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Univ.-Prof. P. Albert Maria Adalbert Weiß , OP

Univ.-Prof. P. Albert Maria Adalbert Weiß , OP

Ehrenmitgliedschaften: Austria-Wien

Geboren: 22.04.1844, Ludersdorf (nunmehr Gemeinde Reisbach, Landkreis Dingolfing Bayern)
Gestorben: 15.08.1925, Freiburg in der Schweiz
Universitätsprofessor (Fundamentaltheologie), Ordenspriester (Dominikaner)

Lebenslauf:

HERKUNFT UND AUSBILDUNG

Auf Anraten seines Volksschullehrers besuchte der auf den Namen Adalbert Gottlieb getaufte und schulisch begabte Schüler Weiß ab 1853 in München das Ludwigsgymnasium, wo er im Internat der Benediktiner von St. Bonifaz wohnte. Nach seinem Abitur 1861 begann er zuerst das Studium an der Philosophischen Fakultät der Universität München, wo er die Fächer Arabisch, Hebräisch und Sanskrit sowie Vergleichende Sprachwissenschaften belegte. 1863 wechselte er an die Theologische Fakultät. Zu Allerheiligen 1866 trat er in das Priesterseminar der Erzdiözese München in Freising ein. Am 27. Juni 1867 wurde er von Erzbischof Gregor Scherr zum Priester geweiht.

Weiß erhielt aufgrund seines Studienerfolgs das Angebot, im Priesterseminar als Präfekt und Repetitor zu bleiben, um sich dort auf ein Doktorat vorzubereiten. Daneben war er seelsorgerlich am Freisinger Dom eingesetzt. Ab 1868 veröffentlichte er regelmäßig Beiträge in verschiedenen Tageszeitungen (u. a. in der „Kölnischen Volkszeitung“) und diversen Pastoralblättern, wo sein Ultramontanismus bereits zu erkennen war. Für 1869/70 ermöglichte es ihm ein Stipendium der Universität, auch andere Universitäten, so Würzburg, Mainz, Bonn und Tübingen zu besuchen. Nach Freising zurückgekehrt war er am dortigen Priesterseminar weiterhin als Repetitor und Präfekt tätig. Ende Juli 1870 wurde er dann in München zum Dr. theol. promoviert.

AKADEMISCHE LAUFBAHN IM DOMINIKANERORDEN

Weiß blieb danach weiterhin am Freisinger Priesterseminar, um dort wissenschaftlich zu arbeiten bzw. zu veröffentlichen. Am 27. Oktober 1873 wurde er zum Professor am Freisinger Lyzeum ernannt (Philosophisch-Theologische Hochschule). Während dieser Zeit reifte bei ihm der Entschluß, dem Dominikanerorden beizutreten. Am Ende des Studienjahres 1875/76 verließ er Freising und empfing am 19. Juli 1876 als Novize das Ordenskleid. Er nahm den Ordensnamen Albert Maria an.

Weiß kam nun in das Noviziat des Ordens nach Graz. Nach dem Noviziatsjahr wurde er beauftragt, an der ordenseigenen Philosophisch-Theologischen Hauslehranstalt der österreichischen Provinz in Graz Vorlesungen abzuhalten. Das tat er vier Jahre lang in den Fächern Exegese, Moraltheologie und Kirchenrecht. Im Juni 1883 nahm er am Treffen der „Freien Vereinigung katholischer Sozialpolitiker“ auf dem westböhmischen Schloß von Karl Heinrich Fürst zu Löwenstein-Wertheim und Rosenberg (AW EM) teil, wo die sog. „Haider Thesen“ beschlossen wurden.

1883/84 hielt sich Weiß für ein knappes Jahr in Rom auf, wo er an der Neuherausgabe der Werke von Thomas von Aquin mitarbeitete. Danach wurde er an den Dominikanerkonvent nach Wien versetzt, um dort u. a. auch Vorlesungen in Exegese und Kirchenrecht zu halten. Während dieser Zeit kam er in Kontakt mit der Austria Wien, die ihm die Ehrenmitgliedschaft verlieh. Ebenso in Kontakt kam er in seiner Wiener Zeit mit der damals sich formierenden christlichsozialen Bewegung.

