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Dipl.-Ing. Dr. Helmuth Schattovits

Dipl.-Ing. Dr. Helmuth Schattovits

Urverbindung: Amelungia (07.11.1957)

Geboren: 14.07.1939, Edlitz (nunmehr Deutsch Schützen-Eisenberg, Bezirk Oberwart, Burgenland)
Gestorben: 10.09.2015, Wien
Leiter des Amtes für Hochschulfragen im ÖCV, Präsident des Katholischen Familienverbands Österreichs, Geschäftsführer des Österreichischen Instituts für Familienforschung

Lebenslauf:

Schattovits wuchs nach dem Krieg in Wien-Döbling auf und absolvierte 1957 das Gymnasium der Schulbrüder in Wien-Strebersdorf. Anschließend begann er das Studium des Maschinenbaus mit der zusätzlichen Fachrichtung Betriebswirtschaft an der Technischen Hochschule in Wien (Dipl.-Ing., Dr. rer. techn. 1976), wo er der Amelungia beitrat (Couleurname Wozzek). Im Soblaicmmersemester 1959 sowie im Wintersemester 1963/64 war er dort Senior. Gemeinsam mit ihm wurde auch Roderich Regler (Am) rezipiert.

DER HOCHSCHULPOLITIKER SCHATTOVITS

Schattovits engagierte sich bald in der Hochschulpolitik im Rahmen des Wahlblocks (Vorgänger der AG) an der Technischen Hochschule. So war er dort von 1959 bis 1961 Vorsitzender der Fachschaft Maschinenwesen und Elektrotechnik sowie anschließend bis 1963 Vorsitzender des Hauptausschusses der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) an der Technischen Hochschule und somit auch Mitglied des Zentralausschusses der ÖH (Vorgängerin der jetzigen Bundesvertretung).

Damals kam es unter dem Vorsitzenden des Zentralausschusses, Hans G. Blaickner (Cl), zu einer Protestbewegung gegen die Kürzung des Hochschulbudgets, dessen Erhöhung der SPÖ-Vizekanzler Bruno Pittermann blockierte. Für den 14. Dezember 1962 war eine Protestkundgebung der ÖH vor dem Parlament angesagt, die wegen der sog. „Bannmeile“ problematisch war. In der Nacht zum 14. wurden auf der Bude der Franco-Bavaria die Aktiven des Wiener CV zusammengerufen, um sie für Ordnerdienste einzuteilen. Die Polizei hörte alle Telefonate zwischen Blaickner, Schattovits und dem ÖH-Vorsitzenden der Wiener Universität, Peter Wittmann (Kb), ab, jedoch konnte der CV seinerseits den Polizeifunk einfangen, so daß wiederum deren Vorhaben bekannt wurde.

Nach seiner Graduierung war Schattovits Assistent am Institut für Arbeits- und Betriebswissenschaften der Technischen Hochschule tätig, wo er u. a. seine Dissertation verfaßte. Als die Amelungia für das Studienjahr 1967/68 zum Vorort gewählt wurde, holte sein Consemester Regler, der zum Vorortspräsidenten bestimmt wurde, Schattovits zum Beauftragten für Hochschulfragen in den Vorortsausschuß, nachdem er bereits beim damaligen Leiter des Amtes für Hochschulfragen im ÖCV, Gernot Schaffer (Dan), mitarbeitete.

Als die Hochschulwahlen im Januar 1967 für den Wahlblock ungünstig ausgingen, suchte man nach den Ursachen und überlegte Konsequenzen. Bereits im März 1967 tagten die hochschulpolitisch tätigen CVer, darunter auch Schattovits. Das Ergebnis war u. a. die Forderung nach Zurückdrängung der Verbändestruktur im Wahlblock und die Forderung nach Einzelmitgliedschaften. Schaffer delegierte Schattovits in die Wahlblockführung, der nun ein engagierter Vertreter der Einzelmitgliedschafts-Idee wurde. CV-verbandspolitisch wurde er durch die Vororte 1967/68 – Amelungia unter Roderich M. Regler (Am) – und 1968/69 – Bajuvaria unter Claus J. Raidl (Baj) – unterstützt.

