dem Hinweis darauf, daß derartige Kriegsliteratur durch die meist in düsteren Farben gehaltenen Schilderungen einen ungünstigen Eindruck auf die im Feld Stehenden und auch auf die in der Heimat Befindlichen ausübt.“ Der letzte Satz im Vorwort 1949 lautet: „Überall aber möge das Buch im Volke den Abscheu stärken gegen alles, was zum Kriege führt; eine wahrhaft kulturelle Aufgabe.“ Nach 1918 war Drexel Präsident des Reichsverbandes der Kriegsopfer Österreichs.

SEIN POLITISCHES WIRKEN VOR 1914

Bereits kurz nach seiner Priesterweihe wurde Drexel im Sinne der Christlichsozialen Idee politisch aktiv und gründete 1896 in Dornbirn und Hohenems einen Christlichen Arbeiterverein. Nach seiner Rückkehr aus Rom wurde er in den Vorarlberger Landtag gewählt, dem er vom 22. Dezember 1902 bis zum 4. Juni 1914 (letzte Sitzung vor dem Krieg) angehörte. Vom 20. September 1909 bis zu seiner Kriegsgefangenschaft 1914 gehörte er auch dem Landesausschuß (Landesregierung der autonomen Landesverwaltung) an. 1904 wurde er Gemeinderat von Dornbirn.

In dieser Zeit vertrat Drexel mit seinem Christlichen Arbeiterverein die Idee einer Christlichen Gewerkschaft, die 1907 gegründet wurde. Neben Leopold Kunschak (Nc EM) und Franz Hemala (Nc) war er einer deren führenden Persönlichkeiten. Ebenso in dieser Zeit wurde Drexel Ehrenmitglied der Carolina. In Kontakt zur Verbindung geriet er durch seinen in Graz studierenden Bruder Heinrich. Wie überhaupt sehr viele Vorarlberger damals in Graz studierten bzw. der Carolina beitraten.

Drexel kandidierte bei den ersten Wahlen nach dem allgemeinen Wahlreich für Reichsrat, wurde gewählt und gehörte dem Abgeordnetenhaus vom 17. Juni 1907 bis zum 30. März 1911 an, der ihn auch zum Mitglied der Delegationen bestimmte. Seine Jungfernrede hielt er am 5. Dezember 1907 im Rahmen einer Debatte im sog. „Wahrmundjahr“ 1907/08, als es um die Gleichberechtigung der katholischen Studentenverbindungen ging. Seine Rede wurde als „eine fulminante Apologie der christlichen Kultur als der in Jahrhunderten reifenden Frucht christlicher Weltanschauung“ bzw. als „Sensation der Reichsratssession“ bezeichnet.

Drexel stand dabei in einer parlamentarischen Diskussion mit dem tschechischen Abgeordneten Thomas Masaryk, dem späteren ersten Präsidenten der Tschechoslowakei, mit dem er einen Kompromiß erreichen konnte. Zum Ende seiner Rede bemerkte das Stenographische Protokoll: „Stürmischer, sich wiederholender Beifall und Händeklatschen – Redner wird vielseitig beglückwünscht!“

SEIN POLITISCHES WIRKEN NACH 1918

Nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft war Drexel sofort wieder politisch aktiv. Vom Vorarlberger Landtag wurde er in dem Bundesrat entsandt, dem er vom 1. Dezember 1920 bis zum 6. November 1923 angehörte. Zur selben Zeit war er gleichzeitig auch dessen ständiger stellvertretender Vorsitzender. Seitens der Heimkehrer, denen im Vorarlberger Landtag ein Mandat zustand, wurde er in diesen gewählt. Ihm gehörte er vom 27. Januar 1921 bis zum 5. Januar 1923 an. Zu erwähnen ist auch, daß er 1921 in das soeben angegliederte Burgenland geschickt wurde, um dort für die Christlichsoziale Partei als Generalsekretär die Wahlen zu organisieren.

