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EDomhr. Msgr. Pfr. Josef Enzmann

EDomhr. Msgr. Pfr. Josef Enzmann

Urverbindung: Amelungia (15.11.1908)

Geboren: 17.03.1889, Wien
Gestorben: 18.06.1966, Mödling (Niederösterreich)
Bürgermeister (Breitenfurt), Weltpriester (Pfarrer von Breitenfurt)
Politische Haft: 1938 bis 1940 Untersuchungshaft Landesgericht Wien, 1945 Polizeihaft Wien

Lebenslauf:

Josef Engelbert Enzmann war Vollwaise und absolvierte 1908 als Frequentant des erzbischöflichen Knabenseminars Hollabrunn das dortige Gymnasium. Nach seiner Matura trat er in das Wiener Priesterseminar ein und begann das Studium an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien (abs. theol 1912), wo er der Amelungia beitrat (Couleurname Siegfried). Nach dem Krieg studierte er nebenbei auch Staatswissenschaften an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien (abs. rer. pol.).

Nach seiner Priesterweihe am 25. Juli 1912 im Wiener Stephansdom war Enzmann von 1912 bis 1915 Kaplan in Wolkersdorf und 1915 kurz in Stockerau, in dessen Kaserne er auch als Feldkurat der Reserve tätig war. Mit 1. September 1915 wurde er zum Hausgeistlichen bzw. Spiritual im Kloster „Augustineum“ (Töchter der göttlichen Liebe) im Breitenfurt bei Wien bestellt und war dort gleichzeitig als k. u. k. Feldkurat im dortigen Rekonvaleszentenheim „Maria Hilf“ tätig.

Nach dem Ersten Weltkrieg engagierte sich Enzmann bei den Christlichsozialen bzw. in der Breitenfurter Kommunalpolitik. Bereits 1919 war er Gemeinderat und 1920 „Kreisvolksrat“. 1924 wurde er zum Bürgermeister von Breitenfurt gewählt. Dieses Amt legte er aufgrund des Beschlusses der Österreichischen Bischofskonferenz vom November 1933 über den Rückzug der Priester aus der Politik im Dezember 1933 zurück. Ihm folgte sein Bruder Arnold Enzmann nach. Jedoch wurde er am 3. Juli 1936 neuerlich zum Bürgermeister gewählt, was er bis zum Anschluß am 11. März 1938 blieb. Während seiner Amtszeit wurde Breitenfurt elektrifiziert und kanalisiert, auch wurden befestigte Straßen und eine Wasserleitung errichtet.

Mit 1. Juni 1929 wurde Enzmann zum Lokalprovisor von St. Johann Nepomuk Breitenfurt ernannt, was er bis zum 31. Dezember 1929 blieb. Nach der Ernennung eines neuen Pfarrers war er Kaplan in Hinterbrühl. Ab 1. Juli 1940 bis zum 31. Dezember 1941 war er Expositus von St. Josef Breitenfurt. Auf sein Betreiben wurde mit 1. Januar 1942 die Filialkirche St. Josef zur Pfarre erhoben, danach war er dort bis zum 14. Juni 1946 Pfarrverweser. Vom 3. Februar 1942 bis zum Ende des Krieges war er Reservelazarettpfarrer im Reservelazarett „Roter Stadl“ in Breitenfurt (nach 1945 ein Caritasheim).

Nach dem Krieg wurde Enzmann schließlich am 15. Juni 1946 zum Pfarrer von St. Josef Breitenfurt ernannt, welches Amt er bis zu seinem Tod ausübte. In dieser Zeit versuchte er, den Neubau dieser Pfarrkirche zu realisieren, die nach seinem Tod in St. Bonifaz umbenannt wurde. Die Pläne hierfür erstellte Clemens Holzmeister (Nc). 1954 war Enzmann kurz Administrator der Pfarre Laab im Walde und 1965 kurz Excurrendoprovisor von St. Johann Nepomuk Breitenfurt. Gleichzeitig war er auch Seelsorger im Zufluchtshaus St. Josef des Klosters der Töchter der göttlichen Liebe. Bereits am 20. Juli 1935 erhielt er den Titel Päpstlicher Ehrenkämmerer (Monsignore). Er war seit der Zwischenkriegszeit mit dem ÖVP-Politiker Fritz Eckert (Am EM) befreundet, der bei Franz Kardinal König (Rd EM) für eine weitere kirchliche Auszeichnung warb, so daß er am 15. Juni 1962 zum Ehrendomherr (Ehrenkanonikus) von St. Stephan ernannt wurde.