Im Sommersemester 1890 erhielt Weiß einen Ruf als Professor für Gesellschaftswissenschaften an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der ein Jahr zuvor gegründeten Katholischen Universität in Freiburg in der Schweiz, die stark von den Dominikanern geprägt wurde. Er kehrte jedoch im Herbst 1892 als Subprior und Professor nach Graz zurück, um im August 1894 in derselben Eigenschaft nach Wien zu wechseln. Ab Herbst 1895 war er wieder an der Universität Freiburg in der Schweiz tätig, Zuerst hatte er den Lehrstuhl für Kirchenrecht inne, um dann 1898 den für Fundamentaltheologie (Apologetik) zu übernehmen. Er veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Werke als Bücher oder Zeitschriftenbeiträge.

INTEGRALIST UND ANTIMODERNIST

Als Weiß im Herbst 1866 in das Priesterseminar in Freising eintrat. wandelte sich seine bisher eher liberale Einstellung zu einer ultramontanen bzw. dann integralistischen Gesinnung. Möglicherweise haben zu dieser Entwicklung auch die Ereignisse im Sommer dieses Jahres beeinflußt, nämlich die Niederlage Österreichs im Krieg gegen Preußen. Unter Integralismus versteht man den Anspruch, alle Bereiche des öffentlichen wie privaten Lebens der kirchlichen Autorität zu unterstellen. Weiß zeichnete sich durch einen besonders intoleranten Integralismus aus.

Dem gegenüber stand der Reformkatholizismus, eine spezifisch Ausformung des Modernismus im deutschen Sprachraum. Zu den wichtigsten Vertretern des Reformkatholizismus gehörten damals der Würzburger Fundamentaltheologe Hermann Schell (Mm EM) und dessen Schüler Albert Ehrhard (AW EM, NdW EM), der um 1900 Wien Professor für Kirchengeschichte war und die Moderne mit der Kirche aussöhnen wollte.

Für den papsttreuen und ultramontanen Theologen Weiß war die Gefahr für Religion und Kirche hingegen der „moderne Mensch“. „Der moderne Mensch ist nun einmal ein Feind aller moralischen und sozialen Konventionen und erträgt durchaus kein Gesetzbuch und keine feste Norm. Hier Autonomie, dort Autorität – in diesen beiden Worten ist der ganze Gegensatz der alten und modernen Richtung zusammengefaßt.“ (Die religiöse Gefahr, S. 425f., 434)

Weiß und der ebenfalls in Wien lehrende Dogmatiker Ernst Commer (Gu, Nc) sahen sich hingegen als „Glaubenswächter“. Weiß sah sich in dem „schweren und verantwortungsvollen Amt eines Turmwächters auf Sion“, der auf jede Gefahr und auf jeden Feind des Glaubens aufmerksam machte.

Besonders Anstoß nahmen die Integralisten bzw. vor allem Weiß am Kurs des parteipolitischen Katholizismus, insbesondere an dem der deutschen Zentrumspartei, die nicht mehr ein strenge konfessionsgebundene und an der Hierarchie orientierte Partei sein wollte, sondern in Eigenverantwortung ihre Politik bestimmen wollte. Weiß kritisierte in seinem 1911 erschienenen zweibändigen Werk „Lebens- und Gewissenfragen der Gegenwart“ diesen Kurs des Zentrums und löste damit im deutschen Katholizismus einige Irritationen aus, weil sich einige bedeutende Zentrumspolitiker, wie u. a. der preußische Zentrumsführer Felix Porsch (Gu, Nc) persönlich angegriffen fühlte.

Mit der Wahl Papst Benedikts XV. im September 1914 wurde der antimodernistische bzw. integralistische Kurs Roms stark zurückgefahren. Auf eindringlichen Wunsch gab Weiß mit 55 Jahren Ende 1919 seine Lehrtätigkeit auf und siedelte zuerst in das Dominikanerinnerkloster in Weesen am Wallensee (Kanton St. Gallen, Schweiz). Anfang Mai 1921 kehrte er nach Freiburg in der Schweiz zurück und wohnte in der dortigen Villa St. Hyazinth. Er erlag am „hohen Frauentag“ 1925 einem Herzschlag.

Werke:

(Auswahl)
Apologie des Christentums, 5 Bände (1878–1889; 4. Aufl. 1904–1908).
Lebensweisheit in der Tasche (1893).
Die religiöse Gefahr (1904).
Lebens- und Gewissensfragen der Gegenwart, 2 Bände (1911).

Quellen und Literatur:

Rivinius, Karl Josef: Albert Maria Weiß, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon. Band 13 (1998), Sp. 647–652.
Weiß, Otto: Der Modernismus in Deutschland. Ein Beitrag zur Theologiegeschichte. Regensburg 1995.