Im Herbst 1923 kandidierte Drexel zu den Wahlen in den Nationalrat, wurde gewählt und gehörte diesem nach zweimaliger Wiederwahl vom 20. November 1923 bis zum 27. Oktober 1931 (Niederlegung) an. Eine seiner wichtigsten Reden hielt er am 24. Januar 1929, wo er für eine Zollunion, aber gegen eine politische Einheit mit dem Deutschen Reich eintrat.

Drexel war im Grunde „großdeutsch“ eingestellt. So war er auch für den österreichisch-deutschen Volksbund tätig. Dort sollte er am 23. Juni 1925 gemeinsam mit dem späteren Bundespräsidenten Theodor Körner auftreten, jedoch Richard Steidle (AIn), der Tiroler Heimwehrführer, beschwor ihn, dies nicht zu tun, weil das einer Desavouierung der Heimwehr gleichkomme, da Körner der Organisator des Schutzbundes sei. Bis 1935 war er Präsident des Reichsbundes der Kriegsopfer Österreeichs. Noch am 15. Februar 1938 trat Drexel der österreichisch-deutschen Arbeitsgemeinschaft bei.

1931 wurde Drexel zum Präsidenten des Bundesamtes für Statistik ernannt, welche Funktion er bis 1935 bekleidete. Es war sicherlich eine Besonderheit, daß gerade ein Priester eine solche Funktion bekleidete. 1933 wurde er auf Initiative von Bundeskanzler Engelbert Dollfuß (F-B) und des Wiener Erzbischofs, Theodor Kardinal Innitzer (NdW), zum Friedensnobelpreis vorgeschlagen.

Drexel wurde auch Ehrenmitglied der Austria Wien und Rudolfina sowie Ehrenphilister der katholischen Pennalie Siegberg Dornbirn. Er erhielt die Titel eines Päpstlichen Hauprälaten sowie eines Hofrates und wurde auf dem Friedhof Markt in Dornbirn begraben.

Werke:

Kulturfragen. Kirche, Wissenschaft und Fortschritt. Rede des Abgeordneten Karl Drexel anläßlich der ersten großen Kulturdebatte im neuen Abgeordnetenhause (1907).
Feldkurat in Sibirien 1914-20 (3. Auflage 1949).
Tod in Sibirien (1932).

Quellen und Literatur:

Verbindungsarchiv Carolina. Carolinas Tote VI, S. 293f.
Deuring, Hermann: Prälat Dr. Karl Drexel. Dornbirn 1956.
Unger, Michael: Die Christlichsoziale Partei im Burgenland (= Burgenländische Forschungen 49). Eisenstadt 1965 (Wien Phil. Diss. 1964), S. 24, 27, 35 und 38.
Schuster, Ingrid: Die Vertretung Vorarlbergs im Reichsrat 1861–1918. Wien phil. Diss. 1970.
Hartmann, Gerhard (Baj): Im Gestern bewährt. Im Heute bereit. 100 Jahre Carolina. Zur Geschichte des Verbandskatholizismus. Unter Mitarbeit von Dieter A. Binder. Herausgegeben von Maximilian Liebmann im Auftrag des Altherrenbundes der K. Ö. H. V. Carolina (= Grazer Beiträge zur Theologiegeschichte und Kirchlichen Zeitgeschichte Band 2). Graz 1988, S. 100–104, 199–210, 230, 239, 321–328, 418.
Zirker, Walter: Vorarlberger in Parlament und Regierung (1848–2000). Ein Lexikon der Politiker/innen von Franfurt am Mai, Kremsier, Wien, Straßburg, Luxemburg und Brüssel (= Alemannia Studens Sonderband 6). Regensburg 2001, S. 115–121.
Plitzner, Klaus (M-D): Korporierte Vorarlberger Politiker 1848 bis 2003. Wien–Frankfurt/Main–Straßburg–Brüssel, in: Acta Studentica 149–150/2004), S. 47–55.
Hartmann, Gerhard (Baj) – Simmerstatter, Markus (Cl): Ein großes Gehen Hand in Hand. 1888 bis 2013. Graz 1913, S. 292f.
https://www.parlament.gv.at/WWER/PARL/J1848/Drexel_1.shtml(abgerufen am 07.07.2022)