Enzmann geriet nach dem Anschluß wegen seiner exponierten Stellung als Bürgermeister von Breitenfurt in das Visier der NS-Machthaber. Er wurde am 11. März 1938 als Bürgermeister abgesetzt. SA-Männer drangen in den Pfarrhof ein, zertrümmerten Geschirr, beschimpften unter Rempeleien Enzmann, zerrten ihn schließlich aus dem Pfarrhof und warfen ihn in eine Jauche- und Mistgrube. Am 13. März wurde er mehrere Stunden hindurch verhört.

Am 10. August 1938 um 12 Uhr wurde Enzmann aufgrund einer Anzeige örtlicher NS-Funktionäre verhaftet und war zuerst in der örtlichen Gendarmerie. Dann wurde er als Untersuchungshäftling ins Bezirksgerichtsgefängnis Liesing überstellt und später in das Gefängnis des Landesgerichts Wien eingeliefert. Er wurde beschuldigt, das Gemeindevermögen schlecht verwaltet zu haben, und daher wegen §§ 101 und 105 (Mißbrauch der Amtsgewalt) des österreichischen Strafgesetzes angeklagt. (Die ihm zur Last gelegte Tat geschah ja noch unter diesem Strafgesetz.) Er wurde am 2. März 1940 um 13.20 Uhr nach 19-monatiger Untersuchungshaft entlassen. Das Strafverfahren gegen Enzmann wurde aufgrund eines Antrags der Staatsanwaltschaft Wien vom 24. Juni 1941 mit Gerichtsbeschluß vom 10. Juli 1941 eingestellt. Die in in „Hundert (100) Jahre […] Amelungia“ aufgestellte Behauptung, er sei im KZ Dachau gewesen, stimmt daher nicht.

Enzmann geriet Mitte 1943 wiederum in das Visier der NS-Machthaber. Im Tagesbericht der Gestapo Wien vom 13. bis 16. August 1943 heißt es: „Gegen den katholischen Pfarrverweser Josef Enzmann […] wurde Sicherungsgeld in der Höhe von 1.000.- RM festgesetzt. Er hat durch Heranziehung von Ordensfrauen zur Erteilung außerschulischen Konfessionsunterrichts die gesetzlichen Bestimmungen über die Aufhebung der Klosterschulen umgangen.“

Am 6. März 1945 wurde Enzmann unter dem Vorwurf des „Hochverrats“ (Kontakte zur Widerstandsbewegung) neuerlich verhaftet und war im Polizeigefängnis Wien-Roßauerlände (Elisabethpromenade) in Haft. Am 6. April 1945 wurde er dann aufgrund der Kämpfe um Wien freigelassen. Vorher bestand die Gefahr, daß er am 5. April wie P. Johann Kapistran Pieller (Cl) auf einen „Todesmarsch“ Richtung Westen geschickt worden wäre.

Enzmann war 1947 maßgeblich beteiligt, daß der Leichnam des NS-Opfers Walter Caldonazzi (Am) anläßlich des 40. Stiftungsfestes der Amelungia auf dem Klosterfriedhof von Breitenfurt bestattet werden konnte. (1975 wurde der Leichnam in das Familiengrab nach Innsbruck übergeführt.) Enzmann starb im Krankenhaus Mödling und wurde auf dem Klosterfriedhof Breitenfurt in der von Clemens Holzmeister erbauten Gruft der Ordensgründerin der „Töchter der göttlichen Liebe“ bestattet. In Breitenfurt wurde nach ihm eine Straße benannt.

Quellen und Literatur:

Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsvizedirektor Heinz Hafner Am, Mitteilung 12. 3. 2018).
Diözesanarchiv Wien. Priesterdatenbank.
Verbindungsarchiv Amelungia (Mitteilung Oskar Mayer, 21. 3. 2018)
Mitteilung Helmut Schmitt (MKV ADW), 7. , 8. und 10. 3. 2018.
Mitteilung von Peter Krause (Rt-D), 6. 3. 2018.
Lenz (Pater): Christus in Dachau. Ein religiöses Volksbuch und ein kirchengeschichtliches Zeugnis. Wien 1956, S. 76.
Widerstand und Verfolgung in Niederösterreich 1934–1945. Eine Dokumentation. Band 3. Hg. vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands. Wien 1987, S. 151, 251f. und 690 (Anm. 83).
Hundert (100) Jahre Katholische Österreichische Hochschulverbindung Amelungia im ÖCV. Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Farbe Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 64f.