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LH Dipl.-Ing. Hans Sylvester

LH Dipl.-Ing. Hans Sylvester

Ehrenmitgliedschaften: Austro-Peisonia, Babenberg Wien

Geboren: 10.11.1897, Nickelsdorf (Burgenland)
Gestorben: 19.01.1939, KZ Dachau
Landeshauptmann (Burgenland), Nationalratsabgeordneter, Landtagsabgeordneter (Burgenland), Kammeramtsdirektor der Burgenländischen Landwirtschaftskammer
Politische Haft: 1938 Polizeigefängnis Eisenstadt und Wien, 1938/39 KZ Dachau

Lebenslauf:

Sylvester wurde als Sohn eines Handschuhmachers und Kleinlandwirts geboren. Das Gymnasium besuchte er bei den Piaristen in Ungarisch-Altenburg (Magyaróvár) und den Benediktinern in Raab (Györ), wo er 1916 maturierte. Danach wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und machte den Ersten Weltkrieg an der Isonzofront mit. Nach dem Krieg studierte er an der Hochschule für Bodenkultur in Wien Landwirtschaft ([Dipl.] Ing. 1923).
Dort war er zeitweise Mitglied einer nationalen Verbindung. „Sylvester war ziemlich deutschnational eingestellt, was jedoch durch seine starke Religiosität gebunden wurde.“ (Unger, S. 188f.)

Nach Abschluß des Studiums war Sylvester zuerst Gutsverwalter und trat dann 1926 in die Burgenländische Landwirtschaftskammer ein. Dort war er zuerst Bezirksreferent in Mattersburg sowie Neusiedl am See und ab 1927 Pflanzenbauinspektor. Mit 17. Januar 1929 wurde er zum Kammeramtsdirektor ernannt. Aufgrund seiner Tätigkeit in der bäuerlichen Interessensvertretung kam Sylvester bald in politische Funktionen. 1924 wurde er Bezirksparteisekretär der Christlichsozialen in Neusiedl am See. Bereits vom 17. Dezember 1926 bis zum 20. Mai 1927 war er Landesrat, und vom 20. Mai 1927 bis 5. Dezember 1930 gehörte er dem Burgenländischen Landtag an
.
Danach war Sylvester vom 5. Dezember 1930 bis zum 9. Dezember 1931 Nationalratsabgeordneter. Das Mandat legte er nieder, weil er am 25. November 1931 wieder als Landesrat in die Landesregierung einzog. 1932 wurde er Mitglied der Landesparteikontrolle der Christlichsozialen Partei und am 16. Oktober 1933 Landesleiter der Vaterländischen Front. Ebenfalls 1933 wurde Sylvester Landesführer der Burgenländischen Landesschützen, vorher Christlicher Heimatschutz genannt, einer Abspaltung der Heimwehren. Sylvester gehörte jener Gruppe junger Christlichsozialer an, die die zu weiche Haltung gegenüber den Sozialdemokraten kritisierten.

Vom 22. Februar 1934 bis zum 12. März 1938 war er Landeshauptmann des Burgenlands. Dadurch war er automatisch Mitglied des Länderrates sowie des Bundestages. Dessen Dritter Präsident war er vom 30. November 1934 bis zum 29. Mai 1935.

Am 12. März 1938 wurde er aller Ämter enthoben und noch im Landhaus verhaftet. Zuerst in den Polizeigefängnissen Eisenstadt und Wien inhaftiert wurde er am 24. Mai 1938 nach Dachau gebracht. Dort erlag er, zum Skelett abgemagert, den Strapazen und Mißhandlungen der Lagerhaft in den Armen Leopold Figls (Nc). Sylvester war als Landeshauptmann das protokollarisch höchstrangige österreichische KZ-Opfer. Der Familie gelang es, die bis zur Unkenntlichkeit entstellte Leiche freizubekommen, so daß er in Nickelsdorf begraben werden konnte.

Auch wenn Sylvester früher die Ehrenmitgliedschaft der Austro-Peisonia verliehen bekommen hat, so ist die der Babenberg Wien insofern vorrangig, weil zum Zeitpunkt seines Todes die Austro-Peisonia noch nicht Mitglied des (Ö)CV war und Sylvester davor verstorben ist. Daher ist die Schreibweise Hans Sylvester (BbW EM) korrekt.

Quellen und Literatur:

Unger, Michael: Die Christlichsoziale Partei im Burgenland (= Burgenländische Forschungen 49). Eisenstadt 1965 (Wien phil. Diss. 1964) (passim).
Kriegler, Johann: Politisches Handbuch des Burgenlands. I. Teil (1921–1938). Eisenstadt 1972, S. 127.
Schlag, Gerhard: Burgenland, in: Österreich 1918–1938. Geschichte der Ersten Republik. 2. Band. Graz 1983, S. 747–800 (passim).
Prenner, Markus (A-F EM): Ing. Hans Sylvester. Der verschwiegene Landeshauptmann, in: Mein Heimatvolk – mein Heimatland. 10. Stiftungsfest der AV Austro-Ferrea im ÖCV. Eisenstadt 2011, S. 73–81.
Prenner, Marlus (A-F EM): „Glaubt an Gott, glaubt an Österreich!“. Erinnerungen an Landeshauptmann Hans Sylvester. Eine Gedenkschrift. Eisenstadt 2011.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 353f.