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Abg. z. NR Dr. Karl Kummer

Abg. z. NR Dr. Karl Kummer

Urverbindung: Aargau (18.11.1923)

Geboren: 01.01.1904, Wien
Gestorben: 15.08.1967, Warschau
Nationalratsabgeordneter, Institutsleiter (Institut für Sozialpolitik und Sozialreform)
Politische Haft: 1938 Polizeigefängnis Wien

Lebenslauf:

Kummer wurde als Sohn eines Arbeiters geboren, absolvierte 1923 das Gymnasium in Wien-Hietzing und studierte als Werkstudent zuerst Chemie an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien, begann aber dann das Studium an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät (Dr. iur.), wo er dem Aargau beitrat.

Schon in seiner Studentenzeit organisierte Kummer Hilfsaktionen für bedürftige Studenten und Arbeiter, wobei er durch den Sozialreformer Karl Frhr. von Vogelsang (AW EM) und den damaligen Berliner Studentenseelsorger Carl Sonnenschein angeregt wurde. Aus dieser Zeit rührt auch seine Freundschaft mit Karl Lugmayer (Aa), mit dem er dann später politisch zusammenarbeitete.

Seine Herkunft sowie sein bisheriges soziales Engagement wiesen ihm den Weg in die Sozialpolitik. Nach einer vierjährigen Gerichtspraxis wurde Kummer 1934 Leiter der Rechtsabteilung der Wiener Arbeiterkammer sowie später dort Leitender Sekretär. 1935/36 arbeitete er beim ÖCV-Amt für Soziale Fragen unter dem Amtsträger Hanns Loibl (Rd) mit. Im Zuge des Anschlusses des Jahes 1938 wurde er in der Nacht vom 11. auf den 12. März verhaftet und war drei Wochen in Haft. Desgleichen wurde er Ende Juni 1938 von seinem Posten in der Arbeiterkammer entlassen. Danach war er zuerst eine Zeitlang arbeitslos und dann kurz beim Reichsnährstand tätig. In der Folge fand er eine Anstellung bei der AEG, die er aus politischen Gründen bald wieder verloren hatte, und fand dann eine solche bei der Firma Wertheimer.

Ab 1942 war Kummer in der Widerstandsgruppe um den späteren Vizebürgermeister Lois Weinberger und hatte auch Kontakt zur Widerstandsgruppe um Heinrich Meier (NbW). In Akten der NS-Zeit wurde er gelegentlich als Parteianwärter genannt. Im Forschungsprojekt über NS-Mitgliedschaft von ÖVP-Mandataren (siehe Literaturverzeichnis) wurde er dahingehend untersucht. Es konnte jedoch keine NSDAP-Mitgliedschaft festgestellt werden

Nach dem Krieg war Kummer wieder in der Wiener Arbeiterkammer tätig und bei der Errichtung des ÖAAB beteiligt, dessen Generalsekretär er 1945 kurzzeitig war. 1953 gründete er mit August M. Knoll (NbW) den Verein für Sozial- und Wirtschaftspolitik und als dessen Einrichtung das Institut für Sozialpolitik und Sozialreform, das bald umgangssprachlich „Kummer-Institut“ genannt wurde und später auch in „Dr. Karl-Kummer-Institut“ umbenannt wurde. Dieses ist ein Forschungs-, Diskussions- und Planungsinstitut auf wissenschaftlicher Basis, das seinerzeit die theoretische Grundlage für die Idee der Sozialpartnerschaft entwerfen half.

Kummers politische Heimat war der ÖAAB. Vom 12. Dezember 1956 bis zu seinem Tod war er Nationalratsabgeordneter. Er war auch zeitweise Obmann des studentischen Unterstützungsvereins „Akademikerhilfe“. Im 21. Wiener Gemeindebezirk ist eine Gasse nach ihm benannt. Kummer wurde auf dem Hietzinger Friedhof in Wien begraben.

Werke:

(Auswahl)
Soziales Studententum. Das Erbe Karl Sonnenschein’s (1933).
Der dritte Weg. Grundsätzliche u. praktische Vorschläge für eine Sozialreform (1949).

Quellen und Literatur:

Im Dienste der Sozialreform. Festschrift für Dr. Karl Kummer. Hg. von Anton Burghardt (NbW) und Karl Lugmayer (Aa). Wien 1965.
Bader, Erwin: Karl Kummer. Ein Leben für die Sozialpartnerschaft. Wien 1993.
Wladika, Michael: Zur Repräsentanz von Politikern und Mandataren mit NS-Vergangenheit in der Österreichischen Volkspartei 1945–1980. Eine gruppenbiographische Untersuchung. Forschungsprojekt im Auftrag des Karl von Vogelsang-Instituts. Wien 2018 (als pdf verfügbar), S, 91–96.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Farbe Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 191f.