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Univ.-Prof. i.R. Dr. Dr.h.c. Hermann Junker

Univ.-Prof. i.R. Dr. Dr.h.c. Hermann Junker

Ehrenmitgliedschaften: Austria-Wien

Geboren: 29.11.1877, Bendorf (nunmehr Landkreis Mayen-Koblenz, Rheinland-Pfalz)
Gestorben: 09.01.1962, Wien
Aus dem ÖCV ausgeschieden, Universitätsprofessor (Ägyptologie), Weltpriester

Lebenslauf:

Junker wurde als Sohn eines Buchhalters geboren und absolvierte 1896 das Gymnasium in Bad Münstereifel (Kreis Euskirchen, Nordrhein-Westfalen). Danach trat er in das Priesterseminar in Trier ein und studierte an der dortigen Philosophisch-Theologischen Hauslehranstalt. Am 31. März 1900 wurde er zum Priester geweiht und war danach bis 1901 Kaplan in Ahrweiler.

Bereits ab Herbst 1900 studierte Junker zuerst in Bonn, dann ab 1901 mit wohlwollender Erlaubnis des Bischofs von Trier in Berlin Ägyptologie und Semitische Sprachen (Dr. phil. Ende 1903). 1907 habilitierte er sich an der Philosophischen Fakultät Universität Wien für Ägyptologie und wurde dort 1909 zum außerordentlichen Universitätsprofessor und 1912 zum ordentlichen Universitätsprofessor dieses Faches ernannt. Im Studienjahr 1921/22 war er Dekan der dortigen Philosophischen Fakultät. 1923 gründete er in Wien das Institut für Ägyptologie und Afrikanistik.

Nachdem Junker 1908 erstmals nach Ägypten gereist war, leitete er ab 1909 im Auftrag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften archäologische Grabungen in Ägypten. 1929 wurde er zum Direktor des Deutschen Archäologischen Instituts in Kairo ernannt, gleichzeitig war er als Professor an der Universität Kairo tätig. Dieses Engagement nötigte ihn, 1931 seine Stellung als Professor an der Universität Wien aufzugeben. Dies tat er u. a. auch wegen der geringeren finanziellen Mittel, die von Österreich für die Ausgrabungstätigkeit zur Verfügung gestellt wurde. Sein Nachfolger in Wien wurde sein Schüler Wilhelm Czermak (Baj EM). Junker blieb aber der Wiener Universität weiterhin als Honorarprofessor für Ägyptologie bis 1938 und dann von 1948 bis 1953 erhalten.

Junker leitete u. a. maßgeblich die Ausgrabungen rund um die Cheopspyramide in Gizeh und war in der Zwischenkriegszeit der führende Ägyptologie des deutschsprachigen Raumes sowie auch international renommiert. So war er u. a. Mitarbeiter des Wörterbuchs der ägyptischen Sprache, ab 1919 ordentliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften sowie korrespondierendes Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften (ab 1922), der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (an 1932) und der Schwedischen Akademie der Wissenschaften (ab 1933). 1931 erhielt er den Dr. theol. h. c. seitens der Universität Würzburg verliehen. Ebenso erhielt er 1953 ein Ehrendoktorat der Universität Dublin. Der Heilige Stuhl verlieh ihm 1959 den Titel eines Päpstlichen Hausprälaten.

Als Junker im Sommer 1939 seinen Urlaub in Europa verbrachte, begann der Zweite Weltkrieg. Er konnte daher nicht mehr nach Ägypten zurückkehren und lebte in Trier. Nach dem Krieg erhielt er Ruhebezüge als Direktor des Archäologischen Instituts und lebte mit seinen Schwestern abwechselnd in Trier und in Wien-Rodaun, wo er ein Haus besaß. In Wien war er weiterhin im Rahmen der Akademie der Wissenschaften tätig und hielt noch Vorlesungen an der Universität.

Junkers Ehrenmitgliedschaft bei der Austria Wien ist zwar in den Gesamtverzeichnissen vor 1938 dokumentiert, fehlt aber nach 1945. Im Archiv der Austria Wien gibt es jedoch keine Hinweise, daß er entweder ausgeschlossen wurde oder ausgetreten ist. Nach eigener Darstellung ist er 1933 der NSDAP beigetreten, weil er als Direktor des Archäologischen Instituts dazu „gezwungen“ wurde. Das verwundert, denn seitens der NSDAP wurden keine Priester aufgenommen, was Junker nach wie vor war. Die NSDAP-Mitgliedschaft dürfte wahrscheinlich kein Grund für ein Ausscheiden Junkers aus der Austria gewesen sein. Er lag möglicherweise im nicht mehr vorhandenen Kontakt.

Ende Mai 1961 zog sich Junker vor dem Eingang der Österreichischen Akademie der Wissenschaften auf dem Ignaz-Seipel-Platz infolge eines Sturzes einen komplizierten Schenkelhalsbruch zu. Er mußte hierauf für mehrere Monate ins Krankenhaus. Als Folge einer zusätzlichen Zystitis und einer rasch fortschreitenden Arteriosklerose starb er Anfang 1962 und wurde auf dem Friedhof von Rodaun begraben.

Werke:

(Auswahl)
Grammatik der Denderatexte (1907).
Koptische Poesie des 10. Jahrhunderts (1908).
Bericht über die Grabungen der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien auf dem Friedhof in Turah (1912).
Das Götterdekret über das Abaton (1913).
Das Kloster am Isisberg (1921).
Die Götterlehre von Memphis (1940).
Die Pyramidenzeit. Das Wesen der altägyptischen Religion (1949).
Die gesellschaftliche Stellung der ägyptischen Künstler im Alten Reich (1959).
Die Geisteshaltung der Ägypter in der Frühzeit (1961).
Leben und Werk in Selbstdarstellung (1963).

Quellen und Literatur:

Verbindungsarchiv Austria Wien (Heinz Dopplinger)
Fellner, Fritz–Corradini, Doris A.: Österreichische Geschichtswissenschaft im 20. Jahrhundert. Ein biographisch-bibliographisches Lexikon. Wien 2006, S. 207f.
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon. Band 29 (2008), 732–743 (Clemens Gütl).
Gütl, Clemens (2010): Hermann Junker, verfügbar unter www.afrikanistik.at/pdf/personen/junker_hermann.pdf.
Budka, Julia–Jurmann, Claus: Hermann Junker. Ein deutsch-österreichisches Forscherleben zwischen Pyramiden, Kreuz und Hakenkreuz, in: Ägyptologen und Ägyptologien zwischen Kaiserreich und Gründung der beiden deutschen Staaten. Hg. von Susanne Bickel u. a. Berlin 2013, S. 299–331.
Gütl, Clemens (Hg.): Hermann Junker. Eine Spurensuche im Schatten der österreichischen Ägyptologie und Afrikanistik. Göttingen 2017.