Auf einem Aktiventag vom 6. bis 10. März 1968 in Melk konnte Schattovits seine Ideen unterbreiten und die Zustimmung dafür finden, so daß die XI. CVV im Mai 1968 in Wiener Neustadt sich diesem Weg anschloß. Es war dies der Versuch, die bisherigen hochschulpolitisch im Wahlblock agierenden Studentenverbände (CV, KV, KÖL usw.) zu einer schlagkräftigen, modernen studentischen Bewegung zusammenzuschließen. Diese erhielt den Namen Österreichische Studentenunion (ÖSU).

Am 23. Mai 1968 wurden deren Satzungen beschlossen, daran anschließend konstituierten sich die einzelnen ÖSU-Hochschulverbände. Bei der Gründung der Bundes-ÖSU am 18. bis 20. Oktober 1968 in Wien wurde Schattovits Mitglied des Präsidiums. Inzwischen wurde er auf der CVV im Mai 1968 zum Amtsträger für Hochschulfragen gewählt und war somit der entscheidende hochschulpolitische Verantwortliche im ÖCV. Diese Funktion übte er bis zur Cartellversammlung 1969 aus, als der damalige VOP Raidl (Baj) zu seinem Nachfolger gewählt wurde. Danach war er ab 1969 bis zu seinem Tod Vorstandsmitglied der Akademikerhilfe.

Wichtig waren nun die nächsten ÖH-Wahlen im Januar 1969. Denn die ÖSU mußte damals einen Zweifrontenkrieg führen, zum einen gegen einen immer stärker gewordenen Ring Freiheitlicher Studenten (RFS), zum anderen gegen die Aktion, eine linke Wahlblockabspaltung in Graz, sowie die am Horizont aufziehende Linke im Zuge der Ereignisse des Jahres 1968. Die Wahlen wurden – nicht zuletzt unter tatkräftiger Mithilfe von Schattovits – für die ÖSU ein Erfolg. Sie erreichte wieder die absolute Mehrheit im Zentralausschuß, und der RFS verlor gegenüber 1967. Es begann danach dessen kontinuierlicher Abstieg in die Bedeutungslosigkeit.

Helmut Schattovits hatte damals entscheidend mitgewirkt, daß die studentische Vertretung in Österreich im Gegensatz zu Deutschland oder Frankreich nicht in einen linken Strudel geraten ist und daß die Nachfolgerin der ÖSU, die AG, sich noch immer als stärkste Studentenpartei behaupten kann.

Schattovits‘ langjährige Verdienste in der Hochschulpolitik, sein Organisationstalent und sein politisches Gespür bewogen Alois Mock (Nc), ihn zum Leiter seines Büros zu machen, als er am 2. Juni 1969 zum Unterrichtsminister ernannt wurde. Diese Funktion bekleidete er bis zum Ausscheiden Mocks aus der Regierung am 21. April 1970.

DER FAMILIENPOLITIKER SCHATTOVITS

Als der im Juni 1970 zum Präsidenten des Katholischen Familienverbands (KFÖ) gewählte ehemalige Finanzminister Franz Korinek (Baj EM) dieses Amt nach kurzer Zeit wieder zurücklegte, wurde Schattovits am 9. Dezember 1970 zu dessen Nachfolger gewählt. Das sollte sich als ein Glücksfall erweisen. Denn zum einen revitalisierte er den KFÖ, zum anderen wurde er zu einer Triebfeder der Familienpolitik in Österreich.

Mit demselben, fast schon rastlosen, Engagement, wie er es in der Hochschulpolitik betrieb, engagierte er sich nun in der Familienpolitik. Seine Hauptforderungen in dieser Funktion, die er bis zum 8. Dezember 1978 ausübte, waren vor allem: die Verankerung der regelmäßigen Valorisierung der Familienleistung in der Verfassung; die Abgeltung von Pflege und Betreuung mit vier Jahren Pensionsanspruch; die Beendigung der Benachteiligung von Mehrkinderfamilien. Darüber hinaus verstand er sich als unermüdlicher Lobbyist der Familien, in dem er immer wieder darauf hinwies, daß in den Familien wichtige Leistungen für die Gesellschaft erbracht werden, die entsprechend auch honoriert werden müßten.

Ende 1978 trat Schattovits von dieser Funktion mit der Begründung zurück, das Ehrenamt eines Präsidenten des KFÖ nehme zu viel Freizeit in Anspruch, die seiner Familie, insbesondere seinen Kindern, fehlten. Doch die Familienpolitik ließ ihn in der Folge nicht mehr los. 1982 ernannte ihn die Österreichische Bischofskonferenz zum Leiter des Instituts für Ehe und Familie, womit er nun dort seinen beruflichen Weg fand und den Abschied von der Technischen Hochschule bedeutete.

In der Folge gründete Schattovits 1994 das Österreichische Institut für Familienforschung (ÖIF), das an der Universität Wien angesiedelt ist, und war deren Geschäftsführer bis zu seiner Pensionierung 2004. Mit diesem Institut konnte er nachhaltiger seine Vorstellungen vertreten, vor allem die Anerkennung der Familienleistung. Auf seine Initiative kam es 2002 zur Einführung des Kinderbetreuungsgeldes in Österreich, so daß er mit Recht als „Vater des Kinderbetreuungsgeldes“ bezeichnet werden kann. „Bis zuletzt war Hellmuth Schattovits überzeugt, daß erfolgreiche Familienpolitik generationenübergreifend und nachhaltig erfolgen muß. Seine familienpolitische Zukunftsvision: Die Familienpolitik erfolgt ganzheitlich als spirituelle Gesellschaftspolitik, die von einem Lastenausgleich zu einem Leistungsausgleich kommt.“ (Alfred Trendl)

Schattovits war nicht nur Familienpolitiker, sondern die Familie war ihm als zutiefst gläubigen Katholiken auch ein persönliches Lebensanliegen. So war er 1987 Mitbegründer der integrativen, gemeinschaftlichen Wohnform B. R. O. T. („Beten-Reden-Offensein-Teilen“). Die Einweihung des dritten dieser Wohnprojekte in der Seestadt Wien-Aspern konnte er noch vor seinem Tod erleben.

Schattovits war zeitweise Mitglied des Österreichischen Laienrates und zusammen mit seiner Frau von 1982 bis 1987 Mitglied des päpstlichen Rates für Familien. Er wurde das auf Vorschlag von Franz Kardinal König (Rd EM). Er und seine Frau war eines der fünf Ehepaare aus Europa. In seiner Verbindung war Schattovits Mitinitiator der jährlichen Fußwallfahrt nach Mariazell, die er dann dort oder in seiner Pfarre in Wien-Hernals immer mitmachte. Er verstand sich damit als Teil des pilgernden Volkes Gottes und bestimmte, in Wanderkleidung begraben zu werden.

Schattovits starb nach schwerer Krankheit und wurde auf dem Hernalser Friedhof in Wien begraben. 2017 benannte der Katholische Familienverband seine Ehrenmedaille in „Dr.-Helmuth-Schattovits-Ehrenmedaille“.



Werke:

(Auswahl)
Aufgabenplanung. Ansätze für rationale Verwaltungsreform (1987).
Forschungsprojekte Integratives Wohnen als soziales Dienstangebot (1993).
Teilzeitbetreuung von Kindern in Österreich. Eine Bestandsaufnahme zur Orientierung über Formen, Kosten und Finanzierung (1995).
Kinderbetreuungsscheck: Modellentwicklung und Analysen (2000).
Heimat finden. Gemeinschaftliches Wohnen zwischen Sehnsucht und Gelingen (2011).

Quellen und Literatur:

Hartmann, Gerhard (Baj): Für Gott und Vaterland. Geschichte und Wirken des CV in Österreich. Kevelaer 2006, S. 530, 600 und 636.
Hundert (100) Jahre Katholische Österreichische Hochschulverbindung Amelungia im ÖCV. Für Volk und Altar. Redaktion Oskar Mayer. Wien 2008, S. 110f., 154–159, 170–172, 316 und 378.
Trendl, Alfred (NbW): Hellmuth Schattovits (1939–2015), in: öAc 65 (2015), Oktober, S. 34.
Regler, Roderich (Am): Trauerrede für Prof. Dipl.-Ing. Dr Hellmuth Schattovits v. Wozzek, in: GGR. Zeitschrift K. Ö. H. V. Amelungia im ÖCV. 103 Jg., Ausgabe 11/2015, S. 6f.